DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-10-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.10.2017 um 10.30 UTC



Im Nordseeumfeld und auf einigen Berggipfeln am Wochenende stürmische Böen nicht
ausgeschlossen, ansonsten leicht unbeständig und recht mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 24.10.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes - am Freitag - befindet sich Deutschland auf
der Vorderseite eines aus einem Abtropfprozess hervorgegangenen Resttroges, der
sich bis Samstag, 00 UTC vom Ärmelkanal bzw. Nordwestfrankreich aufgrund der
Blockadewirkung eines vorgelagerten Höhenrückens nur zögernd nach Benelux bzw.
Südwestdeutschland verlagert.
Im Bodenfeld greift ein dem Trog vorgelagertes Frontensystem von Westen her auf
Westdeutschland über, wird aber ebenfalls durch ein Hoch über Skandinavien
blockiert und kommt somit nur sehr zögerlich nach Osten voran. Dort wird der
schwache Hochdruckeinfluss nur allmählich abgebaut, so dass vor allem im
Südosten noch ein recht freundlicher und milder bis warmer Tag ins Haus steht.
Am Samstag kommt der Trog noch ein wenig nach Nordnordosten bis etwa zur
mittleren Nordsee bzw. zur Mitte Deutschlands voran und wird durch WLA
vorderseitig eines umfangreichen und hochreichenden Zentraltiefs über der
Irischen See aufgefüllt. Im Bodenfeld schwächt sich das Frontensystem bei seiner
weiteren allmählichen Ostverlagerung ebenfalls ab und bringt kaum mehr
Niederschläge. Dagegen nähert sich von Westen her die Kaltfront des
westeuropäischen Zentraltiefs und greift am Samstagabend, spätestens in der
Nacht zum Sonntag mit schauerartigen Niederschlägen auf den Westen Deutschlands
über. Bis Sonntagfrüh erreichen die Niederschläge allmählich auf den Osten und
Südosten, lediglich Richtung Oder und Neiße sowie in Südostbayern bleibt es nach
Lesart des aktuellen Laufes des ECMWF noch trocken.
Bis Sonntagfrüh zieht das Bodentief allmählich von der Irischen See weiter nach
Südschottland, so dass sich an dessen Südostflanke im Nordwesten Deutschlands
der Gradient verschärft. Im Nordseeumfeld reicht es eventuell für einzelne Böen
Bft 7 aus Südost, später aus Süd, auf einigen Berggipfeln für stürmische Böen.
Am Sonntag verlagert der westeuropäische Höhentrog sein Drehzentrum nach Lesart
des ECMWF zur westlichen Nordsee und weitet sich bis Montag, 00 UTC südwärts bis
in den westlichen Mittelmeerraum aus. Das Bodentief befindet sich nahezu
achsensenkrecht unterhalb des Höhentiefs und füllt sich allmählich auf. Das
zugehörige okkludierende Frontensystem wird aufgrund der Austrogung und der
weiterhin vorhandenen Blockadewirkung der Antizyklone über Skandinavien
eingebremst und erreicht grade noch so den äußersten Osten des Landes bzw.
verwellt über Südwestdeutschland, was dort bzw. in der Nacht zum Montag an den
Alpen zu teils länger anhaltenden Regenfällen führt. Warnschwellen werden aber
wohl nicht erreicht.
Postfrontal folgt erwärmte Meeresluft, innerhalb derer sich mangels Labilität
wohl nur vereinzelte Schauer oder kurze Gewitter über Nordwestdeutschland
entwickeln.
Mit der Abschwächung des Tiefs fächert auch der Gradient wieder etwas auf,
anfangs kann es im Nordseeumfeld aber noch einzelne steife, auf einigen Gipfeln
stürmische Böen aus südlichen Richtungen geben.
Am Montag tropft der Höhentrog über dem westlichen Mittelmeerraum ab, der
Resttrog füllt sich bis Dienstag, 00 UTC über der südlichen Nordsee bzw.
Nordwestdeutschland allmählich auf, ebenso wie das Bodentief. Über Skandinavien
etabliert sich eine eigenständige Höhenantizyklone, so dass sich auch das
Bodenhoch verstärkt bzw. nach Südwesten ausweitet. Das über dem Osten
Deutschlands bzw. über Westpolen angelangte und sich allmählich abschwächende
Frontensystem wird somit sogar ein wenig nach Südwesten zurückgedrückt. Es
verläuft Montagabend in etwa die Elbe entlang südostwärts, knickt über
Tschechien nach Südwesten ab und verwellt weiterhin über dem Alpenraum. In
Südostbayern führt das zu weiterhin teils länger anhaltenden Niederschlägen, die
auch in der Nacht zum Dienstag noch anhalten, wobei nach Lesart des ECMWF auch
die Warnschwellen für Dauerregen erreicht werden können.
Der äußerste Nordosten des Landes gelangt präfrontal somit in den Einfluss
trockener Festlandsluft, während im Westen erwärmte Meeresluft wetterbestimmend
bleibt, innerhalb derer sich aber kaum mehr Schauer entwickeln sollte. Das
Temperaturniveau dürfte bei Temperaturen um 2 Grad in 850 hPa in etwa der
Jahreszeit entsprechen bzw. vielleicht noch knapp darüber liegen.
Am Dienstag verstärkt sich das Skandenhoch weiter, wobei sich ein markanter
Höhenrücken etabliert, der von Südwest- bzw. Westeuropa über die Nordsee hinweg
bis nach Nordskandinavien reicht. Der noch vorhandene flache Resttrog über
Deutschland wird über die Alpen hinweg nach Süden abgedrängt und füllt sich
weiter auf. In seinem Einflussbereich gibt es vor allem im Süden und Osten
Bayerns weitere Niederschläge, die sich nachmittags und abends aber allmählich
abschwächen. Der Rest des Landes gerät zunehmend in den Randbereich des sich von
Südskandinavien zum Baltikum verlagernden kräftigen Bodenhochs, wobei von Osten
her recht trockene Festlandsluft advehiert wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Freitag wird die weitere Ostverlagerung des "Resttroges" über dem westlichen
Mitteleuropa im aktuellen Lauf langsamer simuliert als in den beiden Vorläufen,
so dass auch das vorgelagerte Frontensystem mit den dazugehörigen Niederschlägen
über Westdeutschland nur verzögert nach Osten vorankommt.
Das Übergreifen des hochreichenden Zentraltiefs auf die Britischen Inseln wird
dann von den Vorläufen wieder ähnlich simuliert. Die beiden gestrigen Läufe
ließen dann aber den zugehörigen Höhentrog nicht nach Süden abtropfen, sondern
recht rasch über Deutschland hinweg ostwärts ziehen, vor allem der gestrige 00
UTC-Lauf, wonach dann bereits am Dienstag ein weiterer markanter Kurzwellentrog
den Norden des Vorhersagegebietes überquert. Nach Lesart des gestrigen 12
UTC-Laufes sollte sich dann allerdings - ähnlich wie im aktuellen Lauf -
zunehmend der Einfluss der nord- bzw. nordosteuropäischen Antizyklone auf das
Wetter in Mitteleuropa durchsetzen.
Somit ergeben sich noch größere Differenzen in erster Linie bzgl. der räumlichen
Verteilung und Intensität der simulierten Niederschläge, vor allem ab Montag.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Alle vorliegenden Modelle lassen den Resttrog über dem westlichen Mitteleuropa
am Freitag deutlich schneller nach Osten vorankommen als der aktuelle Lauf des
ECMWF. Entsprechend ergeben sich auch bereits am Freitag und in der Nacht zum
Samstag größere Unterschiede bzgl. der räumlichen Verteilung der Niederschläge.
Das Übergreifen des hochreichenden Zentraltiefs auf die Britischen Inseln am
Samstag wird dagegen von allen Läufen wiederum ähnlich simuliert. Bis Sonntag,
00 UTC ergeben sich nur geringe Unterschiede, die Lage des Drehzentrums bzw. des
Bodentiefs betreffend.
Danach werden die Differenzen allerdings wieder größer. Die Abtropflösung des
ECMWF am Montag und Dienstag wird am ehesten noch vom ICON geteilt, wonach der
Prozess allerdings etwas weiter östlich und intensiver vonstattengehen soll. Am
Dienstag zeigen beide Modelle einen von Südwesteuropa über Mitteleuropa hinweg
bis nach Skandinavien (ECMWF) bzw. zur südlichen Ostsee (ICON) reichenden
Höhenrücken. GFS simuliert dagegen ein rasches Durchschwenken des Troges über
Deutschland hinweg ostwärts und rückseitig vor allem am Dienstag das Aufwölben
eines umfangreichen Höhenrückens über Süd- und Mitteleuropa.
GEM lässt den Trog ebenfalls rasch ostwärts passieren, gefolgt von einem
allerdings recht kurzwelligen Höhenrücken, der sich erst am Dienstag über Süd-
und Südosteuropa etabliert, so dass das Vorhersagegebiet zunehmend auf die
Vorderseite eines umfangreichen Langwellentroges mit Drehzentrum nordwestlich
von Schottland gerät.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bereits im Laufe des Freitags divergieren die EPS-Einzellösungen recht deutlich.
Die Clusteranalyse verteilt die Einzelläufe auf 5 Cluster, wobei Cluster 2 (15
Member), in dem sich auch der Hauptlauf befindet, den Trog am langsamsten nach
Osten vorankommen und über der Nordsee bzw. dem mittleren Deutschland auflösen
lässt. Cluster 4 und 5 (zusammen 11 Member) simulieren dagegen den Höhentrog am
Samstag, 12 UTC noch recht markant ausgeprägt über der südlichen Ostsee bzw.
Polen - ähnlich der GFS-Lösung.
In der Rauchfahne eines in etwa in der Mitte Deutschlands gelegenen
Gitterpunktes ergibt sich für die Nacht zum Samstag ein Spread der 850
hPa-Temperaturen von etwa 12 K (+1 bis +13 Grad).
Zum Sonntag hin verringert sich der Spread wieder etwas, zumal die meisten
Einzelläufe wohl das Übergreifen des Höhentroges auf Westeuropa ähnlich wie der
Hauptlauf simulieren. Von Sonntag bis Dienstag ergeben sich in der
Clusteranalyse dann zwei Cluster. Beide lassen den westeuropäischen Höhentrog
nur langsam nach Osten vorankommen, nach Süden austropfen und simulieren eine
kräftige Blockadewirkung der skandinavischen Antizyklone sowie am Dienstag den
Aufbau eines von Südwesteuropa bis dorthin reichenden Höhenrückens. Somit
scheint es nur wenige bis keine Einzelläufe zu geben, die der GFS-Lösung ähneln.

Die 850 hPa-Temperatur der einzelnen Member verläuft am Sonntag und Montag mit
Trogdurchgang bzw. Abtropfprozess wieder in einem etwas engeren Spread (zwischen
etwa -1 und +4 Grad, mit wenigen Ausreißern nach oben). Ab Dienstag wird der
Spread bei leicht steigendem Temperaturniveau wieder größer. Auch das 500
hPa-Geopotential steigt bei quasi alle Einzellösungen ab Montag oder Dienstag
wieder an.
Somit scheint sich ab Dienstag eine wie auch immer geartete antizyklonale
Wetterlage einzustellen. Ob diese dabei aber einer recht weit nördlich
verlaufenden Frontalzone (Südwest bzw. West antizyklonal) oder einem
blockierenden Hoch über Nord- bzw. Osteuropa (Hoch Fennoskandien) geschuldet
ist, bleibt aber noch unklar.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen sind bei der sich einstellenden
Hochdruckrandlage kaum zu erwarten.
Von Freitag bis Sonntag kann es in exponierten Gipfellagen einiger Mittelgebirge
stürmische Böen aus südlichen Richtungen geben, auch im Nordseeumfeld sind Böen
Bft 8 nicht ganz ausgeschlossen. Entsprechende Hinweise geben, allerdings mit
geringer Wahrscheinlichkeit, die probabilistischen Verfahren (ECMWF-EPS,
COSMO-LEPS). GFS simuliert die Tiefdruckentwicklung am Sonntag noch am stärksten
und somit auch vermehrt und länger anhaltend stürmische Böen im Bereich der
Nordseeküste.
Nach Lesart des Hauptlaufes des ECMWF ergeben sich für den Zeitraum Sonntagabend
bis Dienstagabend für den Südosten Bayerns warnrelevante Regenmengen. ECMWF-EPS
zeigt allerdings nur sehr geringe Wahrscheinlichkeiten (bis knapp über 10%)
dafür.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff