DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-10-2017 09:00
SXEU31 DWAV 210800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.10.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz

Beginnend kommende Nacht zum Sonntag an den Alpen meist markanter Dauerregen, in
Hochlagen über 1500m, zeitweise ab 1000m Schneefall. Bis Montagabend, teilweise
bis in den Dienstag andauernd. Örtlich an die 60mm in 48h.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... kann man die Wetterlage insgesamt wohl ganz gut als West zyklonal
einordnen, wobei wir zunächst mal auf der Vorderseite eines markanten
Langwellentroges über Westeuropa liegen, der sich amplifiziert, aber weiter
progressiv verhält und sich Mitteleuropa nähert. Das zugehörige Sturmtief
befindet sich fast senkrecht unter dem Höhentief, was nichts anderes bedeutet,
als das es den Höhepunkt seiner Entwicklung überschritten hat, sich nun wieder
auffüllt und nur noch langsam nach Osten vorankommt. Es erreicht in der
kommenden Nacht mit einem Kerndruck von ca. 990 hPa das Seegebiet der Forties
(Nordsee, östlich Schottlands).
Die zugehörige teilokkludierte Kaltfront greift heute von Westen auf Deutschland
über und überquert uns in der kommenden Nacht. Von daher verdichtet sich die
Bewölkung von Westen weiter und es setzt meist leichter Regen ein, der sich bis
zum Abend in den Osten und Südwesten Deutschlands ausbreitet.

Präfrontal bleibt es in Südbayern noch bis zum Abend trocken, leicht föhnig
unterstützt sich dort auch mehr als 20 Grad zu erwarten. Auch postfrontal
lockert in der einströmenden frischeren Meeresluft die Bewölkung im Westen am
Nachmittag wieder auf, einzelne Schauer entwickeln sich wohl höchstens im
Nordwesten. Über der Nordsee, wo die Schichtung teilweise bis an die 500 hPa
labil sein kann, sind zum Abend auch kurze Gewitter mit stürmischen Böen nicht
ausgeschlossen.
Der Druckgradient nimmt zwar vor allem über dem Nordwesten zu, hält sich aber in
Grenzen und bei neutraler bis leicht stabiler niedertroposphärischer Schichtung
sind nur über dem Westen exponiert einzelne Windböen Bft 7 zu erwarten. Auch
über der Nordsee wird es schwierig die Bft 7 zu erreichen bei meist ablandigem
Wind. Im höheren Bergland sind ebenfalls Bft 7 bis 8 möglich, exponiert Brocken
und Feldberg im Schwarzwald Bft 9. Die Höchstwerte liegen zwischen 14 und 18
Grad, im Süden um 20 Grad.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich der Höhentrog über Frankreich nach Süden
aus, kommt dennoch aber auch in den Westen Deutschlands voran. Die begleitende
Okklusion zieht weiter nach Osten und erfasst mit teils länger anhaltendem Regen
den Osten und Süden Deutschlands. Postfrontal über dem Westen und Nordwesten
lockert die dichte Bewölkung vorübergehend stärker auf, bevor sie im Verlauf der
Nacht im Westen wieder zunimmt. Auf der unmittelbaren Trogvorderseite kommen
dann auch im Nordwesten wieder schauerartige Regenfälle auf. Im Nordseeumfeld
sind wieder lokale Gewitter möglich. Die Annäherung des Troges wird von einer
Verstärkung des Geopotential- und Druckgradienten begleitet, wobei sich ein
strammer West- bis Südwestwind mit rund 35 bis 40 kt in 850 hPa auf den Westen
Deutschlands ausweitet. Im Tiefland weht mäßiger Südwestwind, der im Nordwesten
sowie in bei Südwestwind anfälligen Regionen zeitweise böig auffrischt.
Besonders im Bergland und auf den Nordfriesischen Inseln ist die
Windverschärfung in Form von stürmischen Böen (Bft 7 bis 8), auf dem Brocken in
Form von Sturmböen Bft 9 bis 10 zu erkennen.


Sonntag... gelangt ganz Deutschland von Westen her unter den umfangreichen
Höhentrog mit 500 hPa Temperaturen von -22 bis -26 Grad. Gleichzeitig verlagert
sich das über der Nordsee liegende und sich weiter auffüllende Bodentief (abends
knapp 1000 hPa) nur noch sehr schleppend nach Osten bis Südosten. Deutschland
liegt in einer zyklonal geprägten Strömung, in der bei wechselnder Bewölkung,
abgesehen wahrscheinlich vom Osten, wiederholt Schauer zu erwarten sind. Südlich
der Donau, vor allem am Alpenrand regnet es für längere Zeit. Allerdings lässt
hier der Regen im Tagesverlauf nach.
Besonders in Nordseenähe können einzelne kurze Gewitter nicht ausgeschlossen
werden, obwohl auch dort die Konvektion nicht sonderlich hoch reichen dürfte.
Dank eines weiterhin kräftigen Luftdruckgradienten und einer gut durchmischten
niedertroposphärischen Luftmasse sind abgesehen vom Osten und Süden Böen Bft 7
aus West bis Südwest zu erwarten mit Potential für Sturmböen im Bergland (Bft 8
bis 9) und Bft 8 an der Nordsee. Mit Drehen der Strömung auf Südwest bis West
erreicht eine kühlere, maritim geprägte Luftmasse Deutschland, auch wenn diese
immer noch recht stark erwärmt ist. Die Maxima liegen meist nur noch zwischen 11
und 15 Grad, im Bergland gehen sie auf rund 8 Grad zurück. Im Süden bedeutet
dies gegenüber dem Vortag einen Temperaturrückgang um lokal fast 10K.

In der Nacht zum Montag kommt es im Trogbereich und gestützt durch
Warmluftadvektion von Westen her zu weiteren schauerartigen Regenfällen, die
dank aufkommender Staukomponente auf der Trogrückseite an den Alpen länger
anhalten können. Der Trog tropft unterdessen zur Adria hin ab. Auch im
Nordwesten liegt ein Schwerpunkt, da das sich weiter auffüllende Tief vor die
holländische Nordseeküste zieht. Die Schneefallgrenze sinkt bei T850 von 0 bis
-1 Grad an den Alpen und in den östlichen Mittelgebirgen auf 1000 bis 1200m.
Während damit in Hochlagen über 1500m Schneefallwarnungen in Frage kommen,
könnte sich der Niederschlag in einigen Staulagen am Alpenrand schon auf 20 bis
30 mm seit der Nacht zum Sonntag akkumulieren.


Montag... zieht das Cut-Off-Tief zum Balkan und stützt dort die Entwicklung
eines umfangreichen Tiefdrucksystems. Gleichzeitig nähert sich von Westeuropa
her ein Höhenrücken, der zunächst aber noch westlich von uns verbleibt. Bei uns
resultiert daraus eine zunehmende nordwestliche Höhenströmung, wohingegen der
Gradient am Boden zwischen dem sich in den Nordwesten Deutschlands verlagernden
Tief und einem gen Schweiz und Süddeutschland gerichteten Hochkeil auffächert.
Trotzdem sind an der Nordsee, im Nordwesten vorübergehend, und in exponierten
Hochlagen noch ein paar steife Böen 7 Bft um West drin. Da sich ein Hoch über
Skandinavien kräftigt und mit Schwerpunkt nach Süden verlagert, kann auch an der
Ostsee der Wind auffrischen mit Bft 7 (ICON Bft 8) aus Ost bis Nordost.
Wettertechnisch startet die Woche eher durchwachsen, was wir im Wesentlichen
mitteltroposphärischer WLA zu verdanken haben, die den Rücken überläuft und
somit auch große Teile des Bundesgebietes erfasst. Die Folge ist mehrschichtige
und letztlich kompakte Bewölkung, die kaum Platz für Sonnenstrahlen und auch der
Temperatur kaum Entfaltungsmöglichkeiten nach oben lässt (8 bis 14°C, im
Bergland und an den Alpen eher noch etwas kälter). Stattdessen kommt es zu
weiteren, teils skalig motivierten, teils konvektiv geprägten Niederschlägen,
wobei jedes Modell und von Lauf zu Lauf diese etwas anders positionieren und
auch quantifizieren.

Warntechnisch wird aber wohl nur der Alpenrand Relevanz erlangen, wo sich die
Staubedingungen mit leichter Rechtdrehung der gesamttroposphärischen Strömung
verbessern. Dort werden bei wieder etwas steigender Schneefallgrenze von den
Modellen 10 bis 20, lokal um 25 mm in 12 h angeboten. Summiert man die
Niederschläge ab Samstagabend auf, so werden in Staulagen bis Montagabend Mengen
oberhalb der markanten Warnschwellen (40 bis 60 mm/48h) simuliert. ICON und
Cosmo Leps signalisieren auch Mengen im Unwetterbereich, die aber eher die
Ausnahme bleiben dürften, so dass aus jetziger Sicht markante Warnungen reichen;
die Hinweise darauf haben sich jedenfalls in den letzten Läufen konsolidiert.
In Lagen oberhalb von 1500m, zeitweise auch über 1000m sind Schneefallwarnungen
nötig, angesichts der erwarteten 20 bis 40, teilweise um 50 cm Neuschnee (über
2000m) auch markant.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Auch hinsichtlich der Niederschläge
an den Alpen ist einigermaßen Übereinstimmung zu erkennen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner