DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-05-2016 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 06.05.2016 um 10.30 UTC



Von Südwesten zunehmend Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 13.05.2016


Am Montag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, bestimmen nach dem EZMW-Modell
zwei umfangreiche Drucksysteme das Wetter in Europa. Zum einen handelt es sich
dabei um eine hochreichende Antizyklone, die von Island über das Nordmeer und
Südskandinavien bis nach Russland reicht. Beim Anderen handelt es sich um einen
umfangreichen Tiefdruckkomplex, der sich auf dem Atlantik westlich der Biskaya
und der Iberischen Halbinsel befindet. Damit wird bodennah aus Osten, in der
Höhe aus Ostsüdost recht warme Luft (T850 6 bis 10 Grad) advehiert. Diese ist im
Südwesten auch etwas feucht, so dass dort im Tagesverlauf einzelne Gewitter
entstehen können. Ansonsten dominiert sonniges und wolkenarmes Wetter.
Am Dienstag gewinnt die feuchte Luft etwas an Raum gen Norden, zudem können aus
dem Höhentief im Südwesten schwache Randtröge mit etwas Hebung herauslaufen, so
dass die Gewitteraktivität im Süden und Südwesten zunehmen dürfte. Ansonsten
bleibt es weiterhin freundlich.
Am Mittwoch zieht sich das Hoch weiter nach Norden zurück und Deutschland liegt
immer mehr im Einflussbereich eines südwesteuropäischen Trog- und Tiefkomplexes.
Die Gewitteraktivität weitet sich damit weiter nordwärts aus.
Am Donnerstag verlagert sich der Trog nach Norditalien und es entwickelt sich
ein Tief, das südlich der Alpen ostwärts zieht. Zunächst kommt es zu einer
kurzen Föhnsituation an den Alpen, bevor im Laufe des Tages Hebungsprozesse von
Süden auf Süddeutschland übergreifen und dort für stratiforme Regenfälle sorgen.
Im Norden dreht der Wind zunehmend auf Nordost und es wird wieder eher
trockenere Luft herangeführt, so dass es wohl wieder freundlicher wird. Es
bleibt recht warm mit 8 bis 10 Grad in 850 hPa.
Am Freitag zieht das Höhentief nach Osteuropa und nimmt Kontakt mit einem Trog
über Nordskandinavien auf. Das Bodentief verlagert sich nach Weißrussland.
Westlich von uns herrscht hohes Potenzial. Damit dreht die Strömung auf Nord,
allerdings gelangt zunächst kaum kühlere Luft zu uns. Der Schwerpunkt der
Niederschläge verlagert sich an die Alpen.
In der erweiterten Mittelfrist soll sich das Tief in Osteuropa noch verstärken
und der Trog in diese Region vorstoßen, während bei uns von Nordwesten der
Hochdruckeinfluss zunimmt. Dabei fließt etwas kühlere Luft von Norden bei uns
ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Dienstag sind die jüngsten drei Läufe des EZMW-Modelles in guter
Übereinstimmung. Am Mittwoch zeigen sich erste Unterschiede. Das im aktuellen
Lauf südlich von uns durchziehende Tief wurde in den vorigen Läufen schwächer
und nördlicher (bei uns) simuliert. Zum Freitag und Samstag hin nistete sich in
den Vorgängerläufen noch ein recht flaches Tief über Osteuropa ein, während im
jetzigen Lauf ein wesentlich stärkeres Tief dann auch rasch nach Nordosten
weiter zieht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Mittwoch sind die verschiedenen Modelle noch in guter Übereinstimmung.
Danach simulieren alle eine Verlagerung des Troges nach Osten, wo aber genau
Höhentiefs liegen und wo sich das Bodentief bildet, wird noch unterschiedlich
simuliert. EZMW und NAVGEM zeigen eine Tiefzugbahn südlich der Alpen, wobei das
Tief nach NAVGEM dann recht weit südlich liegen bleibt, während es sich nach
EZMW über Osteuropa stark entwickelt und nordostwärts zieht. Die anderen Modelle
(ICON, GFS, GEM, UKMO) lassen Tief und Trog (Höhentief) eher über Mitteleuropa
hinweg ziehen, wobei auch dann unterschiedliche Weiterentwicklungen möglich
sind, je nachdem ob das Tief auf eine entwicklungsgünstige Trogvorderseite
gerät. Die Variante mit dem Anzapfen sehr kalter Luft ist eine GFS-Spezialität
(-5 Grad in 850 hPa über dem Nordwesten Deutschlands am Samstagmorgen) und wird
für nicht sehr wahrscheinlich erachtet. Allerdings wird es auch nach GEM und
EZMW am nächsten Wochenende kälter.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-Ensemble verteilt sich im Mittelfristzeitraum (t+120 bis t+168) auf 5
Cluster. Dabei belässt C1 (15 Mitglieder) das Tief noch südwestlich von uns. C2
(11 Mitglieder + Hauptlauf) lässt das Tief über die Alpen hinweg nach Tschechien
ziehen. C3 (9 Mitglieder) hat eine noch etwas nördlichere Zugbahn. C4 und C5
(zusammen 16 Mitglieder) lassen den Trog im Südwesten Kontakt mit einem Trog im
Norden aufnehmen, so dass es zu kräftigerer Tiefdruckentwicklung über
Deutschland kommt.
Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen einen leichten Rückgang der Temperatur (auf
etwa 6 Grad in 850 hPa) ab Freitag, wobei ab Samstag schon wieder recht schwache
Niederschlagssignale vorherrschen. Auch wird dann wieder weniger Bewölkung
simuliert. Es gibt aber auch einzelne Ensemblemitglieder, die stark nach unten
ausbrechen (-4 Grad in 850 hPa).

Das Ensemble des GFS zeigt ab dem nächsten Freitag zurückgehende
850-hPa-Temperaturen (von 10 auf etwas unter 5 Grad), wobei Anfang der
übernächsten Woche die Niederschlagssignale schon wieder weniger werden. Dabei
wird auch wenig Bewölkung simuliert, was eine etwas kühlere Hochdrucklage
andeutet. Auch wenn die Mehrheit der Ensemblemitglieder deutlich milder bleibt
als der GFS-Hauptlauf, so besteht doch eine gewisse Chance, dass "Bonifatius"
oder die "kalte Sophie" noch einmal zuschlagen könnten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die prognostizierten Wahrscheinlichkeiten für erhöhte CAPE-Werte ergeben in
Kombination mit den anderen Basisfeldern ab Montag zunehmende Gefahr starker
Gewitter. Von Dienstag bis Donnerstag besteht vor allem im Süden und in der
Mitte auch die Gefahr unwetterartiger Gewitter.
EZMW-EPS zeigt am Donnerstag und Freitag erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
Dauerregen (über 30 mm in 24 Stunden) an den Alpen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX bis Freitag, ab Samstag EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann