DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-11-2017 21:00
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.11.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Heute Nacht an den Alpen Dauerregen und in höheren Lagen markanter Schneefall.
Morgen unter Hochdruckeinfluss zunehmend ruhiges Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... bestimmt ein Trog mit einer Achse von Westnorwegen bis zu den
Balearen das Wettergeschehen. Er wird von Höhenhochs über dem nahen Atlantik und
über Osteuropa flankiert. Bodennah ist ein Tief über Mittelschweden
wetterbestimmend, das Teil einer meridionalen Rinne auf der Vorderseite des o.e.
Troges ist. Ein weiteres Tief hat sich über dem Ligurischen Meer gebildet. In
diese Tiefdruckrinne eingebettet liegt ein Frontensystem, das sehr milde Luft
über Osteuropa von deutlich kälterer Luft über Westeuropa trennt. Das
Frontensystem überquert als wellende Kaltfront derzeit Deutschland ostwärts. In
seinem Bereich kommt es vor allem über dem Süden des Landes zu mäßigen, teils
sogar starken Regenfällen. Diese drücken bei 850-hPa-Temperaturen zwischen -1
und -2 Grad die Schneefallgrenze bereits jetzt von Westen her gegen 800 m hinab.
Im Süden ist mit der Kaltfront auch ein deutlicher Temperaturrückgang (zuvor
föhnig erwärmte Luft) verbunden, der auch einen deutlichen Druckanstieg zur
Folge hat. Somit kommt es dort mitunter zu steifen Böen bis 60 km/h, wobei der
bodennahe Wind auf West dreht. Ganz im Westen des Landes ziehen die Wolken der
Front allmählich ab, dort kommt es zu Schauern. Einzelne Gewitter sind dabei
nicht ausgeschlossen.

In der Nacht zum Montag tropft von dem westeuropäischen Trog ein Höhentief ins
westliche Mittelmeer ab, was die Tiefdruckentwicklung über dem Ligurischen Meer
weiter verstärkt. Das nördliche Trogresiduum kommt langsam nach Schweden voran.
Über Deutschland nimmt dagegen das Geopotenzialminimum, das uns von Westen her
erreicht schon zunehmend antizyklonale Züge an und die zugehörige Höhenkaltluft
wird abgebaut. Damit ist es mit den Schauern und Gewittern im Westen bald zu
Ende. Die Kaltfront überquert Deutschland nach Osten, hängt aber südlich der
Alpen aufgrund der dortigen Tiefdruckentwicklung deutlich zurück. Über
Süddeutschland setzt sich dagegen von Westen her ein Hochdruckkeil durch. Im
Norden sind weiter westliche Winde dominierend, im Süden dagegen zunehmend
nördliche. Damit setzt an den Alpen eine Staukomponente ein, abgeschwächt auch
am Erzgebirge. Zudem greift vom Tief im Süden WLA bis zum nördlichen Alpenrand
aus, so dass vor allem dort noch recht ergiebige Niederschläge stattfinden.
Ansonsten ziehen sich die abschwächenden Regenfälle Richtung Erzgebirge und
Südostbayern zurück, wo auch in der Nacht noch gebietsweise über 10 mm Regen
möglich sind. Mit einem allmählichen Rückgang der Schneefallgrenze auf 800 bis
700 kann es in den Gipfellagen etwas Neuschnee geben, im Bayerischen Wald gegen
Morgen auch bis in die höchsten Tallagen. An den Alpen kommen dagegen von heute
Mittag bis morgen Mittag meist zwischen 20 und 40 mm Niederschlag zusammen. Im
Westallgäu wurde deswegen eine Warnung vor Dauerregen ausgegeben, die bis morgen
früh gilt. In den übrigen Regionen dominiert bis in mittlere Lagen schon früh
der Schnee, so dass dort keine Dauerregenwarnungen nötig sind. Vielmehr kann es
in Lagen ab 1500 m 20 bis 40 cm Neuschnee geben, in Lagen ab 1000 m 10 bis 20
cm, in Lagen ab 800 m bis zu 10 cm. Entsprechende Schneefallwarnungen wurden
ausgegeben. Im übrigen Land bleibt es in der Nacht meist niederschlagsfrei. Über
der See kann es aufgrund des warmen Meerwassers noch Schauer geben. Im Westen
kann es bei Auflockerungen im Bergland Tiefstwerte nahe 0 Grad geben, mit
entsprechender Bodenfrostgefahr. Auch örtliche Glätte durch überfrierende Nässe
kann dann vor allem auf Brücken auch nicht ausgeschlossen werden. Nebel ist
außer im höheren Bergland kaum zu erwarten, dazu ist es noch zu windig und
vielfach reichen auch die Wolkenauflockerungen nicht dazu aus.

Montag ... verbleibt Deutschland weiterhin im Bereich eines schwachen Troges der
den skandinavischen Trog mit einem kräftigen Höhentief verbindet, das nach
Sardinien zieht. Dabei herrscht im westlichen Mittelmeer und über Italien
Tiefdrucktätigkeit. Über Deutschland setzt sich dagegen das Bodenhoch von Westen
immer mehr durch. Es wird im Ostteil eher durch KLA gestützt, ganz im Westen
durch NVA, weil sich ein Rücken vom Ärmelkanal Richtung Nordsee aufbaut. Damit
stellt sich in der eingeflossenen maritimen Polarluft (-2 bis -4 Grad in 850
hPa) ruhiges Wetter ein, wobei sich die anfangs noch teils starke
Stratocumulusbewölkung von Nordwesten her auflockert. Richtung Südosten gibt es
noch leichte Regenfälle, nennenswerte Niederschläge gibt es aber nur noch an den
Alpen, wo neben der Staukomponente auch weiterhin leichte WLA von Süden her
wetterwirksam ist. Somit können tagsüber noch einmal um 5 mm Niederschlag
fallen, vereinzelt bis 10 mm. Dabei fällt ab 800 m meist nasser Schnee, ab 1000
m kann es auch noch leichten Neuschneezuwachs geben. An der Nordsee gibt es nur
noch vereinzelte Schauer, da sich eine im Tagesverlauf bis gegen 750 hPa
absinkende Inversion der Schauertätigkeit entgegenstellt. Mit Höchstwerten um 10
Grad, Richtung Südosten auch deutlich darunter, bleibt es deutlich kühler als an
den Vortagen.

In der Nacht zum Dienstag steigt das Potenzial noch an und es dominiert
weiterhin Hochdruckeinfluss. Letzte schwache Niederschläge kann es noch ganz im
Osten und an den Alpen geben, wo immer noch Stratocumulusbewölkung dominiert. In
der Mitte und Richtung Nordwesten ist es anfangs meist klar, im Verlauf der
Nacht aber gebietsweise auch neblig. Da sich der Hochschwerpunkt nach Nordosten
verlagert, dreht der Wind vielfach auf östliche oder nordöstliche Richtungen. Es
wird noch etwas kälter als in der Nacht zuvor: Bei klarem Himmel muss abgesehen
vom Küstenumfeld gebietsweise mit leichtem Frost und verbreitet mit Frost in
Bodennähe gerechnet werden. Unter Wolken bleibt es meist frostfrei.

Dienstag ... erreicht ein neuer Trog die Britischen Inseln. Er trennt das bei
uns wetterbestimmende Hoch vom Azorenhoch ab, so dass wir in den Einflussbereich
des Festlandshochs kommen und damit weiter östliche Winde dominieren. Über dem
östlichen Bergland kann der Wind sogar stark böig auffrischen. Es dominiert
ruhiges, vielfach aber bewölktes Wetter mit sich nur zögernd auflösendem Nebel
und Hochnebel sowie teils dichter Sc-Bewölkung. Am meisten Sonne dürfte es im
Nordwesten und im Lee des südöstlichen Berglandes (Oberpfalz/Niederbayern)
geben. Aus der tiefen Bewölkung wird hier und da auch etwas Regen simuliert.
Meist bleiben die Höchstwerte etwas unter 10 Grad, bei Sonne liegen sie etwas
darüber.

In der Nacht zum Mittwoch tropft über Frankreich ein neues Höhentief ab und
westlich unseres Landes bildet sich eine Tiefdruckrinne. Unter Einfluss des
Hochs im Osten herrschen bei uns nach wie vor östliche Winde, die sich aber
abschwächen, da der Gradient etwas auffächert. Teilweise verläuft die Nacht
wieder klar, dann kann sich noch einmal geringer Frost einstellen. Allerdings
sorgen etwas schwer greifbare Hebungsgebiete (WLA im Osten Deutschlands, PVA im
Westen) wohl für verstärkte Bewölkung und die Modelle reagieren auch mit
verstärkten Regenfällen von einigen wenigen Millimetern. Bei
850-hPa-Temperaturen um -2 Grad sollte die Schneefallgrenze um 1000 m liegen.

Mittwoch ... verlagert sich das Höhentief über Frankreich südwärts, während von
Osten her wieder ein Rücken verstärkt nach Deutschland übergreift. Im
Bodendruckfeld verlagert sich die Tiefdruckrinne von Westen her nach
Deutschland, wird aber immer diffuser, so dass nur schwache Winde herrschen, die
von Westen her auf West drehen und nur noch im Nordosten ganz klar aus Ost
kommen. Insgesamt dürfte die feuchte Luftmasse weiterhin leicht gehoben werden,
so dass meist Bewölkung überwiegt, aus der auch zeit- und gebietsweise etwas
Regen fällt, wobei eine genaue räumliche Zuordnung von Regengebieten aus
heutiger Sicht vollkommen unmöglich erscheint. Viel sollte es aber eh nicht
werden - vielmehr der Jahreszeit entsprechendes tristes und feuchtes
Novembergrau. Damit stehen aber - von geringfügigen Schneefällen ab 1000 m und
Nebel im höheren Bergland abgesehen - auch keine warnwürdigen
Wettererscheinungen auf der Tagesordnung.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle simulieren die synoptischen Strukturen sehr ähnlich.
Etwas Unsicherheit gibt es noch in der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch, wo -
wie oben schon beschrieben - die synoptischen Strukturen etwas diffus sind, so
dass Lage und Stärke von Niederschlägen noch nicht genauer beschrieben werden
können.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann