DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-10-2017 09:00
SXEU31 DWAV 020800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.10.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz

An der See und im höheren Bergland teilweise stürmisch. Im Süden, vor allem in
Staulagen markanter Dauerregen in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag. Im
Allgäu vereinzelt unwetterartige Mengen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... zieht ein Sturmtief von den Färöern langsam weiter nach Osten in die
Norwegische See. Es bildet sich nun auch in der Höhe ab, verlagert sich
demzufolge nur noch langsam, hat den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht und
beginnt sich langsam wieder abzuschwächen. An dessen Südflanke ist ein stark
ausgeprägter Druckgradient zu finden, der vor allem im Norden und Westen in Böen
starken, an der Küste und im Bergland stürmischen Südwest-bis Westwind zur Folge
hat. Das zugehörige, okkludierende Frontensystem überquert den Norden und die
Mitte rasch ostwärts, kommt dagegen über dem Süden ins Schleifen.
Es geht dort in die Warmfront eines Tiefs westlich der Biskaya über, in der auch
die Reste des Ex Hurrikans Maria aufgenommen wurden.
Präfrontal wird in den Südosten noch einmal wärmere Luft geführt, in der die
Temperatur vor Beginn des Regens bis 21 Grad steigen kann. Auf der Rückseite
wird wieder frische Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland geführt, in
der die Temperaturen aufgrund der guten Durchmischung lokal ebenfalls 18 bis 19
Grad erreichen.
An den Küsten und im höheren Bergland gibt es Sturmböen, auf dem Brocken
orkanartige Böen. Im Nordwesten, vor allem in nordseenahen Binnenland sind
ebenfalls Bft 7 aus SW bis W zu erwarten, wobei das Windmaximum an die
Frontpassage gebunden sein dürfte, während postfrontal der Wind wieder etwas
nachlässt.
Mit Durchzug der Tiefausläufer regnet es verbreitet, wobei im Norden 10 bis 15
mm Regen fallen, über der Mitte und dem Süden regnet es weniger. Warnrelevante
Mengen sind auch im Norden nicht zu erwarten. Postfrontal kommt es meist nur
vereinzelt zu Schauern, lediglich über der Nordsee und in Schleswig-Holstein
gibt es häufiger Schauer, für Gewitter reicht es eher nicht.
In der Nacht zum Dienstag liegt der Tiefausläufer schleifend über dem äußersten
Süden und bringt dort länger anhaltenden Regen. Vorderseitig eines über die
Nordsee hereinschwenkenden Randtroges bildet sich an der Front eine flache
Welle, mit der sich die Regenfälle im Laufe der Nacht intensivieren. In der
Folge können im Schwarzwald und am Alpenrand Warnschwellen vor Dauerregen, vor
allem im Allgäu auch vor ergiebigen Dauerregen (Unwetter) überschritten werden.
Unsicherheiten verbleiben immer noch, da die Modelle immer noch keine
einheitliche Linie gefunden haben. Im Schwarzwald dürften über die Nacht hinweg
in 12 Stunden an die 40 mm zusammen kommen, wobei ICON die größten
Niederschlagsmengen liefert.
An den Küsten und im Bergland bleibt es windig mit starken bis stürmischen Böen,
exponiert mit Sturmböen. Mit fortschreitender Labilisierung und durch den
Randtrog sind über dem äußersten Norden einzelne Gewitter mit Sturmböen möglich.



Dienstag... verlagert sich das Sturmtief unter Abschwächung langsam nordwärts,
während sich über Südnorwegen ein Teiltief abspaltet und ostwärts zieht. Damit
wird der kräftige Druckgradient über dem Norden aufrechterhalten. Infolge der
Kaltluftadvektion kräftigt sich der Randtrog noch und verlagert sich nach Osten.
Wir gelangen zusehends auf seine Rückseite in eine nordwestliche Strömung, so
dass auch der anfangs über dem Süden liegende Tiefausläufer aus
Deutschland abgedrängt wird.
Damit ziehen sich auch die Niederschläge im Süden mehr und mehr zum Alpenrand
zurück, wo sie staubedingt noch längere Zeit anhalten. Dabei fallen die meisten
Niederschläge wohl im Zeitraum von 00 bis 12 UTC, wo ICON im Allgäu an die 60 mm
Regen simuliert. Die anderen Modelle sind meist weniger progressiv.
Weiter nördlich hingegen ziehen nur einzelne Schauer durch, im Küstenumfeld
treten sie häufiger auf. Dort sind örtlich auch Gewitter mit stürmischen Böen
oder Sturmböen möglich. Im Binnenland bleibt es gebietsweise länger trocken.

Bei weiterhin kräftigem Gradienten sind exponiert und bei Schauern in der
Nordhälfte starke Böen Bft 7 nicht ausgeschlossen. An der See und auf den Bergen
kommt es exponiert zu stürmischen Böen Bft 8 oder mit geringer
Wahrscheinlichkeit auch Sturmböen Bft 9 aus West bis Nordwest.

Die Temperatur erreicht für die Jahreszeit übliche Werte zwischen 12 bis 18
Grad.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Höhentrog langsam nach Osten ab, so dass
Geopotential und Bodendruck steigen.
Damit beruhigt sich das Wetter und gebietsweise lockert die Bewölkung stärker
auf und es bildet sich Nebel. Schauer gibt es vor allem noch an den Küsten und
letzte Regentropfen an den Alpen. An den Küsten und im höheren Bergland bleibt
es windig.


Mittwoch... liegen wir in einer recht glatten westlichen Höhenströmung, wobei
der Süden aber mehr unter Hochdruckeinfluss gerät, während der Norden im Bereich
der Frontalzone verbleibt. Mit einem über Südskandinavien nach Osten
schwenkenden Teiltrog verschärft sich der Gradient über dem Norden und die
Frontalzone wird etwas nach Süden gedrückt. So bleibt es im Norden starke
bewölkt und es fällt zeitweise Regen.

Dazu frischt der Südwest- bis Westwind wieder auf und an den Küsten werden
häufiger Bft 8 bis 9, an der Nordsee später teilweise Bft 10 erreicht. Etwas
landeinwärts gibt es auch im Binnenland starke Böen Bft 7.
Im Bergland sind dann wieder Bft 7 bis 8, auf dem Brocken im Harz Bft 9 zu
erwarten.

In der Südhälfte ziehen bedingt durch WLA in der Höhe Cirrusfelder und
mittelhohe Wolken über uns hinweg. Wahrscheinlich wird der Wettercharakter im
Bereich der von der nördlichen Biskaya über die Alpen bis zur Ukraine reichenden
Hochdruckbrücke nach Nebelauflösung meist freundlich sein.

In der Nacht zum Donnerstag entwickelt sich aus einer Welle westlich der
Britischen Inseln ein kleinräumiges Sturmtief, das am Donnerstagmorgen die
deutsche Bucht erreicht. Dabei frischt der Wind im gesamten Nordwesten auf, an
der See und im Bergland bleibt es stürmisch. Dazu verstärkt sich der Regen
aufgrund kräftiger Warmluftadvektion im Norden und breitet sich nach Süden hin
aus.
Im Süden bleibt es noch ruhig mit teilweise geringer Bewölkung es bildet sich
wieder örtlich Nebel.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Passage der flachen Welle im Süden wird immer noch unterschiedlich
simuliert. Es werden die aktuellen (00 UTC) Ensembles abgewartet, ehe die
Warnungen vor Dauerregen ausgegeben werden. Der Dauerregen im Schwarzwald
scheint aber sicher zu sein, gleiches gilt für das Allgäu, die Mengen am
Alpenrand sind aber noch nicht ganz klar. Obwohl der Wind auch in den nächsten
Tagen immer präsent bleibt, ist keine wirklich markante Sturmlage zu erkennen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner