DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-10-2017 09:00
SXEU31 DWAV 090800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.10.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z, Übergang zu W a
Heute keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse. Am Dienstag an der Küste
und im höheren Bergland einzelne stürmische Böen, am Mittwoch exponiert auch
Böen bis Sturmstärke nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland an der Rückseite eines Zentraltiefs über den
Baltischen Staaten, so dass mit einer nordwestlichen Strömung weiterhin
Polarluft in den Norden und Osten Deutschlands geführt wird. Ansonsten macht
sich schwacher Hochdruckeinfluss bemerkbar. Bedingt durch die sich über dem
Süden und Westen Deutschlands auflösende Front, die in diesen Gebieten weiterhin
zu geringen Niederschlägen führen kann, sind in deren Bereich Auflockerungen
wenig wahrscheinlich. Da der Gradient weiter auffächert, können allenfalls an
der Vorpommerschen Ostseeküste noch ein paar Windböen auftreten. Zwischen Ostsee
und Niederlausitz sowie vielleicht entlang von Ober- und Hochrhein sind
Auflockerungen am ehesten zu erwarten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 9
bis 14, in den tieferen Lagen West- und Südwestdeutschlands bis 16 Grad.
In der Nacht zum Dienstag greift auf den Westen ein zusehends abflachender
Höhenrücken über. Warmluftadvektion, die rasch bis zum östliche Mitteleuropa
vordringt, vermag diesen Rücken nicht mehr so recht zu stützen. Weiter
stromaufwärts bildet sich über dem gesamten Nordatlantik eine nur wenig
mäandrierende Zonalströmung heraus. Somit bleibt das wechselhafte Wetter vorerst
bestehen.
Mit der Warmluftadvektion setzen erneut Niederschläge ein, die ohne jegliche
Warnrelevanz sind. Da im Südwesten und Süden noch schwacher Zwischenhocheinfluss
wetterwirksam ist, fällt dort deutlich weniger Regen als in den Mittelgebirgen
und nördlich davon.
Mit der Zonalisierung setzt sich auch über dem Vorhersagegebiet wieder eine
westliche Strömung durch. Für warnrelevante Böen sollte es zunächst jedoch nicht
reichen. Andererseits bleibt durch den aufkommenden schwachen Wind die
Nebelneigung gering.

Dienstag... greift der o.g. Rücken unter weiterer Abflachung auf Deutschland
über, wird rasch ostwärts gesteuert und gelangt in die Zirkulation des dann über
dem Finnischen Meerbusen liegenden Zentraltiefs. Diesem Rücken folgt ein
kleinräumiges, aber markantes Höhentief, das aus einem Austropfprozess östlich
von Schottland hervorging. An dessen Vorderseite kommt zum einen durch kräftige
Warmluftadvektion, zum anderen durch positive Vorticityadvektion, Hebung in
Gang, was eine entsprechende Zyklogenese zur Folge hat. Diese führt zur
Entwicklung eines Tiefs mit einem Kerndruck unterhalb von 1000 hPa, das ostwärts
bis in den Skagerrak hinein gesteuert wird. Wenn auch das Starkwindfeld dieses
Tiefs den Küstenraum nur streift, so reicht es doch, dass der Wind zunächst an
der Nordsee und später auch an der Ostsee böig auffrischt, in exponierten
Küstenlagen und auf höheren Berggipfeln sind stürmische Böen nicht
auszuschließen.
Im Gegensatz zu weiter zurückliegenden Modellläufen wird das Höhentief zum einen
deutlich schwächer und zum anderen auch auf einer weiter nördlich liegenden
Zugbahn gerechnet, woraus sich ein gegenüber den gestrigen Vorstellungen
signifikant schwächeres Szenario ergibt.
Das Frontensystem dieses Tiefs lässt auf den Norden und die Mitte zeitweise
Niederschläge übergreifen, die ganz im Norden schauerartig verstärkt und leicht
konvektiv durchsetzt sind. Warnrelevante Niederschlagssummen sind jedoch nicht
in Sicht. Für Gewitter dürfte die Labilität nicht hinreichend sein.
Im Südwesten und ganz im Süden hält sich noch schwacher Zwischenhocheinfluss, so
dass diese Gebiete eher nicht von Niederschlägen erfasst werden. Auflockerungen
sind dort noch am wahrscheinlichsten, so dass in diesen Regionen die Temperatur
auf 15 bis 18 Grad steigen kann. Ansonsten sind meist nur Höchstwerte zwischen 9
und 14 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das o.g. Cut-Off-Tief nach Litauen
(also ebenfalls deutlich weiter nördlich als es bei den gestrigen Modellläufen
noch zu sehen war) und wird schließlich in die Zirkulation des nach wie vor
wetterbestimmenden Zentraltiefs einbezogen. Das korrespondierende Bodentief wird
ebenfalls ostwärts gesteuert, so dass sich zum Höhentief eine nahezu senkrechte
Achse ergibt und in der zweiten Nachthälfte seine bis dahin entwicklungsgünstige
Lage verloren geht. Bis dahin hält dieses Tief ganz im Nordosten noch einen
kräftigen Gradienten aufrecht, so dass an der Ostseeküste zumindest in der
ersten Nachthälfte noch mit Wind- und exponiert vielleicht auch mit einzelnen
stürmischen Böen zu rechnen ist. Mit Abzug des Höhentiefs sollte jedoch in der
zweiten Nachthälfte auch im Nordosten Deutschlands eine Wetterberuhigung
einsetzen.
In den anderen Gebieten ist von dieser Entwicklung nicht allzu viel zu spüren.
Während über dem Mittelgebirgsraum noch frontale Niederschläge zu erwarten sind
(die fernab von jeglicher Warnrelevanz sein dürften) hält sich im Südwesten und
im Westen schwacher Zwischenhocheinfluss. Die feuchte Grundschicht lässt jedoch
nur wenige Auflockerungen zu. Sollte es dennoch aufklaren, würde sich dann
relativ rasch Nebel bilden.

Mittwoch... greift ein breiter Höhenrücken auf Mitteleuropa über, wodurch die
Umstellung zu einer eher antizyklonal geprägten Westlage vollzogen wird. Durch
relativ weit nördlich ansetzende Warmluftadvektion und den hieraus
resultierenden Geopotentialgewinn weitet sich der Rücken bis nach
Mittelskandinavien aus. Das bisher wetterbestimmende Zentraltief, das nunmehr
über Westrussland liegt, spielt dann für unser Wettergeschehen keine Rolle mehr.
Allerdings liegt das Vorhersagegebiet am Rande der Frontalzone, so dass frontale
Niederschläge weiterhin den Norden, Nordosten und Teile der Mitte erfassen
können, ohne aber dass sich warnrelevante Niederschlagssummen ergeben.
Im Süden und zusehends auch im Westen macht sich antizyklonaler Einfluss
bemerkbar. Während ganz im Süden längere sonnige Abschnitte zu erwarten sind,
kommen mit Abzug der Warmfront im Westen erst später am Tag Auflockerungen in
Gang. Hierzu trägt auch die zunehmende Durchmischung bei, die durch die
Gradientzunahme im Bereich des Warmsektors bedingt ist. Dies lässt auf höheren
Berggipfeln und an der Nordsee den Wind alsbald wieder auffrischen, bis zum
Abend sind an der See und auf höheren Berggipfeln auch wieder stürmische Böen
vorstellbar.
Im Bereich des Warnsektors dürfte sich dann ein Temperaturanstieg bemerkbar
machen. Während ganz im Nordosten aufgrund der meist starken Bewölkung nur 11
bis 14 Grad zu erwarten sind, steigt sonst die Temperatur auf 15 bis 20, an
Ober- und Hochrhein mit Hilfe der Sonne auch etwas über 20 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag verabschiedet sich der Höhenrücken bereits wieder
nach Osten, gefolgt von einem breiten Trog, der bis Donnerstagfrüh bis in die
Deutsche Bucht vorankommt. Das korrespondierende Bodentief wird über den
Skagerrak hinweg ostwärts gesteuert, dessen Kaltfront greift ausgangs der Nacht
auf den Nordwesten Deutschlands über und sorgt für eine Intensivierung der
Niederschläge, ohne dass jedoch Warnschwellen erreicht werden.
Mit der Annäherung und dem Übergreifen der Kaltfront frischt im Norden der Wind
weiter auf. An der Küste (zunächst an der Nordsee und gegen Morgen auch an der
Ostseeküste) sind verbreitet Wind- und stürmische Böen, exponiert sowie auf
höheren Berggipfeln Böen bis Sturmstärke zu erwarten. Warnrelevante Böen sind
dann auch im küstennahen Binnenland vorstellbar.
Nach Süden hin kommt zwar auch etwas Gradient in Gang, für warnrelevante Böen
reicht es dort sehr wahrscheinlich nicht. Allerdings bleibt die Nebelneigung
gering.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Bemerkenswert ist, dass nunmehr sämtliche Modelle einschließlich der
Probabilistik die Lage von Dienstagabend bis Mittwochfrüh "entschärft" haben, so
dass die Windentwicklung auf stürmische Böen beschränkt bleibt und auch Gewitter
nicht mehr zur Diskussion stehen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann