DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-09-2017 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.09.2017 um 10.30 UTC



Kühler, bzw. mäßig warmer Witterungsabschnitt. In der Osthälfte schauerartige
Regenfälle, vereinzelt Gewitter. Nach Westen freundlicher und nur selten
Schauer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 30.09.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, am kommenden Dienstag, haben
wird es in der Höhe und am Boden mit einer kräftigen Antizyklone über
Fennoskandien zu tun, dieser steht im Westen ein nordostatlantischer imposanter
Langwellentrog gegenüber. Ein Keil des Azorenhochs reicht bis in den Westen
Frankreichs. Ein Höhentief mit Kern über dem östlichen Mitteleuropa erstreckt
als Kaltlufttropfen sein Zirkulationsregime über Deutschland hinweg bis nach
Benelux. Angefüllt mit Temperaturen im Kernbereich von unter -20°C in 500 hPa
sorgt es bei uns für kühle und wechselhafte Witterung. Es verlagert sich mit
seinem Kern im Laufe des Dienstag westwärts nach Deutschland, wobei im
klassischen Fall an seiner Ost- und Nordflanke flächenhaft Niederschläge
auftreten, an seiner Westflanke nur lokale Niederschläge mit Schauercharakter.
An dieser Konstellation ändert sich bis zum Donnerstag wenig, wenngleich die
geschilderten Niederschlagsaktivitäten spätestens am Donnerstag deutlich
nachlassen werden.
Bis dahin hat sich das Zentrum des Höhentiefs nach Südosten Richtung Slowenien
verlagert und zieht am Freitag weiter südostwärts nach Serbien bzw. Montenegro
ab. Der schmale Höhenkeil über Frankreich, der am Freitag zusammen mit dem
Höhenhoch über Nordeuropa eine omegaähnliche Struktur bilden wird, kommt dann im
Laufe des Freitags endlich ostwärts nach Deutschland voran. Damit ist neben dem
Abklingen sämtlicher Niederschläge auch ein leichter Temperaturanstieg
verbunden.
Am Samstag ist dieser keil über Deutschland aber schon wieder obsolet,
stattdessen weitet sich der Westeuropäische Langwellentrog nach Richtung
Mitteleuropa aus. Vorderseitig greift der Frontenzug eines Tiefs über der
Nordsee von Westen her auf Deutschland über und erreicht in der Nacht zum
Sonntag bereits Polen und die Slowakei. Rückseitig dieses Frontenzugs setzt sich
von Westen her vorübergehend mäßig warme Meeresluft bei uns durch.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch der neuste operationelle Lauf des ECMWF von heute 00 UTC zeigt im
Wesentlichen ähnlich Ergebnisse wie die vorangegangen Läufe des ECMWF. Die
Ergebnisse kann man zunächst an besten in die Großwetterlage Hochfennoskandien
zyklonal einordnen. (siehe auch Großwetterlagen nach Paul James) Denn ein
kräftiges Hoch über Fennoskandien bleibt bis kommenden Freitag erhalten, während
ein kleinräumiges Höhentief mit Charakter eines Kaltlufttropfen von Osteuropa
über Deutschland zur Nordsee zieht und dann am Donnerstag mit seinem Nordteil
allmählich in einen mächtigen Langwellentrog über dem Nordatlantik und
Westeuropa angliedert wird und etwa bis zum Abend bzw. der Nacht zum Freitag mit
seinem Nordteil nordwärts abgezogen sein dürfte. Sein eigentlicher Kern, also
sein Südteil zieht wie o. b. Richtung Balkan ab.

Dieses Szenario wurde von den Läufen des ECMWF schon seit Tagen simuliert,
lediglich der genau zeitliche Ablauf wurde je nach Lauf auch mal modifiziert.
Daher ist die Konsistenz des ECMWF als sehr gut zu bezeichnen.

Hinsichtlich der zu erwartenden Niederschläge kristallisiert sich die Osthälfte
als die "niederschlagsträchtigste" Region im Mittelfristzeitraum heraus, wobei
warnwürdige Mengen aber nicht zu erwarten sind. Allerdings können lokale
Gewitter durchaus mal eingelagert sein.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Sowohl bei GFS als auch bei GEM verliert das für die unbeständige und kühle
Witterung verantwortliche Höhentief rascher an Einfluss auf unser Wetter als bei
ECMF. Bei GFS und GEM setzt sich zum kommenden Wochenende eher eine atizyklonal
geprägte Südlage in Deutschland durch. ICON simuliert ähnlich wie ECMWF. Folgt
man den Kanadiern oder Amerikaner, so könnten ab Donnerstag sich etwas höhere
Temperaturen bei uns in Deutschland durchsetzen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung zeigt im Zeitraum 120 bis 168h drei Cluster, die am Donnerstag
und Freitag allesamt antizyklonal geprägt sind, Cluster 1 am Samstag mit 21
Mitgliedern in Deutschland aber eher zyklonal geprägt ist. Cluster 2 und Cluster
3 sind aber auch am Samstag eher antizyklonal geprägt. Von daher könnte sich
auch eine nochmalige Blockierung einstellen.

Die Rauchfahne für Offenbach zeigt bei einem sehr geringen Spread sehr deutlich
die anhaltend niedrigen Temperaturen in 850 hPa, die erst im Laufe des
Donnerstag wieder leicht zu steigen beginnen und am Freitag mit 9°C ein
relatives Maximum erreichen. Ähnlich vorläuft auch das Geopotential in der 500
hPa Druckfläche. Niederschlagssignale sind dabei zunächst kaum vorhanden,
nehmen ab kommenden Freitag und Samstag dann langsam wieder zu.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Es liegen keine Hinweise von ECMF EPS, EFI oder Cosmo-Leps hinsichtlich
außergewöhnlicher Windsituationen oder Stark- bzw. Dauerregenereignisse vor.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, ECMWF-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer