DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-09-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.09.2017 um 10.30 UTC



Zum Wochenbeginn teils stürmisch und niederschlagsreich, danach sehr unsichere
Entwicklung, aber voraussichtlich Abnahme der Wettergefahren.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 06.10.2017


Am Montag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, gelangt nach dem EZMW-IFS
Deutschland in den Einflussbereich eines von Nordwesten übergreifenden
Langwellentroges. Das zugehörige umfangreiche Bodentief zieht im Tagesverlauf
auf die Küste Westnorwegens zu. Die okkludierte Front dieses Tiefs greift schon
in der Nacht zum Montag auf Deutschland über und überquert am Tage mit
Regenfällen das ganze Land, nur an den Alpen hängt sie noch zurück. Auf der
Rückseite fließt deutlich kühlere Meeresluft ein mit Temperaturen in 850 hPa
zwischen 3 und 8 Grad in der Nacht zum Dienstag. Zudem besteht an der Südflanke
des Tiefs ein recht starker Gradient, was zu windigem, an der See und auf den
Bergen stürmischen Wetter führt.
Am Dienstag zieht im Bereich des Langwellentroges von Nordwesten ein
Kurzwellentrog heran, der am Abend Deutschland erreicht. Auf seiner Vorderseite
soll eine markante Welle (aus Ex-Maria) über Deutschland hinweg ziehen. Diese
soll (nach dem aktuellen EZMW-Lauf) dem Süden viel Regen und Sturm bringen. Im
Bereich dieser Welle befinden sich noch Luftmassen, die der Tropensturm Maria in
die Westdrift eingesteuert hat. Auch im Norden nimmt nach kurzer
Wetterberuhigung im Bereich eines Bodentroges der Wind am Nachmittag wieder zu.
Rückseitig der Welle zieht die Kaltfront endgültig nach Süden ab. In Deutschland
setzt sich am Mittwoch landesweit polare Meeresluft mit nur um 2 Grad in 850 hPa
durch. Der Langwellentrog zieht nach Osten ab und das Zentraltief am Boden
befindet sich im Bereich der Ostsee. Gleichzeitig wölbt sich über Westeuropa ein
Rücken auf und ein Hochkeil schiebt sich von Westen nach Süddeutschland, so dass
sich in allen Schichten eine Nordwestströmung durchsetzt. Somit stellt sich
kühles Schauerwetter ein, wobei vor allem im Nordosten auch der Wind noch stark
bleibt.
Am Donnerstag weitet sich der gewaltige Rücken weiter nach Deutschland aus und
das Potenzial steigt massiv an. Ein kräftiges, hochreichendes und ins Nordmeer
ziehendes Tief hobelt aber den Rücken im Norden schon wieder etwas ab und sorgt
auch im Norden Deutschlands weiterhin für kräftigen Gradienten, während sich im
Süden das Hoch durchsetzt. Das Temperaturniveau steigt von Westen stark an (über
10 Grad in 850 hPa) und es wird zunehmend freundlich.
Am Freitag zieht sich der Rücken wieder nach Westen zurück, weil er von
Nordosten her durch einen kräftigen Kurzwellentrog attackiert wird. Diesem läuft
die Kaltfront des jetzt über Nordschweden liegenden Tiefs voraus. Diese zieht am
Freitag mit nur schwachen Regenfällen rasch südostwärts. Ganz im Nordosten, wo
der Trog für deutliche Labilisierung sorgt, kann es Schauer geben. Dort ist es
auch weiterhin windig.

Die Kaltfront führt am Samstag vorübergehend noch einmal deutlich kältere
Meeresluft in den Nordosten des Landes. Nachfolgend stellt sich aber am
Wochenende bei einer zunehmend antizyklonalen Westnordwestlage auch bodennah
Hochdruckeinfluss durch und das Temperaturniveau beginnt wieder zu steigen
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz zwischen dem aktuellen EZMW-Lauf und den beiden Vorgängern ist
mittel. Bis Dienstag ist die Übereinstimmung gut, am Mittwoch und Donnerstag
zeigt sich der jüngste Lauf etwas langsamer als seine Vorgänger. Den am Freitag
durchziehenden Kurzwellentrog lässt dagegen der jüngste Lauf wieder fast
gleichzeitig durchziehen, allerdings ausgeprägter. Beide Vorläufe waren am
nächsten Wochenende zyklonal geprägt, erst der jüngste Lauf zeigt die
antizyklonale Variante.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Montag sind sich die vorliegenden Modelle noch sehr ähnlich. Am Dienstag
zeigen nur ICON und EZMW die Welle über Süddeutschland. Am Mittwoch lassen GFS,
NAVGEM und GEM dann das Hoch schon bis Mitteleuropa vorankommen. UKMO ist
dagegen wie ICON und EZMW langsamer. Die Kaltfront am Freitag zeigen EZMW und
GFS wieder, während die Konkurrenz eher glattere und recht weit nördlich
verlaufende Westlagen zeigt. ICON lässt dagegen einen kräftigen Rücken über uns
hinweg ziehen. Alles in allem tragen die externen Modelle nicht dazu bei, ein
bestimmtes Szenario als wahrscheinlichstes zu erkennen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-Clusteranalyse zeigt im Zeitraum bis Dienstag noch 3 sehr ähnliche
Cluster. Alle 3 lassen Ex-Maria am Dienstag, 00 UTC, als Welle oder Bodentrog
die Bretagne erreichen. Der Hauptlauf ist dagegen etwas schneller. Im Zeitraum
zwischen Mi, 00 UTC und Fr, 00 UTC werden die Ensembles 4 Clustern zugeordnet.
C1 (17 Mitglieder) behält den ersten Trog bis Freitag über Ostmitteleuropa und
Deutschland bleibt in einer Nordwestlage. C2 (14 Mitglieder) lässt den Trog
ebenso langsam abziehen, geht aber allmählich in eine antizyklonal geprägte
Westnordwestlage über. C3 (11 Mitglieder) lässt den Trog schnell abziehen.
Anschließend stellt sich zunächst eine antizyklonale Westlage ein, bevor am
Freitag der Norden in einen kräftigen Gradienten gerät. C4 (9 Mitglieder,
Hauptlauf, Kontrolllauf) lässt den Trog ebenso nur langsam abziehen, danach
sorgt ein weiterer in diesem Trog hineinlaufender Trog für eine Verstärkung und
retrograde Entwicklung. Ein Sturmtief über der Ostsee ist die Folge. Letztlich
finden sich markante Entwicklungen des Hauptlaufes in keinem Cluster wieder. Das
kann gegen den Hauptlauf sprechen, allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass
der besser aufgelöste Hauptlauf mit dem ehemals tropischen System besser umgehen
kann.
Die Rauchfahnen für Stuttgart (in etwa beim Wellenscheitel am Dienstag) zeigen
am Dienstag ein Minimum beim Potenzial und am Mittwoch bei der Temperatur und
teils starke Niederschlagssignale am Dienstag in vielen Einzelläufen. Danach
zeigt nur eine Minderheit der Läufe einen Temperaturanstieg, die Mehrheit
allerdings einen Potenzialanstieg, was den Trog über Osteuropa widerspiegelt.
Bei den GFS-Rauchfahnen für Stuttgart fällt auf, dass die Niederschlagssignale
am Dienstag deutlich schwächer sind. Nachfolgend zeigen die Mehrheit der
Einzelläufe sowohl einen Anstieg der Temperatur als auch des Potenzials.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt am Montag vor allem im Westen Signale für Sturm, im Norden für
Regen. Am Dienstag werden Sturmsignale im Norden und Süden gezeigt. Zudem wird
am Montag im Nordwesten Deutschlands ein Cape-Shear-Signal gezeigt.

EZMW-EPS und Cosmo-LEPS zeigen am Montag und Dienstag Signale für Sturmböen an
den Küsten, auf den Bergen und in geringem Umfang auch im Binnenland. Leicht
erhöhte Sturmsignale sind auch am Dienstag im Süden auszumachen. Im weiteren
Wochenverlauf zeigt EZMW-EPS weiterhin leichte Signale für Sturm an den Küsten.


Am Montag gibt es vor allem bei Cosmo-LEPS leichte Signale für Dauerregen (über
30 l/qm in 24 Stunden) im südlichen Bergland. Am Dienstag gibt es an den Alpen
weiterhin Signale für Dauerregen, zudem auch im Nordwesten Deutschlands. Am
Mittwoch wird noch ein schwaches Signal am Erzgebirge gezeigt. Nachfolgend ist
Dauerregen unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW, EZMW-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann