DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-10-2017 21:00
SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.10.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
An einigen Küstenabschnitten sowie auf höheren Berggipfeln zeitweise stürmische
Böen, exponiert auch Sturmböen. Sonst wahrscheinlich keine markant zu
bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland am warmen Rand der Frontalzone unter einer anfangs
noch nordwestlichen Strömung. Das bisher wetterbestimmende Zentraltief, das über
dem Finnischen Meerbusen liegt, ist in Auffüllung begriffen und für unser
Wettergeschehen kaum noch von Bedeutung. In der west- nordwestlichen Strömung
wird ein schwacher Kurzwellentrog nach Osten gesteuert, der nur den Norden und
Nordosten streift. Dieser Trog bringt eine leichte Zyklogenese in Gang, das
resultierende Tief entwickelt sich über dem Skagerrak, wird aber im Laufe der
Nacht zum Mittwoch rasch über Südschweden hinweg ostwärts gesteuert und füllt
sich dabei auf. Dieses Tief sorgt im Norden und Nordosten für eine
Gradientzunahme, wodurch zunächst an der Nordsee und im Laufe der Nacht auch an
der Ostsee der Wind wieder auffrischt. Allerdings reicht es sehr wahrscheinlich
nur für Windböen, stürmische Böen sollten, falls überhaupt, auf exponierte
Küstenlagen der Vorpommerschen Ostseeküste beschränkt bleiben. Dabei macht sich
die Gradientzunahme auch in Form von einzelnen Sturmböen auf exponierten
Berggipfeln bemerkbar.
Großräumige Warmluftadvektion sorgt weiterhin für meist mehrschichtige Bewölkung
mit zeitweisen, aber meist geringen Niederschlägen. Selbst an den Küsten und in
den Staulagen der Mittelgebirge kommen nur wenige (weniger als 5) mm innerhalb
von 12 Stunden zusammen. Ein paar Auflockerungen sind erst ausgangs der Nacht im
Südwesten und ganz im Westen vorstellbar. Dann dürfte sich jedoch rasch Nebel
bilden.

Mittwoch ... gelangt Deutschland unter einen breiten Höhenrücken. Relativ weit
nördlich ansetzende Warmluftadvektion lässt diesen Rücken bis nach
Mittelskandinavien ausweiten. Allerdings greift bis zum Abend bereits wieder ein
Trog auf die Britischen Inseln über. Da dieser Trog rascher nach Osten
vorankommt als der aus dem ehemaligen Zentraltief resultierende Trog, verkürzt
sich die Wellenlänge und der Höhenrücken verlagert sich somit rasch ostwärts.
Mit der Passage des Rückens erfolgt eine Drehung der Strömung auf West-Südwest,
wodurch oberhalb der Grundschicht zusehends wärmere Luft nach Mitteleuropa
gelangt. Dies wird im Norden und Westen durch eine leichte Gradientzunahme und
die hiermit verbundene Durchmischung begünstigt. Zudem führt dies auch wieder zu
einer Windzunahme. An der Nordsee wie auch im nördlichen und westlichen Bergland
kommen dann Wind- und im Tagesverlauf auch stürmische Böen, auf exponierten
Berggipfeln Böen bis Sturmstärke auf.
Während heute Wolkenlücken auf den äußersten Süden Deutschlands beschränkt
blieben, weiten sich am Mittwoch Auflockerungen auf weite Teile Süddeutschlands
und wahrscheinlich auch auf die Gebiete westlich des Rheins aus. Nachlassende
Warmluftadvektion lässt dann auch über den mittleren Gebieten die Wolkendecke
Lücken bekommen. Nennenswerte Niederschläge sind dort nicht mehr zu erwarten.
Diese bleiben auf den küstennahen Bereich und den Nordosten Deutschlands
beschränkt, wo einige Millimeter innerhalb von 12 Stunden fallen können.
Die Durchmischung lässt auch in Bodennähe die Temperaturen ansteigen, so dass 14
bis 19, im Südwesten und im Süden mit Hilfe der Sonne Maxima um 20 Grad zu
erwarten sind.
In der Nacht zum Donnerstag kommt der o.g. Trog von den Britischen Inseln rasch
bis nach Nordwestdeutschland voran. Kaltluftadvektion, die auf die Vorderseite
dieses Troges übergreift, lässt nicht mehr viel an Wetterwirksamkeit übrig, so
dass die dem Trog vorgelagerte Kaltfront auch nicht viel ausrichten kann. Zwar
werden sich in Küstennähe die Niederschläge verstärken, ohne dass aber
Warnschwellen auch nur annähernd erreicht werden. Allerdings frischt mit
Annäherung der Kaltfront sowie im Frontbereich der Wind auf, so dass bis weit
ins nördliche Binnenland hinein Windböen auftreten können. An der See (zunächst
an der Nordsee, später auch an der Ostsee) sind stürmische, auf höheren
Berggipfeln Sturmböen zu erwarten (auf dem Brocken sind schwere Sturmböen nicht
auszuschließen).
Der Süden und der Osten werden von der frontalen Bewölkung noch nicht erfasst.
Dort können die Wolken auflockern. Relativ rasch sollten sich Nebelfelder im
Süden bilden, im Osten wird dies durch die auch dort einsetzende leichte
Gradientzunahme verhindert.

Donnerstag ... verlagert sich auch dieser Trog rasch ostwärts. Das
korrespondierende Bodentief intensiviert sich zwar zwischen Südschweden und
Finnland, so dass im Nordosten der Gradient noch ein wenig verschärfen kann.
Dies lässt im gesamten Norden und Osten Windböen aufkommen, im küstennahen
Binnenland (im Nordosten durchaus bis in den Berliner Raum hinein) können
stürmische Böen bis Bft 8 auftreten. An der Ostseeküste und auf höheren
Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge sind Sturmböen (Brocken
schwere Sturmböen) nicht auszuschließen. Bis zum Abend beginnt der Gradient
aufzufächern und der Wind abzuflauen, so dass dann Wind- und auch stürmische
Böen auf die Küsten und exponierte Berggipfel beschränkt sein dürften.
Niederschläge bleiben auf den Küstenraum, den äußersten Nordosten und den
Bereich der über den Mittelgebirgen schleifenden Front beschränkt, dabei bleibt
es dort nur bei wenigen Millimetern Regen.
Im Westen und Süden ist von dieser Entwicklung nicht allzu viel zu spüren.
Schwacher Hochdruckeinfluss sorgt dort für einige Auflockerungen. Längere
sonnige Abschnitte sind jedoch nur zu den Alpen hin zu erwarten. Die
Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber dem Vortag nur unwesentlich.
In der Nacht zum Freitag nähert sich von Westen her ein kräftigerer Höhenrücken,
wodurch die nordwestliche Strömung vorerst bestehen bleibt. Dann fächert im
Nordosten der Gradient zusehends auf, was den Wind auch an der Vorpommerschen
Ostseeküste allmählich abflauen lässt. Während dort in der ersten Nachthälfte
noch stürmische Böen vorstellbar sind, sollten gegen Morgen keine warnrelevante
Böen mehr auftreten. Im Norden und in der Mitte hält sich noch meist dichtere
Bewölkung, die zum einen aus Warmluftadvektion, zum anderen aus der sich
auflösenden Front resultiert, dagegen kann es weiter nach Süden hin aufklaren.
Da dort der Gradient am schwächsten ist, kann sich rasch teils dichter Nebel
bilden.

Freitag ... verlagert sich der Höhenrücken kaum noch, weitet sich aber, gestützt
durch kräftige Warmluftadvektion über Skandinavien, nach Norden aus. Über dem
Ostatlantik bildet sich eine straffe west- südwestliche Strömung heraus, die den
Zustrom feuchtwarmer Luft aufrecht hält. Mit der Ausweitung des Höhenrückens
nach Norden wird die Frontalzone nordwärts gedrückt, wodurch auch weite Teile
Mitteldeutschlands unter antizyklonalen Einfluss gelangen.
Der Norden wird aufgrund der Nähe zur Frontalzone weiterhin von teils
mehrschichtigen Wolkenfeldern gestreift, nennenswerte Niederschläge sind nicht
mehr zu erwarten. Allerdings bleibt der Wind schwach, selbst an der Küste werden
wahrscheinlich keine warnrelevanten Schwellenwerte mehr erreicht.
Die Temperatur steigt auf 15 bis 19 Grad. Wenn sich der Nebel über dem Süden
Deutschlands und im Westen rasch auflöst, sind Maxima deutlich über 20 Grad
vorstellbar. Jedoch wird sich in einigen Regionen wie im Bodenseegebiet und in
der Donauniederung der Nebel nur sehr zögernd auflösen oder vielleicht sogar
bereits den ganzen Tag über halten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Ob sich in einigen Regionen der Nebel nicht mehr auflöst, lässt sich
noch nicht abschätzen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann