DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-09-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.09.2017 um 10.30 UTC



Nach kurzer Wetterberuhigung vor allem in der Osthälfte wieder regnerisch.
Insgesamt weiterhin relativ kühl.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.09.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Donnerstag reicht ein
Langwellentrog von Skandinavien über das östliche Mitteleuropa hinweg bis zum
Ionischen Meer, von dem sich im Tagesverlauf ein abgeschlossenes Höhentief mit
Kern etwa über Ungarn und Rumänien abspaltet. Westlich davon befindet sich ein
schmaler Höhenrücken, der einen Hochdruckkeil über Deutschland stützt. Mit
Annäherung eines weiteren Troges von den Britischen Inseln schwächt sich der
Rücken allerdings deutlich ab und ist als solcher bis zum Tagesende kaum noch
erkennbar. Dennoch erwartet uns ein weitgehend freundlicher Tag, wobei die
relativ kühle Luftmasse weiterhin wetterbestimmend ist.

Schon ab Freitag gewinnt aber das Höhentief wieder zunehmend Einfluss auf unser
Wetter. Unter geringfügiger Abschwächung verlagert es sich bis Sonntag
nordwestwärts und verharrt schließlich auch am Montag mit seinem Drehzentrum
etwa über Westpolen. Das zugehörige Bodentief liegt am Sonntag mit einem
Kerndruck von 1020 hPa über dem Nordosten und Osten Deutschlands, Westpolen und
Tschechien. In Verbindung mit dem Tief greifen ab Freitag wiederholt
Niederschläge zunächst auf den Osten über und weiten sich in den nächsten Tagen
auf die gesamte Osthälfte Deutschlands aus. Dabei kann es nach EZMW im Bereich
der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge durch die nördliche Anströmung auch
länger anhaltend regnen.

Die Westhälfte Deutschlands ist davon zunächst nicht betroffen. Sie verbleibt
unter schwachem Hochdruckeinfluss, gestützt durch einen sich erneut über
Westeuropa flach aufwölbenden Rücken. Auch eine am Freitag von Westen
übergreifende Front eines Tiefs über der Norwegischen See ist nur sehr schwach
ausgeprägt und kann allenfalls im Nordwesten und in Teilen des Westens
vereinzelt geringfügigen Regen bringen. Meist bleibt es aber trocken und die
Sonne kann sich längere Zeit zeigen. Ab Sonntag muss aber mit Verlagerung des
Tiefs Richtung Polen auch im Nordwesten und Westen gebietsweise mit Regen
gerechnet werden.

Das Temperaturniveau ändert sich in der Mittelfrist im Vergleich zu jetzt kaum,
einzig im Westen und Südwesten sind bei Sonnenschein lokal Höchstwerte bis 22
Grad möglich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die großräumige Luftdruckverteilung über Europa bzw. Mitteleuropa wird von den
letzten drei Modellläufen des EZMW ähnlich prognostiziert, sodass die Konsistenz
als gut bezeichnet werden kann. Im Detail ergeben sich dennoch Unterschiede für
die Wetterentwicklung in Deutschland, insbesondere in Bezug auf die Lage des
Höhentiefs.

Unsicher ist dabei noch, wie weit das Höhentief nach Westen vorankommt und wie
weit letztlich die damit aufkommenden Niederschläge hierzulande nach Westen
ausgreifen. Dies wird von den jüngsten Modellläufen des EZMW unterschiedlich
gesehen. Der gestrige 12 UTC Lauf und der heutige 00 UTC Lauf prognostizieren
allerdings das Drehzentrum des Höhentiefs am Sonntag sehr ähnlich über
Westpolen, während es nach dem gestrigen 00 UTC Lauf weiter südöstlich liegt.
Zudem sollte sich das Bodentief mit abgeschlossener Kernisobare nach den
gestrigen Läufen rascher wieder abschwächen und durch Hochdruckeinfluss
"ersetzt" werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Lage des Höhentiefs wird von EZMW, ICON und GFS sehr unterschiedlich
gesehen. Nach ICON verbleibt es über dem Südosten Europas und hat somit kaum
Einfluss auf unser Wetter. Einzig auf den äußersten Osten und Südosten würden
leichte Niederschläge übergreifen.
GFS lässt das Höhentief später und mehr als Kaltlufttropfen auf uns übergreifen
mit Drehzentrum am Montag etwa über Österreich. Dadurch würde es nach GFS
zumindest am Freitag noch trocken bleiben. Zudem sind die Regenfälle an den
Folgetagen schwächer ausgeprägt als bei EZMW und haben Schauercharakter.
Das derzeit offensivste Modell ist das EZMW-Modell und gibt als einziges Modell
für Sonntag und Montag sogar Hinweise auf markanten Dauerregen für die
östlichen/südöstlichen Mittelgebirge.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung des EZMW besitzt auf Basis des gestrigen 12 UTC Laufs (der
heutige 00 UTC Lauf war noch nicht verfügbar) für den Zeitraum von t+72 bis 96
Stunden drei Cluster. Sie unterscheiden sich für Mitteleuropa in der Ausprägung
des Höhenrückens, der sich von Frankreich Richtung Nordsee erstreckt und
hierzulande vorübergehend für ruhiges und überwiegend trockenes Wetter sorgt.
Von Freitag bis Sonntag sind ebenfalls drei Cluster vorhanden. Nach allen
Clustern bestimmt das Höhentief erneut unser Wetter, wobei es je nach Cluster
unterschiedlich stark ausgeprägt ist.

In der "Rauchfahne" für Offenbach auf Basis des heutigen 00 UTC Laufs sind
bereits ab Freitag wieder Niederschlagssignale vorhanden. Insofern scheint der
erneut wechselhafte Wettercharakter im Einflussbereich des Höhentiefs
wahrscheinlicher als die überwiegend trockene Lösung auf Basis von ICON.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Gegen Ende des Vorhersagezeitraums am Sonntag und Montag besteht nach EZMW die
Möglichkeit für markanten Dauerregen in den östlichen und südöstlichen
Mittelgebirgen.

Das EZMW-EPS stützt in diesen Regionen den deterministischen Lauf mit geringen
Wahrscheinlichkeiten für Regenmengen über 30 mm in 24 Stunden, wobei zusätzlich
für den östlichen Alpenrand Signale vorhanden sind.

Sonst werden keine signifikanten Wettererscheinungen erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger