DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-11-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.11.2017 um 10.30 UTC



Meist unbeständig mit Regenfällen, im höheren Bergland Schneefall. Zum kommenden
Wochenende im Küstenumfeld Sturmböen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 12.11.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Mittwoch liegt Deutschland
auf der Vorderseite eines abgetropften Höhentiefs über Frankreich, während sich
über Osteuropa ein kräftiges Hoch mit Schwerpunkt über Weißrussland befindet.
Dadurch fließt verhältnismäßig kühle Meeresluft in unseren Raum ein. Die 850 hPa
Temperatur bewegt sich im Bereich von etwa 0 Grad, so dass die Schneefallgrenze
bei etwa 1000m liegt. Lediglich im Nordosten bleibt es bei schwachem
Hochdruckeinfluss noch meist trocken.
Am Donnerstag weitet sich ein Nordatlantischer Höhentrog nach Osten hin aus und
erreicht im Tagesverlauf den Norden Deutschlands, die Kaltfront des
dazugehörenden Sturmtiefs über dem Nordmeer erreicht gegen Abend den Nordwesten
des Landes. Das bereits erwähnte abgetropfte Höhentief über Frankreich verlagert
sich nach Norditalien. Es beeinflusst auch weiterhin den Süden Deutschlands. Die
mäßig kühle Meeresluft bleibt somit wetterbestimmend. Bis auf den äußersten
Osten kommt es damit am Donnerstag zu weiteren Niederschlägen.
Bis Freitagfrüh hat uns die Front weitgehend überquert. Sie gelangt allerdings
zunehmend unter den Einfluss eines von Westeuropa vordringenden Höhenrückens,
der im Bodendruckniveau einen Hochkeil stützt, sodass sich die Wetterwirksamkeit
der Front deutlich abschwächt. Oberhalb von etwa 800 bis 1000 m ist etwas
Neuschnee zu erwarten.
Nach einer vorübergehenden Wetterberuhigung am Freitag nähert sich in der Nacht
zum Samstag von der Nordsee ein weiterer Höhentrog, der schließlich am Abend und
in der Nacht zum Sonntag Deutschland bereits nach Osten überquert haben dürfte.
Korrespondierend zu dem Trog zieht ein Sturmtief vom Seegebiet zwischen Island
und Schottland unter Abschwächung über das Nordmeer nach Skandinavien, es
befindet sich schließlich am Sonntag über Mittelschweden bzw. der nördlichen
Ostsee. Dadurch nimmt der Gradient hierzulande etwas zu und vor allem im
Küstenumfeld und in den Hochlagen der nördlichen Mittelgebirge muss man mit
Sturmböen rechnen.




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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der ab Mittwoch zunehmend zyklonal geprägte Witterungsabschnitt wird von den
jüngsten Läufen des EZMW konsistent vorhergesagt.

Ab dem kommenden Wochenende lässt aber die Konsistenz der jüngsten Modellläufe
des EZMW nach. Alle Modellläufe zeigen die Entwicklung des Sturmtiefs, das etwa
von Nordmeer über Skandinavien ostwärts ziehen soll. Das Sturmfeld soll bereits
Nacht zum Samstag auf uns übergreifen, während es nach dem gestrigen 00 UTC Lauf
uns erst 24 h später erfassen sollte. Auch sollte die Zugbahn des Tiefs
insgesamt etwas weiter südlich verlaufen und rückseitig der durchschwenkenden
Kaltfront am Samstag noch etwas kältere Meeresluft einfließen. Nach dem heutigen
Lauf ändern sich die Temperaturen zunächst kaum und erst im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum soll eine stärkere Abkühlung erfolgen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die gängigen globalen Modelle zeigen zunächst generell eine hohe
Übereinstimmung, ab dem kommenden Wochenende gibt es aber deutliche
Unterschiede, während ECMWF und GEM auf eine Troglage über Mitteleuropa
einschwenken, simuliert GFS eine eher milde zyklonal geprägte Westlage, ICON
bewegt sich zwischen diesen beiden Lösungsvorschlägen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bei der Rauchfahne für Offenbach fällt beim Verlauf des Geopotentials in 500 hPa
auf, dass sich Haupt- und Kontrolllauf am Donnerstag und Freitag am unteren Rand
des Ensembles befinden. Das heißt, dass die Mehrheit der Member ein höheres
Geopotential aufweisen, was wiederum die etwas antizyklonalere Version von GFS
stützen würde. Auch bei dem erneuten Absinken des Geopotentials am Wochenende
ist ein großer Spread vorhanden. Der Temperaturverlauf besitzt einen deutlich
geringeren Spread. Dabei verharrt die Temperatur in 850 hPa von Mittwoch bis
Sonntag auf ähnlichem Niveau zwischen +2 und minus 3 Grad.
Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden drei
Cluster, wobei sich für Mitteleuropa keine wesentlichen Unterschiede ergeben.
Für den Zeitraum von Freitag bis Samstag gibt es fünf Cluster, wobei zwei auf
eine Troglage und somit auf einen zyklonal geprägten Witterungsabschnitt
hindeuten. Cluster drei und vier zeigen dagegen eine klassische zyklonal
geprägte milde Westwetterlage und Cluster fünf einen nach Mitteleuropa
reichenden Rücken und somit eine milde antizyklonal geprägte Westwetterlage.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ab Mittwoch und am Wochenende kann es insbesondere an den Alpen oberhalb von 800
bis 1000 m um 10 cm Neuschnee in 12 Stunden geben.

Am Wochenende nimmt der Wind an den Küsten und in den nördlichen Mittelgebirgen
zu und weht stark bis stürmisch (Bft 7 bis 8), mit einzelnen Sturmböen Bft 9 bis
10 aus Nordwest in exponierten Lagen an der Nordsee und den Gipfellagen der
nördlichen Mittelgebirgen.
EFI gibt dagegen keine Hinweise für signifikante Wettererscheinungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer