DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-11-2017 09:00
SXEU31 DWAV 060800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.11.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Schwierig! Am ehesten vielleicht Übergang von TrW (Trog Westeuropa) zu
(kurzzeitig) BM (Brücke Mitteleuropa)

Heute im Süden und Südosten noch leichter Niederschlag, oberhalb 800 bis 1000 m
als Schnee. Kommende Nacht besonders im Norden und Westen sowie in Teilen der
Mitte leichter Frost.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... befindet sich Deutschland aktuell gerade noch unter einem
langgezogenen Höhentrog, der quasi vom Pol bis nach Nordwestafrika reicht - eine
Strecke, die deutlich zu lang ist, um überleben zu können. Also passiert, was
passieren muss, der Trog tropft in seinem Südteil (in diesem Fall über
Südfrankreich) aus, wenn er es bei Abgabe dieses Bulletins nicht schon getan
hat. Das resultierende Cut-Off-Tief zieht bis Tagesende mit seinem Drehzentrum
nach Sardinien, während der kurzwellige Trogrest im Norden Norddeutschland gen
Ostsee respektive Baltikum passiert. Zwischen dem Cut-Off-Tief und dem
scheidenden KW-Trog steigt das Potenzial über dem Vorhersageraum an, was
ausnahmsweise gleich mal von zwei Seiten passiert. Zum einen "kippt" ein anfangs
noch meridional aufgestellter Höhenrücken vom nahen Ostatlantik soweit
südostwärts ab, dass seine Achse um 24 UTC bis nach Dänemark reicht. Zum anderen
weitet ein über dem östlichen Mitteleuropa positionierter flacher Rücken seine
Amplitude nach Westen und somit bis nach Deutschland aus.

Kurzum, der antizyklonale Einfluss in unserem Land nimmt zu, was sich auch im
Bodendruckfeld widerspiegelt. Dort setzt sich der bereits am Sonntag begonnene
Druckanstieg weiter fort, was den Brückenbau zwischen dem etwas nach Osten
verschobenen Azorenhoch und einem Kontinentalhoch über Russland fördert. Am Ende
des Tages hat es die Atmosphäre sogar geschafft, eine eigenständige Hochparzelle
über Deutschland (Zentrum etwas über 1026 hPa über Vorpommern; ICON) zu
generieren.
Summa summarum klingt also alles nach "high-pressure-influence", was
oberflächlich auch stimmt, trotzdem macht das Wetter nicht überall mit.
Besonders im Süden und Südosten zeigt die geschilderten Mechanismen noch keine
nachhaltige Wirkung. Einerseits ist auf der Nordflanke des abgetropften
Höhentiefs bzw. des korrespondierenden Bodentiefs bis weit in den Tag hinein
noch WLA wirksam, die über die Alpen nordwärts ausgreift und dort für wenn auch
schwächer werdende Hebungsprozesse sorgt. Andererseits stellt sich an den Alpen
eine leichte Staukomponente ein, die nun auch nicht gerade die Wolkendecke zum
Auflockern bringt. So kommt es also von der Grenze zu Austria und der Schweiz
bis hoch zum Erzgebirge noch zu leichten Niederschlägen (meist unter 10 mm
innert 12 h), die sich im Tagesverlauf aber mehr und mehr in den südöstlichen
bajuwarischen Freistaat bzw. an den Alpenrand zurückziehen. Die Schneefallgrenze
steigt wieder etwas an, so dass etwa oberhalb 1000 m noch ein paar Zentimeter
Neuschnee dazukommen können, während weiter unten wohl nur nasser Schnee oder
Schneeregen fällt.
Während es im Süden und Südosten heute also noch regnerisch, zumindest aber
stark bewölkt bis bedeckt bleibt, sieht es für die nördlichen und westlichen
Landesteile etwas besser aus. Hier kommt die eingeflossene polare Meeresluft
(T850 -1 bis -4°C) unter Absinken zur Ruhe (d.h. eigentlich ist sie das in der
vergangenen Nacht schon). Bis zum Abend etabliert sich zwischen 700 und 750 hPa
eine Absinkinversion, die der anfänglich im Nordwesten durchaus noch vorhandenen
Schaueraktivität zunehmend den Hahn abdreht. Ansonsten stellt sich eine Mischung
aus Wolken und Auflockerungen bzw. sonnigen Abschnitten ein, wobei die höchste
Sonnenscheindauer für die Küste und das küstennahe Binnenland nebst ganz
Schleswig-Holstein anzunehmen ist. Trotz zeitweiliger Einstrahlung - wir haben
ja schließlich November und Kaltluft - wird es aber nicht milder als 8 bis 11°C.
Immerhin, denn im bewölkten Süden und Südosten stehen lediglich 3 bis 8°C auf
der Karte.

In der Nacht zum Dienstag verstärkt sich der Hochdruckeinfluss wie bereits
erwähnt noch etwas. Die anfänglich im südlichen und östlichen Bayern
auftretenden, ohnehin nur noch schwachen Niederschläge lassen weiter nach
respektive hören ganz auf. Allerdings bleibt die Wolkendecke im Süden und
Südosten weitgehend geschlossen. Ansonsten lockert es bzw. klart es vielerorts
auf, wobei sich gebietsweise Nebel oder Hochnebel bildet. Außerdem sinkt die
Temperatur im Westen und Norden abgesehen vom unmittelbaren Küstenumfeld auf
Werte um oder gebietsweise sogar etwas unter den Gefrierpunkt, verbreitet tritt
Frost in Bodennähe auf. Nach Südosten hin bleibt es unter den Wolken außer in
höheren Lagen frostfrei.

Dienstag... bleibt das Potenzial über dem Vorhersageraum bei schwachem
Gradienten antizyklonal konturiert, wobei sich der Rücken östlich von uns
durchsetzt. Das abgetropfte Höhentief bleibt aber über dem Tyrrhenischen Meer in
Lauerstellung, während sich gleichzeitig ein neuer Trog dem europäischen
Kontinent nähert, ohne bei uns aber schon einen nachhaltigen Eindruck zu
hinterlassen.
So steht der siebente Tag des Monats Novembers im Zeichen antizyklonaler
Rahmenbedingungen, auch wenn der Luftdruck beginnt zu fallen. Das Hoch verlagert
seinen Schwerpunkt zu den baltischen Staaten, es bleibt aber noch eine schwache
Brücke übrig. Es stellt sich eine größtenteils schwache östliche bis
nordöstliche Bodenströmung ein, mit der weiterhin Kaltluft advehiert wird. Somit
spielt der Wind keine große Geige, lediglich in den ostbayerischen
Mittelgebirgen kann der Ostwind in Kammlagen oder in ost-west-exponierten Tälern
mal etwas spürbarer auffrischen. Dabei kommt es zu begünstigenden Leeeffekten,
die sich in Form von Auflockerungen oder gar sonnigen Abschnitten in Teilen
Niederbayerns und der Oberpfalz bemerkbar machen. Hoffnung auf etwas
Vitamin-D-fördernde Sonnenstrahlung dürfen sich auch die Westdeutschen sowie
Teile Norddeutschlands machen, insbesondere Richtung Küste. Ansonsten halten
sich vielerorts zäher Nebel oder Hochnebel bzw. eine weitgehend geschlossene
SC-Bewölkung, aus der im Süden gebietsweise sogar ein paar Tropfen Regen oder
Nieselregen fallen sollen. Dabei reicht es thermisch meist nur für 4 bis 9°C,
was statistisch betrachtet für die erste Novemberdekade aber relativ normal ist.
Zweistellige Werte von 10°C oder etwas darüber sind am ehesten im Lee der
ostbayerischen Mittelgebirge zu erwarten, wenn dort die Sonne durchbricht.

In der Nacht zum Mittwoch tropft über Frankreich auch der neue Trog ab, während
sich der Rücken etwas nach Norden verlagert. Das neue Cut-Off-Tief geht mit dem
alten, mittlerweile über Mittelitalien angekommenen Cut-Off-Tief eine Liaison
ein. Besonders in der unteren Troposphäre (siehe 850 und 700 hPa) wird die
Potenzialstruktur im Südwesten und Westen wieder zyklonaler, worauf die Modelle
mit einer leichten Intensivierung der Hebungsprozesse reagieren, die dort zu
leichten Niederschlägen (0,5 bis 3 mm/12 h, bei GFS lokal etwas mehr) führen
sollen. Dabei dürfte sich die Schneefallgrenze bei etwa 1000 m einpendeln. Frost
ist mit Ausnahme einiger höherer Lagen erst mal kein Thema mehr, besonders in
der Mitte bildet sich dort, wo es aufreißt, gebietsweise Nebel.

Mittwoch... verlagert sich das Höhentief über Frankreich vom westlichen in den
südlichen Landesteil. Dabei "schluckt" es mehr und mehr das Höhentief über
Italien, es bleibt aber ein bis zum Balkan gerichteter Trog übrig. Nördlich
davon stellt sich eine zyklonal konturierte östliche Höhenströmung ein, die
quasi den gesamten Süden und die westlichen Landesteile überdeckt, während nach
Norden und Nordosten hin weiterhin der o.e. Rücken wirksam ist. Bodennah stellen
sich ganz flaue Druckverhältnisse in Form einer amorphen Tiefdruckrinne ein, die
dich ausgehend von dem immer noch präsenten Tief über Italien bzw. der Adria
noch Nordwesten erstreckt.
Wettermäßig sieht es am Mittwoch eher nach einem grauen Novembertag mit vielfach
bedecktem Himmel)Bergland teils neblig) und nur wenigen Auflockerungen aus.
Trotz immer noch gegebener Modellunterschiede zeichnet sich doch ab, dass es im
Süden und Südwesten zeit- und gebietsweise leicht regnet oder nieselt, oberhalb
rund 1000 m etwas schneit. Große Mengen stehen aus heutiger Sicht aber nicht auf
der Karte, was auch für die Nacht zum Donnerstag gilt.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die externen Modelle liefern dem ICON sehr ähnliche Lösungen, substanzielle
Abweichungen sind nicht erkennbar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann