DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-10-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.10.2017 um 10.30 UTC



Bis Dienstag über ganz Deutschland, danach zumindest im Süden noch zeitweise
ruhige Hochdruck(rand)lage. Meist ohne markante Wetterereignisse.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 20.10.2017


Zu Wochenbeginn liegt Deutschland unter einem breiten Höhenrücken, durch den ein
ausgedehntes Bodenhoch gestützt wird. Dessen Schwerpunkt verlagert sich zwar
zusehends nach Südosteuropa, so dass Wolkenfelder eines Frontensystems auf den
Norden und Teile der Mitte übergreifen, ohne dass aber Niederschläge fallen. Mit
der Annäherung des Hurricans "Ophelia" an Irland verfolgt vorderseitig
Warmluftadvektion, wodurch sich der Rücken in seinem Westteil regeneriert. Dies
drückt die o.g. Bewölkung wieder nach Norden. Gleichzeitig verstärkt sich auch
in Bodennähe die Warmluftzufuhr, bevor am Dienstag im Tagesverlauf die Kaltfront
des nunmehr außertropischen Tiefs, das aus "Ophelia" hervorging, übergreift.
Nennenswerte Niederschläge sind an der Kaltfront nicht zu erwarten, für
warnrelevante Böen reicht es lediglich an der Nordseeküste und auf höheren
Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge, wobei exponiert stürmische Böen nicht
auszuschließen sind.
Im Laufe des Mittwochs wird diese Kaltfront bereits über den mittleren Gebieten
Deutschlands rückläufig, wobei vor allem über dem Mittelgebirgen etwas Regen
fallen kann; Warnschwellen werden nicht erreicht. Im Süden hält sich schwacher
Hochdruckeinfluss.
Am Donnerstag greift dann schleifend auf den Norden und die mittleren Gebiete
das Frontensystem eines über Südskandinavien hinweg ziehenden Randtiefs über.
Auch diese Front wird über dem Mittelgebirgsraum rückläufig. In Staulagen können
dabei die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden. Eine Unwetterlage
zeichnet sich jedoch nicht ab. Eine kräftige Zyklogenese über dem nahen
Ostatlantik und die hieraus resultierende vorderseitige Warmluftadvektion
bewirkt eine erneute Kräftigung des Höhenrückens weiter westlich, so dass sich
eine nordwestliche Strömung ergibt. Durch diese wird die Warmfront dieses Tiefs
schleifend nach Osten herausgedrückt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verlagert sich der Höhenrücken
nach Mitteleuropa, wodurch sich erneut am Wochenende zumindest teilwiese ruhiges
und freundliches Herbstwetter einstellen dürfte. Zwar bleibt ein schwacher
Gradient bestehen, der die Nebelneigung gering bleiben lässt, aber für
warnrelevante Böen sollte es nicht reichen. Ob bereits am Sonntag erneut eine
Kaltfront auf Deutschland übergreift, ist noch nicht sicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Dienstag lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede zu
den gestrigen beiden Modellläufen ableiten. Allerdings wird das aus dem Hurrican
"Ophelia" hervorgegangene Tief vom aktuellsten Lauf am langsamsten verlagert.
Ab Mittwoch ergeben sich Unterschiede, da die auf den Norden und die Mitte
Deutschlands übergreifenden Fronten an relativ kurzwellige Systeme gekoppelt
sind. Hier ergeben sich noch Unsicherheiten bei der Prognose. Die erneute
Kräftigung des antizyklonalen Einflusses ab Freitag lässt sich auch beim 12
UTC-Lauf des Vortages finden. Dieser hatte die aber am Sonntag bereits wieder
übergreifende Kaltfront noch nicht im Programm.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag ergeben sich nur geringe Unterschiede zwischen den
verfügbaren Vorhersagemodellen. Am Freitag gelangt nach GFS Mitteleuropa an die
Rückseite eines sich über Skandinavien entwickelnden Tiefs. Der hieraus
resultierende Gradient hätte für die Küste und höhere Berggipfel schwere
Sturmböen und für weite Teile Nord- und Mitteldeutschlands Sturmböen bis Bft 9
zur Folge. Nach EZMW würde diese Entwicklung wesentlich schwächer ausfallen, so
dass es allenfalls an der See und auf einigen höheren Berggipfeln für ein paar
warnrelevante Böen reichen würde.
ICON lässt dagegen eine weit geöffnete Welle über den Norden Deutschlands hinweg
ziehen.
Das Modell des kanadischen Wetterdienstes zeigt im perfekten Gegensatz zum GFS
eine Sturmzyklogenese über den britischen Inseln, wodurch nach Mitteleuropa
erneut ein Schwall Warmluft gelangen würde. Dieses Tief verlagert sich im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ins Nordmeer, woraus sich über
Mitteleuropa eine west- südwestliche Strömung ergibt und im Laufe des
Wochenendes über Süd- und Südostdeutschland der antizyklonale Einfluss eher
wieder kräftigen würde.
Nach GFS wäre der Norden und zum Teil die Mitte weiterhin im Einflussbereich
frontaler Bewölkung, ohne dass nennenswerte Niederschläge fallen. Nach Süden hin
würde sich Hochdruckeinfluss kräftigen. Wie beim kanadischen Modell lässt sich
auch hier keine markante Frontpassage finden. Eine Andauer des ruhigen
Herbstwetters ist im Süden und in Teilen der Mitte nach einer vorübergehenden
Unterbrechung in der zweiten Wochenhälfte der kommenden Woche als wahrscheinlich
anzusehen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Demnach bleibt es bis
Dienstag weitgehend niederschlagsfrei. Danach greifen frontale Prozesse auf ganz
Deutschland mit Niederschlägen über, wobei dies im Süden nur in abgeschwächter
Form der Fall sein dürfte. Ab dem Wochenende lässt sich auch aus dem EPS-Mittel
und den entsprechenden Anomaliefeldern eine Kräftigung des antizyklonalen
Einflusses zumindest im Süden Deutschlands ableiten, wobei dennoch weiterhin
Niederschlagssignale zu finden sind, d.h. ganz beständig würde es demnach nicht
werden.
Das EPS des EZMW zeigt 4 Szenarien, wobei von 25 Einzelläufen, die sich auf zwei
Cluster verteilen, ein sich über Mitteleuropa aufwölbender Rücken zu finden ist.
Die anderen beiden, mit jeweils 13 Simulationen besetzte Cluster zeigen eine
Troglage bzw. eine Trogrückseite. Die Rauchfahnen divergieren erst ab Mittwoch,
im Süden eher erst im Laufe des Donnerstags, was doch als Indiz für eine
relative Prognosesicherheit zu sehen ist. Wie beim EPS des GFS werden auch hier
für das gesamte Vorhersagegebiet ab Donnerstag Niederschlagssignale gebracht,
ohne aber dass sich markant zu bewarnende Ereignisse ableiten lassen. Das EPS
des EZMW stützt zudem den sich im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
über Süddeutschland erneut kräftigenden antizyklonalen Einfluss.
Auch nach dem EPS des EZMW ergeben sich keine Indizien für eine Sturmlage, die
aus dem ehemaligen Hurrican "Ophelia" resultieren würde.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag kommen mit der Annäherung der Frontalzone an der Nordseeküste und in
den Gipfellagen der nördlichen Mittelgebirge Wind- und stürmische Böen auf,
exponiert sind einzelne Sturmböen nicht ausgeschlossen. Ansonsten sind aufgrund
der Hochdruckrandlage signifikante Wettererscheinungen eher unwahrscheinlich.
Am Mittwoch setzt mit einem übergreifenden Frontensystem im Westen und in den
mittleren Gebieten Regen ein, bis in den Donnerstag hinein andauert; in
Staulagen fällt wahrscheinlich Dauerregen. Außerdem gibt es in exponierten
Küstenlagen und auf höheren Berggipfeln einzelne Böen bis Sturmstärke.
Am Freitag wird der Regen schwächer, wahrscheinlich treten dann keine
warnrelevanten Regenmengen mehr auf. An der Ostsee und auf höheren Berggipfeln
der nördlichen und östlichen Mittelgebirge kann es noch zu stürmischen Böen
kommen, bevor auch dort, wie bereits zuvor an der Nordsee, der Wind abflaut.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Model Mix + EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann