DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-10-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 03.10.2017 um 10.30 UTC



Mit nordwestlicher Grundströmung wechselhaftes und leicht unterkühltes Wetter
mit wiederholten Niederschlägen. Im Laufe der nächsten Woche eventuell wieder
wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 10.10.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Freitag befindet
sich Deutschland auf der Südwestflanke eines hochreichenden Tiefs mit
Drehzentrum im Bereich des Finnischen Meerbusens. Der zugehörige Höhentrog
schwenkt - angefüllt mit Kaltluft um oder etwas unter -25°C in 500 hPa -
südostwärts über den Vorhersageraum hinweg, bevor er am Samstag über dem Balkan
abtropft. Zwischen dem Tief und einem Hoch knapp westlich von UK/Irland gelangt
mit einer flotten Nordwestströmung auf direktem Wege polare Meeresluft vom
Nordmeer zu uns, in der die 850-hPa-Temperatur auf +3 bis 0°C zurückgeht. In den
Alpen sinkt die Schneefallgrenze auf etwa
1500 m, in der Nacht sogar noch etwas darunter.

Am Samstag wandert ein flacher Rücken in der nordwestlichen Höhenströmung
südostwärts, der den Aufbau eines nach Süddeutschland gerichteten Azorenhochkeil
fördert. Von durchgreifendem Hochdruckeinfluss kann aber nicht die Rede sein,
und in 850 hPa geht die Temperatur von Nordwesten her sogar noch etwas zurück
auf gebietsweise leicht unter 0°C.
Zum Sonntag hin dreht die Strömung vorübergehend wieder zurück, ohne dass es zu
einer nennenswerten Milderung kommt (T850 weiterhin unter +5°C). Ursache ist ein
hochreichendes Tief, das von Südskandinavien her zur westlichen Ostsee zieht, wo
es quasistationär wird. Es lenkt zu Wochenbeginn erneut einen Schwall polarer
Meeresluft um 0°C in 850 hPa nach Deutschland, die die Fortdauer der
unbeständigen Witterung bewirkt.

Zur Wochenmitte (und damit schon im Bereich der erweiterten Mittelfrist) zieht
das Höhentief ganz allmählich südostwärts ab. Gleichzeitig beginnt der Luftdruck
zu steigen, was sich in Form einer meridionalen, von Nordeuropa bis zum
zentralen Mittelmeer reichenden Hochdruckzone widerspiegelt. Damit nimmt die
Niederschlagsneigung allmählich ab, während sich die Temperatur schwer tut,
substanziell aus dem Quark zu kommen. So liegt die 850-hPa-Temperatur am Ende
des deterministischen Vorhersageraums (Freitag, 00 UTC) nach wie vor nur wenig
über 0°C, lediglich im äußersten Westen und Südwesten wird die 5°C-Marke langsam
überschritten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS-Modells vom ECMF kann bis zum kommenden Samstag als gut
bezeichnet werden. Somit stehen der Kaltfrontpassage am Donnerstag und dem
nachfolgenden Zustrom polarer Meeresluft nichts mehr im Wege, zumal auch andere
Globalmodelle dieses Spielchen mitspielen.
Ab Sonntag allerdings nehmen die Diskrepanzen zu. So bringt die heutige
00-UTC-Version das o.e. hochreichende Tief ins Spiel, das so bisher nicht
simuliert wurde. Immerhin hat dieses Szenario mit der gestrigen 00-UTC-Lösung
den Wettercharakter gemein, der sich durch Wechselhaftigkeit, wiederholte
Regenfälle und verhaltene Temperaturen auszeichnet. Der 12-UTC-Lauf von gestern
wiederum steuerte im Laufe der nächsten Woche in Richtung Hochdruckeinfluss und
höhere Temperaturen, vor allem im Süden des Landes.


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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Großen und Ganzen simulieren die anderen einschlägigen Globalmodelle einen
ähnlichen, sprich, durch maritim-polare Luftmassen geprägten wechselhaften
Wetterablauf. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass das o.e. hochreichende
Tief in den anderen Modellen nicht so markant in Erscheinung tritt wie bei IFS.

Interessanter ist da schon der Trend in der der erweiterten Mittelfrist, wo GFS
und auch GEM ein baldiges Rückdrehen der Strömung mit einhergehender Milderung
bei vor allem nach Süden hin zunehmend antizyklonalen Rahmenbedingungen auf der
Karte haben.
FAZIT: Etwa bis nächsten Dienstag scheint das wechselhafte Wetter mit
Regenfällen bei leicht unterdurchschnittlichen Temperaturen zumindest aus
deterministischer Sicht in Stein gemeißelt. Danach wird es unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In diese Kerbe springen auch die Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte
(ECMF-EPS), die über das Wochenende hinweg recht homogene Kurvenscharen auf das
Papier bringen. Danach, also ab Montag/Dienstag, nimmt der Spread zu, wobei die
Mehrheit der Ensemblemitglieder einen Temperatur- (in 850 hPa) und Potenzial-
(in 500 hPa) Anstieg anstreben. Der Hauptlauf markiert dabei eindeutig den
unteren Rand der Ensembles.
Bei GFS-EPS nimmt die Streuung der beiden relevanten Parameter T850 und Pot500
schon etwas eher zu. Im Vergleich zu ECMF-EPS fällt der Trend im Laufe der
nächsten Woche zwar nicht ganz so eindeutig aus, trotzdem kann unter dem Strich
ein Temperatur- und Potenzialanstieg konstatiert werden.

Bei der Clusterung von ECMF-EPS fällt auf, dass der mit 22 Fällen besetzte
Hauptcluster CL 1 für den Zeitraum T+120...168 h (Sonntag bis Dienstag) weitgehend
dem Szenario des deterministischen Laufs entspricht, also eher zyklonal
aufgestellt ist. Die anderen beiden Cluster allerdings, die zusammen auf 29
Fälle kommen, tendieren dazu, einen Höhenrücken (mal mehr, mal weniger
amplifiziert) allmählich von Westen her auf Deutschland übergreifen zu lassen.
Ob er sich letztlich durchsetzen wird, ist noch offen. Am klarsten kommt diese
Variante in CL 2 (16 Fälle) im Zeitraum T+192...240 h (Mittwoch bis Freitag) zum
Ausdruck, während uns die anderen beiden Cluster 1 und 3 (19 und 16 Fälle) auf
die Vorderseite eines veritablen Troges über Westeuropa bzw. dem nahen
Ostatlantik beordern. Auch dieses Szenario hätte bei uns durchaus antizyklonale
Züge mit steigenden Temperaturen.
FAZIT aus probabilistischer Sicht: Die anfänglich wechselhafte und kühle
Witterung wird klar bestätigt. Der Trend im Laufe der nächsten Woche zeigt zwar
noch Unschärfen, die Meinung scheint aber in Richtung "wärmer und
antizyklonaler" zu gehen und damit von der Lösung des Hauptlaufs abzuweichen.
Man darf gespannt sein, was am Ende herauskommt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Löwenanteil möglicher signifikanter Wettererscheinungen scheint sich in der
Kurzfrist, konkret am Donnerstag mit Passage einer Kaltfront abzuspielen (siehe
dazu "Synoptische Übersicht Kurzfrist"). Ab Freitag nimmt die Tendenz dann
allgemein ab, gleichwohl bleiben zunächst noch ein paar "Reste" übrig.

Zum einen gibt es schwache Hinweise auf möglichen DAUERREGEN von mehr als 30 mm
innert 24 h für Teile des Alpenrands, speziell für das Allgäu. Allerdings sei in
diesem Zusammenhang erwähnt, dass die Schneefallgrenze recht weit runter auf
etwa 1500 m, zeitweise (vor allem in der Nacht) vielleicht noch etwas darunter,
absinkt.

Beim Thema "STURM" sind zunächst (Freitag) vor allem noch die Nordsee und einige
Hochlagen der Mittelgebirge anfällig mit dem Attribut "wahrscheinlich". Danach
sind STURMBÖEN nur noch gering wahrscheinlich an der See und vielleicht auf dem
Blocksberg im Harz.

Nicht zu vergessen, am Freitag gibt es eine geringe Wahrscheinlichkeit für kurze
GRAUPELGEWITTER im Norden des Landes.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann