DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-10-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.10.2017 um 10.30 UTC



Übergang von antizyklonaler Westlage zu Hoch Mitteleuropa.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 18.10.2017


Zu Beginn der Mittelfrist baut sich die Wetterlage von einer antizyklonalen
Weltlage in Hoch Mitteleuropa um. Am Samstag zieht ein Islandtief ins Nordmeer,
während sich ein Trog über Osteuropa verstärkt. Dies stabilisiert eine
Hochdruckzone, die sich von Südwest- bis Mitteleuropa erstreckt. Die Südhälfte
Deutschlands verbleibt unter Absinken in schwach gradientigen Verhältnissen.
Durch das Absinken und WLA setzt eine deutliche Erwärmung ein. Im Norden wird
durch einen westlichen Wind feuchte Nordseeluft heran geführt, die sich in etwas
dichterer Grenzschichtbewölkung äußert.

Am Sonntag festigt sich die Hochdruckzone über Mittel- und Südeuropa, wodurch
ganz Deutschland unter Hochdruckeinfluss gelangt. Die Schwierigkeit in der
Vorhersage besteht nur darin, in wie weit sich Nebel und Hochnebelfelder in den
Flussniederungen auflösen.

Zu Beginn der neuen Woche kommt der Ex-Hurrikan "Ophelia" ins Spiel, der in der
Nacht zum Montag noch westlich der Iberischen Halbinsel liegt und nun in den
neuen Modelläufen steil nach Norden abdreht, in den atlantischen Langwellentrog
einbezogen wird und in der Nacht zum Dienstag als Orkantief vor der Küste
Irlands liegt. Im Weiteren Verlaufe verlagert sich das Bodentief retrograd auf
den Atlantik. Der atlantische Langwellentrog verstärkt sich und gewinnt dabei
ostwärts an Boden.

Als Folge wird das mitteleuropäische Hoch nach Südosteuropa verdrängt. Über
Mitteleuropa stellt sich ab Montag auf der Trogvorderseite zunehmend eine
Südwestliche bis südliche Höhenströmung ein. Dabei bleibt Deutschland bis
Mittwoch antizyklonal beeinflusst.

Erst am Donnerstag greift ein Kurzwellentrog unter starker Abschwächung auf
Deutschland über. Danach gibt es eine neue atlantische Zyklogenes, die zu einer
Regeneration des Atlantiktroges führt. Dieser erstreckt sich dann von
Skandinavien bis zu den Azoren. Zwischen diesem Trog und dem nach Südosteuropa
verdrängten Hochdruckgebiet stellt sich über Deutschland eine kräftige
Südwestströmung ein, die nur im Süden antizyklonal geprägt ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue ECMWF-Lauf unterscheidet sich im Wesentlichen bis Dienstag kaum von den
Vorläufen. Die Zugbahn des Ex-Hurrikan Ophelia ist in diesem Lauf eine andere.
Anstatt in die Biskaya und anschließend unter starker Abschwächung in die
Nordsee zu ziehen, dreht er nun steil nach Norden ab und verstärkt somit einen
atlantischen Langwellentrog. Anstatt der gestrigen Omegalage wird nun die
GFS-Variant mit einer Vorderseite simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Montag sind sich alle Modelle in der Wetterentwicklung einig. Unterschiede
ergeben sich ab Dienstag:

GFS sieht im Wesentlichen genau so aus, wie der neue ECMWF-Lauf.

ICON lässt den Ex-Hurrikan von der Küste Portugals in die Biskaya und später
unter starker Abschwächung in die Nordsee ziehen. Dabei liegt der atlantische
Langwellentrog deutlich weiter westlich. Dadurch ergibt sich eine Blockade, die
bis ins Nordmeer reicht. Dies entspricht in etwa der gestrigen 0z-ECMWF-Lösung.
Allerdings wird von ICON ein kleiner Kaltlufttropfen über Süddeutschland
simuliert.

GEM rechnet die Zugbahn des Ex-Hurrikans ähnlich wie ECMWF. Allerdings schiebt
sich vorderseitig ein kräftiger Keil über Skandinavien, wodurch sich eine
stabile Omegawetterlage ergibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-Rauchfahnen zeigen in den 850-hPa-Temperaturen am Freitag einen
starken Temperaturanstieg auf für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Werte um 15
Grad. Bis Dienstag sind ECMWF-ENS erstaunlich einig. Ab Mittwoch ergeben sich
dann größere Unterscheide. Einige Mitglieder rechnen ab Donnerstag einen
Trogdurchgang, ähnlich wie der Hauptlauf. Diese sind aber in der Unterzahl. Die
meisten ENS rechnen mit der Fortdauer des warmen Wetters bei nur leicht
sinkenden Geopotenzial. Niederschlagssignale treten erst wieder vereinzelt ab
Donnerstag auf.

Auch die Clusteranalysen gehen zum Großteil von der Fortdauer der Hochdrucklage
aus. Nur ein Cluster mit 14 Mitgliedern zeigt eine Südwestwetterlage.

Die GFS-ENS zeigen bis einschließlich Donnerstag eine Hochdrucklage. Dann nimmt
die Streeung deutlich zu.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die kommende Hochdrucklage bis Dienstag
als nahezu gesichert gilt. Schwierigkeiten in der Vorhersage sollte nur die
Grenzschichtproblematik mit der Nebelauflösung bereiten. Die weitere Entwicklung
hängt von der Zugbahn des Ex-Hurrikans ab. Eine Vorderseite bis Donnerstag
erscheint zumindest als sehr wahrscheinlich. Für die erweiterte Mittelfrist
ergeben sich dann 2 Optionen: Eine West- bzw. Südwestlage mit wechselhaftem
Wetter oder die derzeit wahrscheinlichere Variante mit Fortdauer des
Hochdruckwetters durch eine Vorderseite oder Omegalage.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wetterlage birgt keine Gefahr von signifikantem Wetter. Ab Mittwoch zeigen
einige wenige ENS-Mitglieder eine ausgeprägte Föhnlage an den Alpen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-Hauptlauf, ab Mittwoch ECMWF-ENS-Mittel, MOS-MOX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold