DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-10-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 14.10.2017 um 10.30 UTC



Zunehmend wechselhaft und windig. Mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 21.10.2017


Niederstratosphärisch liegen ein großräumiger Trog über dem Ostatlantik und ein
weiterer, schärfer strukturierter Trog über Osteuropa und Westrussland.
Letzterer wandert während der Mittelfrist retrograd in Richtung östliches
Mitteleuropa/zentrales Mittelmeer, während sich der erste vorübergehend etwas
abschwächt und sich zum Ende der Mittelfrist westlicher regeneriert. In der
oberen Troposphäre baut sich zwischen Grönland und Skandinavien ein
umfangreicher Langwellentrog auf, der von kurzwelligeren Anteilen umlaufen wird,
die auch zunehmend das Wetter in Mitteleuropa bestimmen. Diese Konstellation
erlaubt eine allmähliche Zunahme der Geopotentialunterschiede zwischen Nord- und
Südeuropa, was in einen zunehmend dynamischeren Wetterabschnitt mündet.

Zum Beginn der Mittelfrist, am Dienstag, ist von Dynamik allerdings noch nichts
zu sehen, denn Mitteleuropa verbleibt im Einflussbereich eines umfangreichen
Höhenkeils, dessen Achse sich allmählich nach Südosten in Richtung Balkan
verlagert. Ein kräftiger Trog über der westlichen Biskaya lenkt vorderseitig
hochreichend warme Luft nach Deutschland, die Deutschland trotz der Randlage zum
Keil erneut einen sonnigen Oktobertag beschert. Nach Auflösung der nächtlichen
Nebelfelder (was im Umfeld der Donau bis weit in den Tag dauern kann), scheint
den gesamten Tag über die Sonne von einem locker bewölkten Himmel. Nur über den
Norden und Nordwesten ziehen teils dichte Wolkenfelder. Es sollte allerdings
überall trocken bleiben. Der Südwestwind erreicht über der offenen Nordsee
zeitweise Sturmstärke und weht im Küstenbereich sowie über Schleswig-Holstein
teils böig. Sonst wird ein nur schwacher bis mäßiger Südwestwind erwartet.
In der Nacht zum Mittwoch ändert sich wenig. Über dem Süden und der Mitte bilden
sich erneut teils dichte Nebelfelder, wobei mit Advektion etwas feuchterer
niedertroposphärischer Luft auch Hochnebel entlang einer Absinkinversion ein
Thema werden könnte. Im Norden zeigt sich der Himmel wolkenverhangen und im
Umfeld der Nordsee kann es zeitweise leicht regnen. Der Südwestwind weht im
Nordseeumfeld weiterhin frisch bis stürmisch, sonst schwach bis mäßig.

Am Mittwoch baut sich das Geopotential über Mitteleuropa von Westen her
allmählich ab und auch der Luftdruck in Bodennähe beginnt von Westen zu sinken,
da sich der kräftige Höhentrog über die Biskaya weiter ostwärts nach
Westfrankreich und zur Keltischen See verlagert. Mit beginnendem Druckfall
entlang der Südseite der Alpen könnte über den Alpen leichter Südföhn aufkommen,
der besonders Süddeutschland bezüglich der Sonnenscheindauer bevorzugen dürfte
(abseits der Boden- und Hochnebelfelder). Aber auch über der Mitte scheint es
noch mal ein recht schöner und trockener Tag zu werden. Der Norden hingegen wird
von einer schwachen atlantischen Front mit vielen Wolken und einzelnen Schauern
beeinflusst. Der Wind weht allgemein schwach aus Süd bis Südwest und frischt auf
exponierten Alpengipfeln aus Süd, über der Nordsee aus Südwest böig bis
stürmisch auf.
In der Nacht zum Donnerstag nähert sich der Höhentrog von Westen allmählich
Deutschland, sodass die Nacht im Norden und Westen meist bewölkt verläuft mit
einem allmählich von Westen ansteigenden Schauerrisiko. Im Süden und Osten
hingegen überwiegt noch der Hochdruckeinfluss mit größeren Wolkenlücken, wobei
sich erneut teils zäher Boden- und Hochnebel ausbildet.

Am Donnerstab greift der Höhentrog von Westen endgültig auf Mitteleuropa und
somit auch auf Deutschland über. Allerdings schwächt sich dieser deutlich ab, da
über dem Nordostatlantik eine Zonalisierung der Strömung stattfindet und
hochreichende Warmluftadvektion über Südwesteuropa von Westen für einen Anstieg
der Schichtdicke sorgt. Abgesehen von der Abschwächung des Troges ist die Höhen-
und Bodenströmung zyklonal geprägt und bei meist dichter Bewölkung muss
besonders im Westen und Norden wiederholt mit Regen gerechnet werden, während es
im Südosten und Osten noch für längere Zeit trocken bleibt. Über der Nordsee und
auf den Kammlagen der Berge drohen Sturmböen aus Südwest, sonst weht der Wind
nur mäßig.
In der Nacht zum Freitag intensivieren sich die Niederschläge von Westen her und
es regnet im Westen und Norden teils länger anhaltend. Grund hierfür ist ein
kräftiges Tiefdruckgebiet über Irland, das sich im Verlauf der Nacht in Richtung
des östlichen Ärmelkanals verlagert. Gleichzeitig liegt der Westen Deutschlands
im linken Auszugsbereich eines 200 km/h Höhenjets, der die Dynamik der nach
Osten ziehenden Fronten erhöht. Im Verlauf der Nacht ziehen die Niederschläge
auch allmählich in den Südosten. Der Südwestwind frischt im Tiefland zeitweise
böig auf und erreicht im Küstenumfeld Sturmstärke. Auf den Bergen drohen
verbreitet Sturmböen, auf dem Brocken auch schwere Sturmböen.

Am Freitag zieht ein wellender Frontenzug über die Mitte und den Norden
Deutschland, gerät allerdings im Tagesverlauf bereits unter einen sich von
Frankreich nach Deutschland aufwölbenden Höhenkeil, der durch einen kräftigen
Nordostatlantiktrog aufgespannt wird. Gleichzeitig verbleibt ein kräftiger
Höhenjet über Deutschland, sodass besonders über der Mitte und im Norden mit
länger anhaltenden Regenfällen gerechnet werden muss. Im Süden ist am ehesten
noch der Einfluss des Keils zu spüren und dort lockert die dichte Bewölkung
zeitweise auf. Niederschlag wird hier keiner erwartet. Der Südwestwind weht im
Norden und der Mitte frisch, zeitweise auch böig und erreicht im Umfeld der
Küsten und auf den Bergen Sturmstärke. Auf dem Brocken sind schwere Sturmböen zu
erwarten.
In der Nacht zum Samstag überquert der Höhenkeil Deutschland rasch nach Osten.
Derweilen etabliert sich über der Irischen See ein umfangreiches und kräftiges
Tiefdruckgebiet. Ein 260 km/h Jetmaximum in 300 hPa verlagert sich über
Frankreich rasch in den Westen Deutschlands. In diese stramme und dynamische
Westströmung eingebettet zieht ein Randtief rasch über Nordfrankreich, Luxemburg
in den Westen Deutschlands. Des noch langen Vorhersagezeitraums wegen ist es
müßig jetzt schon über die Intensität und Zugbahn zu philosophieren, allerdings
sollte dieser Zeitraum dank der üppigen Dynamik im Auge behalten werden. Somit
würden sich die Niederschläge nach einer kurzen Beruhigung von Westen her rasch
wieder verstärken und auch der Südwestwind weht im Tiefland weiterhin frisch,
teils auch böig und im Bergland stürmisch.

Der Samstag ist geprägt von dem abziehenden Randtief sowie dem sich annähernden
Zentraltief, sodass mit weiteren Regenfällen und einem böigen, im Bergland auch
stürmischen Südwestwind gerechnet werden muss.

Die Temperatur erreicht zum Beginn der Mittelfrist die höchsten Werte mit 19 bis
25 Grad und geht in der Folge auf 14 bis 20 Grad zurück - also weiterhin milde
Luftmassen, die das Wetter in Deutschland bestimmen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Mit dem neusten EZMW-Lauf (14.10. 00 UTC) kommen bereits ab Dienstag erhebliche
Unsicherheiten auf und werfen die bis dahin vorherrschende gute Übereinstimmung
der vorhergehenden Modellläufe über den Haufen. Mit dem letzten Lauf wird ein
kräftiger Atlantiktrog bereits zum Beginn der Mittelfrist (am Dienstag) zur
Biskaya geführt, der von Lage und Intensität deutlich von den Vorläufen abweicht
(östlicher und intensiver). In der Folge hatten die EZMW-Läufe bisher eine eher
zonal ausgerichtete Strömung im Fokus. Der neueste Modelllauf lässt diesen
kräftigen Höhentrog allerdings bis zum Donnerstag allmählich nach Deutschland
vorankommen, was für uns nun keine westliche, sondern stramm südwestliche
Höhenströmung bedeuten würde. In der Folge nehmen die Unterschiede weiter zu mit
deutlichen Phasenverschiebungen von Trögen und Keilen.
Es fällt auf, dass der neueste EZMW-Lauf das Zentrum von "Ophelia" (aktuell noch
ein Hurrikan, im Verlauf der Nacht zum Montag südwestlich vor Irland in einen
"post tropical storm" umwandelnd) im Vergleich zu den Vorläufen intensiver und
westlicher ansetzt. Rückseitig von "Ophelia" bildet sich zudem ein kräftigerer
Höhentrog aus, der in der Folge nach Osten zieht und die Konsistenz der
EZMW-Läufe über den Haufen wirft. Es sollte also noch die Einbindung des
Hurrikans in die Westdrift abgewartet werden, bevor man wieder mit einer
Stabilisierung der Modellläufe rechnen kann.


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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch innerhalb der anderen globalen Modelle bestehen dank der noch ausstehenden
Einbindung von "Ophelia" in die Westdrift und Umwandlung in ein außertropisches
Tief recht große Unsicherheiten bezüglich der Entwicklung innerhalb der
Mittelfrist. Allerdings zeigt sich hier, dass die Lösung von EZMW deutlich von
anderen Modellrechnungen wie ICON und GFS abweicht. Beide Modelle zeigen zur
Wochenmitte eine zonaler geprägte Strömung, während EZMW mit einer meridional
ausgerichteten Strömung aufwartet. Auch innerhalb von ICON und GFS gibt es
deutliche Unterschiede beim Blick auf Randtiefentwicklungen und Frontenlagen,
sodass dieser Mittelfrist eine noch große Unsicherheit anhaftet.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Zum Beginn der Mittelfrist gibt es fünf Cluster, wobei die ersten vier recht
einheitlich besetzt sind und die Mehrzahl ein klimatologisches Regime
"Blockadelage", die restlichen eine "positive NAO" zeigen. Der Kontrolllauf und
der det. Lauf sind beide im ersten Cluster zu finden. Zu diesem Zeitpunkt
(Dienstag) liegt Mitteleuropa im Randbereich eines kräftigen Keils, wobei die
Cluster die Stärke dieses Keils über Deutschland unterschiedlich auffassen. Bei
allen Lösungen sollte allerdings für weite Bereiche Deutschlands ein schöner
Oktobertag zu erwarten sein (abgesehen vom Nebel und abgesehen vom Nordwesten,
wo schwache Fronten zeitweise dichte Wolkenfelder aufziehen lassen können - je
nach Stärke des Keils).
In der Folge bleiben es fünf Cluster (Kontrolllauf im ersten und der det. Lauf
im dritten Cluster). Das klimat. Regime "positive NAO" überwiegt. Auch hier sind
markante Unterschiede bezüglich der Lage und Intensität von Keilen und Trögen
auszumachen. Während z.B. Cluster fünf das Wetter insgesamt eher
"hochdrucklastig" sehen würde, wäre es bei Cluster zwei bis vier deutlich
zyklonaler geprägt. Fasst man alle Informationen zusammen, scheint die Mehrzahl
der Member allmählich auf eine Zonalisierung der Strömung hinauszulaufen, was
für Deutschland zwar mildes, aber eher wechselhaftes Wetter bedeuten würde. Die
Unsicherheiten sind jedoch noch groß.

Bei den Rauchfahnen ist die Zunahme der Unsicherheit deutschlandweit ab der
Wochenmitte zu erkennen, wo besonders bei der 850 hPa Temperatur, dem 500 hPa
Geopotential und der Böenvorhersage eine deutliche Spreizung der Memberschar zu
erkennen ist. Alle deuten sie aber eine wechselhafte und milde Wetterlage an.
Dies wird auch von den ENS von GFS angedeutet, die zum Ende der kommenden Woche
ein deutlich zyklonaler geprägtes Strömungsmuster über Mitteleuropa zeigen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Beim EFI zeigt sich mit Blick auf den Wind erst zum Freitag im Westen und
Nordwesten ein geringes Signal für ein von der Klimatologie abweichendes
Windereignis. Sonst gibt es beim EFI keine Anzeichen auf ungewöhnliche
Wettererscheinungen (abgesehen von geringfügig positiven Werten bei der
Temperatur, die den milden Wetterabschnitt hervorheben).

Beim Niederschlag zeigen COSMO-LEPS und EZMW-EPS zum Ende der Woche in den
Staulagen der westlichen Mittelgebirge und im Schwarzwald geringe
Wahrscheinlichkeiten (unter 10%) für Dauerregen mit mehr als 30 l/qm in 24
Stunden. Diese Wahrscheinlichkeiten hängen aber stark von der Entwicklung von
Randtiefs ab, die jetzt noch nicht erfasst werden können.
Beide Ensembles zeige bis einschließlich Donnerstag besonders über der Nordsee
und im Bergland immer wieder Wahrscheinlichkeiten von 20-40% für Sturmböen Bft 8
und zeitweise auch geringe Wahrscheinlichkeiten für Bft 9 Böen. Zum Freitag
zeigt EZMW-EPS im gesamten Westen und Norden erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
Sturmböen (mehr als 30% Bft 8). Allerdings sollte man diesen
Wahrscheinlichkeiten dank der sehr unsicheren Wetterentwicklung noch keine
größere Bedeutung zumessen, auch wenn die Dynamik zum Ende der kommende Woche
zunimmt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy