DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-10-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.10.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft und relativ kühl, zeitweise windig oder auch stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 09.10.2017


Zu Beginn(Donnerstag)formiert sich, gestützt durch massive KLA, ein breiter
Höhentrog über der Nordsee, der unter Weitung seiner Amplitude am Freitag über
Deutschland ost-südostwärts schwenkt. Im Bodendruckfeld überquert die Kaltfront
eines Tiefdrucksystems über Skandinavien und dem Baltikum unser Gebiet südwärts
und leitet die Zufuhr kühler Meeresluft aus Nordwesten ein.
Mit der Trogpassage und der sich auf Nordwest umstellenden
Strömungskonfiguration besteht am Donnerstag ein erhöhtes Risiko für DAUERREGEN
im Norden und in der Mitte(Vor allem Staulagen der nördlichen Mittelgebirge)
sowie anschließen kurzzeitig an den Alpen. Dort kann die Schneefallgrenze bis
ca. 1500 m absinken.

Nachdem dieser Höhentrog kurzzeitig noch einmal von Nordwesten her regeneriert
wird, stellt sich über Deutschland rückseitig eine nordwestliche bis nördliche
Höhenströmung eine, in der einzelne eher schwächere Randtröge ablaufen , die den
Wetterablauf aber weiterhin insgesamt unbeständig gestalten.
Während zu Beginn(Donnerstag) der Süden und Südosten präfrontal noch vom Zustrom
milder Meeresluft mit Höchstwerten bis 20°C profitieren, pendelt sich das
Temperaturniveau anschließend in etwa um das jahreszeitliche Mittel herum ein.

Auch im erweiterten Mittelfristzeitraum Dienstag/Mittwoch scheint nach heutiger
Erkenntnis die kühle und sich zyklonal regenerierende Trogrückseite Bestand zu
haben.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Unsicherheiten bestehen bereits zu Beginn(Donnerstag) bezüglich einer von der
südlichen Nordsee rasch übergreifenden Warmfrontwelle, die im gestrigen 12
UTC-Lauf zwischenzeitlich als markante Sturmtiefwelle mit südflankigem Sturm
über Norddeutschland prognostiziert wurde. Diese wird nun wieder ähnlich flau
wie im gestrigen 00 UTC-Lauf behandelt.

Zum anderen bleibt die Strömung nun auch über das Wochenende hinaus über
Deutschland NW-zyklonal, der im gestrigen 00 UTC-Lauf angedeutete Zonalisierung
fehlt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die meisten anderen vorliegenden operationellen Modelle beschreiben im
Wesentlichen eine Großwetterlage, die man nach Trogpassage(TrM)als "NORWEST
ZYKLONAL" bezeichnen würde.

Im Detail ergeben sich aber insbesondere für den Donnerstag deutlichere
Unterschiede im Bodendruckfeld. Ähnlich wie im gestrigen 12 UTC-Lauf von ECMF
simuliert, liefern auch ICON und insbesondere GFS am Donnerstag sozusagen eine
"STURMWELLE" deren Scheiten von der südlichen Nordsee übergreifend rasch über
den Norden Deutschlands läuft, und an deren stark gradientiger Südflanke über
großen Teilen Deutschland stürmische Winde zu erwarten wären! Im neuesten lauf
fällt dieser Gradient bei ECMF nun sehr flau aus.

Bei ICON erfolgt nach der ersten Trogpassage am Wochenende vorübergehend eine
leichte Zonalisierung, wobei dann von Westen ein neuer Trog folgt, der
Deutschland unter Amplifizierung südostwärts überquert.

Gänzlich abweichend folgt beim Kanadischen Modell(GEM) im Laufe des Montags von
Westen ein langweiliger Höhenrücken, der über Deutschland eine eigenständige
Hochdruckzone aufbaut. Dies wäre mit einem Temperaturanstieg und einer
durchgreifenden Wetterbesserung verbunden!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensemblevorhersagen des ECMF zeigen recht gut die o.a. Unsicherheiten:
Während der Beginn(Donnerstag) mit kurzem Erwärmungs-Intermezzo noch durch ein
breites Spektrum bezüglich des Temperaturregimes(Behandlung der Welle)
gekennzeichnet wird, laufen die Kurven von Freitag bis einschließlich Sonntag
bei annähernd konstant niedrigem Niveau(zwischen 0 und 3°C in 850 hPa)auf sehr
enger Bandbreite.
Dann(Montag/Dienstag) wird das Spektrum jedoch abrupt instabil.
Bei den Geopotentialkurven ergibt sich nach Durchgang durch die Talsohle am
Donnerstag/Freitag anschließend ein stetiger leichter Anstieg, der durch leichte
Schwingungen geprägt ist. Dabei fällt auf, das HRES und Kontrolllauf des ECMF
eher am unteren Ende des Spektrums verlaufen.

Bezüglich der Niederschläge sieht man einen herausragenden PEAK am Donnerstag,
der, wie auch immer geartet, auf die Existenz der o.a. Welle hinweist.

Die ENS des GFS zeigen ähnliche Ergebnisse, mit dem stärkeren
Niederschlagsereignis am Donnerstag, nach kurzem ERwärumgs-Intermezzo, gefolgt
von einem Temperaturrückgang auf ein dann weitgehend konstantes Niveau, das
Ensemblemittel liegt dann etwa 2-3 K unter dem Klimamittel.
Zudem zeigt die Windentwicklung am Donnerstag eine Höhepunkt, wohl gekoppelt an
die Kaltfrontpassage.
Die Großwetterlagenklassifikation des EZMW-EPS nach Dr. PAUL JAMIE bringt
Donnerstag den Übergang von West Zyklonal zu einer Mischung aus NWz und Nz.

Nach der CLUSTER-Analyse des ECMF-EPS 120-168h ergeben sich 4 CLUSTER, die am
Wochenende mehrheitlich die zyklonale Westflanke des über dem östlichen
Mitteleuropa angelangten Troges betonen. Lediglich CLUSTER 4 mit 6 Mitgliedern
deutet Sonntag-Montag den Übergang zu einer Zonalisierung von Westen an. Danach
könnte sich über Süddeutschland eine Hochdruckzone aufbauen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Betonung liegt hier zunächst primär auf der WINDENTWICKLUNG.
Unter Beachtung des möglichen Wellen-Schnellläufers am Donnerstag ergeben sich
bei EZMW_EPS für den Donnerstag insbesondere für die Südhälfte höhere
Wahrscheinlichkeiten für verbreitet auftretende stürmische Böen Bft 8.

COS_LEPS setzt für den Donnerstag entsprechende Signale für die Mitte und
insbesondere für den nördlichen Mittelgebirgsraum.
Nach Aussage einzelner deterministischer Modelle stünden dann in Berglagen des
Norden und Ostens auch schwere Sturmböen auf dem Programm.

Ebenfalls für den Donnerstag gibt es Signale für DAUERREGEN:
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-EPS, ECMF-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel