DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-10-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.10.2017 um 10.30 UTC



Zunächst wechselhaft, zum Wochenbeginn besonders im Süden zunehmend stabiler und
milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 11.10.2017


Zum Beginn der Mittelfrist, am Samstag den 07. Oktober, ist
niederstratosphärisch eine Rossby-Welle innerhalb der Numerik auszumachen, die
sich westlich von Kara- und Barentssee über Skandinavien bis ins zentrale
Mittelmeer erstreckt. Dies ist auch innerhalb der Troposphäre in Form eines
meridional ausgerichteten Höhentroges zu erkennen, der besonders über
Skandinavien am stärksten ausgeprägt ist. Kurzwellige Anteile, die entlang
seiner südliche Peripherie von West nach Ost bis Nordost ziehen, beeinflussen
Mitteleuropa und Südosteuropa. Der markante Randtrog über Mitteleuropa macht
sich im Tagesverlauf auch zunehmend im Bodendruckfeld in Form einer sich
entwickelnden Welle bemerkbar, die von der Nordsee kommend auf Deutschland
übergreifen soll.
Somit verläuft der Samstag, durch die Warmfrontpassage und die abends von der
Nordsee hereinschwenkenden Kaltfront geprägt, sehr wechselhaft. Besonders in
Scheitelnähe der Welle werden über Norddeutschland länger anhaltende Regenfälle
erwartet, während der Tag nach Süden zu und da besonders südlich der Donau
abgesehen von einzelnen Schauern meist trocken, aber bewölkt verläuft. Mit
Annäherung der Welle nimmt auch der Gradient im Bodendruckfeld zu, wobei in der
Mitte und im Süden ein frischer, zeitweise auch böiger West- bis Südwestwind
weht, im Nordwesten zunehmend auf Nordwest drehend. Auf exponierten Berglagen
sowie über der Deutschen Bucht können Sturmböen auftreten.
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich der Niederschlag in den Süden, während
es rückseitig der Kaltfront abtrocknet und die Wolkendecke zeitweise auflockert.
Der Westwind weht besonders im Süden noch frisch, im Bergland stürmisch, bevor
dieser postfrontal (rückseitig der Kaltfront) von Norden her etwas nachlässt.
Ausgangs der Nacht sollte die Kaltfront die Mitte von Deutschland erreichen.

Am Sonntag schwenkt der Randtrog weiter nach Osten und erreicht
Polen/Tschechien. Die Welle wird ebenso rasch ostwärts geführt und somit zieht
die Kaltfront in einer strammen Nordwestströmung weiter nach Süden. Deren
Interaktion mit den Alpen sorgt besonders im Alpenstau für länger andauernde
Niederschläge, die bis in die Abendstunden andauern, sonst aber allmählich von
Norden her nachlassen. Dabei liegt die Schneefallgrenze allgemein noch bei rund
2000 m, bei stärkeren Niederschlagsraten teils auch darunter. Im übrigen
Deutschland sorgt der Ausläufer des Azorenhochdruckgebietes (gestützt durch eine
kräftige Trogbildung bei und südlich von Grönland) für einen insgesamt recht
freundlichen Tag mit einem nur geringen Schauerrisiko, das auf schwache
Schauerstraßen im Umfeld der südlichen Nordsee sowie auf die Nordweststaulagen
der Mittelgebirge beschränkt ist. Entsprechend inhomogen wird sicherlich auch
die Bewölkungsverteilung sein, die bei der Nordwestströmung im Lee der Gebirge
stärker aufreißt, während die Staulagen einen eher bewölkten Tag erwarten
dürfen. Der über Nordostdeutschland etwas kräftiger ausgeprägte
Luftdruckgradient in Verbindung mit einer gut durchmischen Luftmasse dürfte für
einen böigen, teils auch stürmischen Nordwestwind sorgen, während sonst der Wind
deutlich schwächer ausfällt.
In der Nacht zum Montag ändert sich wenig, wobei die Stauniederschläge an den
Alpen nachlassen. Dort arbeiten niedertroposphärische Kaltluftadvektion (0 Grad
in 850 hPa) und nachlassende Niederschlagsintensität (geringere Komponente der
Verdunstungskälte) nicht mehr Hand in Hand und lassen die Schneefallgrenze meist
nur geringfügig auf rund 1800 m absinken. Sonst verläuft die Nacht ruhig.

Am Montag schwächt sich die bisher über Nordeuropa liegende Rossby-Welle ab und
schwenkt nach Osten. Derweilen erreicht ein markanter Kaltluftkörper in der
mittleren Troposphäre Island und sorgt dort für die Ausbildung einer
umfangreichen Tiefdruckentwicklung. Erneut werden entlang der südlichen
Peripherie dieses steuernden Tiefdruckgebietes mehrere sich entwickelnde Wellen
über den offenen Nordostatlantik und Nordwesteuropa ostwärts geführt. Über
Mitteleuropa wird der Ausläufer des Azorenhochs zwar weiter gestützt, flacht
jedoch zunehmend ab bzw. erreicht eine insgesamt eher zonal geprägte
Ausrichtung. Somit ist die Strömung über dem Norden leicht zonal geprägt, wobei
wiederholt ausgedehnte Wolkenfelder im Zuge einer schwachen Warmfrontpassage
durchziehen und zeitweise etwas Niederschlag bringen. Nach Süden zu bleibt es
trocken und die Wolkendecke lockert teils stärker auf. Der Wind dreht dabei im
Norden zunehmend auf Südwest, im Süden weht er meist schwach aus
unterschiedlichen Richtungen.
Auch die Nacht zum Dienstag über bleibt das Nord- Südgefälle von Niederschlag
und Bewölkung bestehen und es wird eine insgesamt ruhige Nacht mit lokalen
Nebelfeldern erwartet.

Am Dienstag entwickelt sich eine der Wellen über dem Nordostatlantik zu einem
markanten Randtief, das zum Abend westlich von Schottland zu finden sein sollte.
Dabei findet stromabwärts verstärkt hochreichende Warmluftadvektion statt, die
einen Keil in der mittleren Troposphäre stützt. Derweilen schwächt sich der Keil
(Bodendruck) des Azorenhochs ab bzw. etabliert sich ein eigenständiges Bodenhoch
über Ost- und Südosteuropa. Trotz all dieser Änderungen mit Blick auf die
europäische Wetterkarte ändert sich für Deutschland recht wenig. Besonders im
Süden scheint die Sonne nach Auflösung lokaler Nebelfelder für längere Zeit,
während der Tag im Norden dank der Passage atlantischer Fronten (in
abgeschwächter Form) eher bewölkt mit zeitweiligen Regenfällen verläuft. Der
Westwind frischt über der Nordsee und in deren Umfeld zeitweise böig auf, sonst
wird eine nur schwache Windbewegung erwartet.
Auch die Nacht zum Mittwoch verläuft unverändert ruhig mit der bereits
beschriebenen Zweiteilung von Niederschlag und Bewölkung.

Am Mittwoch zieht das markante Bodentief vor Schottland rasch nordwärts und
erreicht unter rascher Abschwächung Island, während sich bereits die nächste
Welle über dem offenen Nordostatlantik zu einem markanten Randtief entwickelt.
Diese soll aus heutiger Sicht westlicher als die vorhergehende ansetzen und
spielt für Deutschland nur insofern eine Rolle, dass deren Entwicklung eine
weitere Welle über Großbritannien abschwächt, die wiederum den Nordwesten
Deutschlands beeinflusst. Somit etabliert sich eine mäßige Südwestströmung über
Mitteleuropa, die von Südost nach Nordwest immer zyklonaler geprägt ausfällt.
Eine geringe Niederschlagsneigung sollte sich allerdings nur auf den äußersten
Nordwesten beschränken, wobei der Vorhersagezeitraum natürlich noch zu groß ist
für eine differenzierte Beschreibung solcher Randwellen. In weiten Bereichen
Deutschlands sorgt hingegen aufgelockerte Bewölkung für einen freundlichen Tag.

Die Höchstwerte liegen am Wochenende meist zwischen 8 und 13 Grad (abgesehen vom
Oberrhein mit rund 16 Grad) und steigen bis zur Wochenmitte allmählich auf 14
bis 18 Grad an. Die Nächte werden mit 9 bis 4 Grad recht frischt (ausgenommen
die Inseln mit rund 13 Grad) und bei längerem Aufklaren kann im Osten und Süden
lokal Frost in Bodennähe auftreten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Mittelfrist über spielen sich die markantesten Wettererscheinungen über dem
Nordostatlantik ab, wobei Deutschland meist nur Fronten in abgeschwächter Form
zu erwarten hat. Von daher wird eine warntechnisch eher nicht sehr aufregende
Mittelfrist erwartet.
Blendet man den EZMW-Lauf vom 3. Oktober 00 UTC aus, dann zeigen die beiden
letzten Läufe eine gute Übereinstimmung bezüglich der weiteren Entwicklung. Da
das vom 00 UTC Lauf des 3. Oktober gerechnete Szenario so massiv von den anderen
Läufen abweicht (rund 800 km Differenz des steuernden Tiefs über Skandinavien)
und die nachfolgenden beiden Läufe so homogen sind, wird dieser Lauf als
Ausreißer betrachtet.
Der größte Unterschied zwischen dem 12 UTC Lauf des 3. Oktober und dem 00 UTC
Lauf des 4. Oktober besteht zum Beginn der Mittelfrist (am Samstag) mit dem
Durchschwenken eines markanten Randtroges, der im neuen Lauf etwas stärker
gerechnet wird, was sich auch durch eine recht agile Bodenwelle äußert, die
Deutschland mit Regenfällen beeinflussen sollte. Die nachfolgende Keilaufwölbung
wird wiederum einheitlich gesehen und erst zur Wochenmitte gibt es leichte
Unterschiede mit dem Übergreifen von atlantischen Fronten auf Deutschland bzw.
der räumlichen und zeitlichen Lage diverser Randtröge eines steuernden
Nordatlantiktiefdruckgebietes.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch hier zeigen sich zum Beginn der Mittelfrist mit dem durschwenkenden
Randtrog größere Diskrepanzen. Besonders EZMF verfolgt die Lösung einer scharf
konturierten Trogpassage, während diese besonders bei GFS deutlich schwächer
verlaufen sollte. Die zeitliche Entwicklung dieser Welle wird jedoch recht
einheitlich innerhalb der diversen Globalmodelle gesehen.
In der Folge unterstützen zwar alle Modelle die Aufwölbung des Azorenkeils bis
nach Mitteleuropa, allerdings werden deren Ausrichtung, Lage und Randbereiche
leicht unterschiedlich gehandhabt (ICON mit einer schwächeren Variante für
Deutschland, GFS mit der stärksten Variante (höchstem Geopotential) über
Deutschland). Diese Detailfragen sind jetzt so weit im Voraus natürlich nicht zu
klären, doch machen sie viel aus, wenn es um die Bewölkungs- und
Niederschlagsfragen geht. Diese geringfügigen Diskrepanzen dauern bis zur
Wochenmitte weiter an, wobei jedoch zum Mittwoch eine stärkere Bündelung in eine
Deutschland dominierende Südwestströmung zu erkennen ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Cluster des EZMW-Laufs (drei an der Zahl) sind zum Beginn der Mittelfrist
recht einheitlich besetzt mit dem Kontrolllauf im dritten und dem det. Laut im
ersten Cluster. Das klimatologische Regime ist einheitlich "nordatlantischer
Hochdruckrücken". Alle Cluster zeigen einen kräftigen Trog über Skandinavien mit
einem mehr oder weniger ausgeprägten Randtrog über Deutschland.
In der Folge geht die Anzahl der Cluster auf "zwei" zurück und das klimat.
Regime wechselt von "Atlantikrücken" zum Dienstag auf "positive NAO". Der
Kontrolllauf und der det. Lauf sind beide im ersten Cluster zu finden, der
ebenfalls die größte Memberanzahl aufweist. Die größten Unterschiede beider
Cluster sind eher in der Ausrichtung der Strömung über Mitteleuropa zu finden,
die im ersten Cluster tendenziell eher meridionaler geprägt ist als im zweiten
Cluster (eine insgesamt eher zonalere Ausrichtung). Dies hätte natürlich
Auswirkungen darauf, wie schnell und ausgeprägt atlantische Tiefausläufer auf
Deutschland übergreifen können, was im ersten Cluster durch den eher
antizyklonaleren Einfluss in abgeschwächter Form stattfinden würde. Es bleibt
noch abzuwarten, wie sich die Geopotentialverteilung über dem Nordatlantik
entwickeln wird, die per "downstream development" entscheidt, welches
Strömungsmuster sich über Mitteleuropa durchsetzen wird.

Innerhalb der Meteogramme springt besonders die Welle am Wochenende bei den
Niederschlägen ins Auge, denn die höchsten Regenmengen werden am Wochenende
gezeigt, wobei sich der Schwerpunkt am Samstag und Sonntag von Nord nach Süd
verschiebt. Besonders im Stau der Nordalpen sollte das Niederschlagsereignis bis
in die Nacht zum Montag andauern, dann allerdings in stark abgeschwächter Form.
In der Folge werden nur kleine Niederschlagspeaks gezeigt, wobei sich das
Temperaturniveau zur Wochenmitte wieder erholt. Die Streuung bei den
Temperaturwerten nimmt besonders in den Nächten zu (Frage der
Bewölkungsverteilung) und nimmt bei der Windvorhersage zur Wochenmitte ebenfalls
etwas zu.
Ein ähnliches Muster ist bei den ENS von GFS auszumachen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag bestehen im Nordstau der Alpen besonders in den prädestinierten
Regionen wie dem Allgäu bei COSMO-LEPS Wahrscheinlichkeiten von rund 20 % für
markanten Dauerregen von mehr als 25 l/qm in 12 Stunden (mit leicht höheren
Werten bei einem 24-std. Ereignis, wobei jedoch bereits einiges an Niederschlag
am Freitag fallen würde, also vor dem Beginn der Mittelfrist). EZMW-EPS zeigt
hingegen keine Wahrscheinlichkeiten an.

Am Samstag gibt es nach COSMO-LEPS besonders über der Deutschen Bucht sowie im
Bergland Wahrscheinlichkeiten von 10 bis 20 % für Bft 8 Böen, die in der Nacht
zum Sonntag allmählich geringer werden. Auch am Sonntag ist das Potential für
einzelne Sturmböen über Norddeutschland mit 5-10% Wahrscheinlichkeit innerhalb
von LEPS zu finden. Beim EZMW-EPS werden beiden Tage ebenfalls hervorgehoben,
allerdings mit deutlich geringeren Wahrscheinlichkeiten. Es wird also sicherlich
windig, aber eine ausgewachsene Sturmlage wird aus heutiger Sicht nicht
erwartet. Die Wahrscheinlichkeiten variieren sicherlich noch mit der endgültigen
Stärke der sich entwickelnden Welle.

In den Nächten besteht im Süden ein geringes und örtlich begrenztes Potential
für leichten Frost in Bodennähe, wobei dies aber stark von der
Bewölkungsverteilung abhängt.

Der EFI deutet beim Wind am Wochenende im Norden und Osten geringe
Wahrscheinlichkeiten für ein Überschreiten des Modellklimas an, die Werte sind
allerdings eher marginaler Natur und sollten eher auf exponierte Regionen wie
die Küstenbereiche und Berglagen in Form von erhöhten Wahrscheinlichkeiten für
einzelne Sturmböen umgelegt werden.
Beim Niederschlag beschränken sich geringe Wahrscheinlichkeiten auf die Passage
der Welle (Samstag im Norden, Sonntag am Alpenrand), doch auch hier ist kein
Signal einer ungewöhnlich ergiebigen Dauerregenlage auszumachen.
Geringe Signale für einen etwas zu kühlen Wetterabschnitt sind am Wochenende am
Alpenrand und über Süddeutschland zu finden (besonders in Regionen mit
anhaltendem Regen), sonst aber werden normale Temperaturwerte erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EMZW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy