DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-09-2017 09:00
SXEU31 DWAV 090800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.09.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW
Wechselhaft mit Sturmböen auf den Bergen. Im Westen anfangs noch Dauerregen,
kühl

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag...
ausgehend von einem Höhentief über der Nordsee hat sich über Westeuropa ein Trog
ausgebildet, der sich im Tagesverlauf weiter nach Süden bis ins westliche
Mittelmeer ausweitet. Dadurch dreht die Höhenströmung bei uns auf Süd-Südwest.
Die wellende Kaltfront nimmt an Fahrt auf und bis zum Abend hat sie Deutschland
weitgehend überquert. Allerdings sorgt die Austrogung für eine Zyklogenese im
Golf von Genua und dadurch wird die Front im Süden rückläufig und bleibt im
Alpenraum liegen. Mit der Front greift auch der Regen auf den Osten und Süden
über. Vor allem in den Alpen regnet es kräftig und die Niederschläge greifen am
Nachmittag und Abend auf das Alpenvorland über. Dabei gibt es von den Modellen
schwache Signale dafür, dass es zumindest in den Hochlagen des Allgäus bis
Sonntagmittag zu markanten Regenmengen über 25 mm/12h kommen kann. Im Rest des
Landes kommt es postfrontal zu Schauern, Richtung Westen und Nordwesten mit
Annäherung an den Trog mit der höhenkalten Luft auch zu kurzen Gewittern. Diese
können mit Sturmböen und Starkregen, wahrscheinlicher allerdings mit Graupel
verbunden sein.

Der Wind bleibt Thema heute. In den Gipfellagen der Mittelgebirge gibt es starke
bis stürmische Böen. In exponierten Lagen sind auch Sturmböen und auf dem
Brocken schwere Sturmböen möglich. An den Küsten sind allerdings keine
Windwarnungen mehr nötig.

Die Temperaturen steigen heute auf 15 bis 19 Grad, Werte über 20 Grad werden nur
im Osten und am Oberrhein erwartet.

In der Nacht zum Sonntag überquert die Front auch noch den Südosten, wird aber
über den Alpen durch die besagte Zyklogenese im Mittelmeerraum zurückgehalten.
Der Trog rückt näher an unsere Westgrenzen und weitet sich gleichzeitig nach
Süden aus. Die Regenfälle im Süden dauern an und lassen in der Frühe von Westen
her langsam nach.
Im Rest des Landes klingen die Schauer ab und es bleibt meist trocken und vor
allem in der Nordwesthälfte klart es auf. In den Mittelgebirgen können daher in
der Nacht Nebelfelder entstehen.


Sonntag...
kommt es im Südteil des Troges über der Provence zu einer Abtropfung und das
entstehende Höhentief wandert weiter nach Süden in Richtung Korsika und
Sardinien. Das nördliche Residuum überquert die Nordhälfte Deutschlands bis zum
Abend in Richtung Osten. Die Regenfälle an den Alpen lassen von Westen her
weiter nach und am Abend sollte es auch im äußersten Südosten trocken sein.
Größere oder gar markante Mengen sind 12-stündig bis zum Abend nicht mehr zu
erwarten. In der zweiten Tageshälfte kommt allerdings der Nordwesten schon
wieder in den Einflussbereich des hochreichenden Tiefs über den Britischen
Inseln. Das sorgt dort für dichte mehrschichtige Bewölkung, Niederschläge sind
allerdings bis zum Abend nicht zu erwarten.

Über dem Rest des Landes sorgt der abziehende Randtrog zunächst noch für Wolken,
diese lockern auf der Rückseite des Randtroges am Nachmittag von Westen her auf
und so kann es noch recht freundlich werden. Im Bereich der Nordsee kann es
aufgrund des relativ warmen Meerwassers noch zu Schauern kommen, ansonsten
bleibt es trocken. Gegen Abend nimmt der Wind vor im Küstenbereich der Nordsee
wieder zu. Grund ist die Gradientverschärfung auf der Vorderseite eines
Frontensystems bei Schottland. Dann können an der Küste starke Böen aus Süd bis
Südwest auftreten.
Die Temperaturen erreichen am Sonntag Werte von 13 Grad in den Regengebieten im
Südosten und 19 Grad. 20 Grad und mehr werden vor allem in der Mitte und am
Oberrhein erreicht.

In der Nacht zu Montag schwenkt die Kaltfront des mittlerweile zur nördlichen
Nordsee gewanderten Tiefs in den Nordwesten und Norden. Damit verbunden ist
neben einem Niederschlagsgebiet, das auf den Norden und Westen übergreift, vor
allem der Wind an der Küste. Der Südwest- bis Südwind frischt in der Nacht auf
und erreicht an der Nordseeküste Bft 7, exponiert Bft 8 bis 9. Auch an der
schleswig-holsteinischen Ostseeküste sind starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis
8) zu erwarten. Der Rest der Ostseeküste sollte zunächst noch warnfrei bleiben.
Ansonsten ist die Nacht ruhig und warnfrei. Lediglich im Südosten und Süden kann
es gebietsweise Nebel geben.


Montag... schwenkt die Achse des vom Höhentief über der Nordsee ausgehenden
Troges über Deutschland hinweg nach Nordosten. Das weitgehend okkludierte
Frontensystem schwenkt rasch über Deutschland hinweg ostwärts. Das frontale
Niederschlagsband ist nicht sehr gut entwickelt und daher sind meist nur leichte
Niederschläge zu erwarten. Markanter ist allerdings das Windfeld an der Front.
In weiten Teilen des Nordens und des Westens kann es bis ins Flachland starke
Windböen (Bft 7), teilweise sogar stürmische Böen (Bft 8) geben. Auf den Bergen
und an der Nordsee gibt es Böen der Stärke Bft 8, auf dem Brocken Bft 10. Nach
Passage der Front schwächt sich der Wind nach Süden zu allerdings wieder ab.
Lediglich im Nordwesten und an der Küste sind weiterhin Windwarnungen notwendig.


Rückseitig der Front fließt etwas kühlere Meeresluft zu uns. Vor allem im
Küstenbereich sind aufgrund der Labilisierung durch das warme Wasser auch wieder
kurze Gewitter mit Sturmböen und Graupel möglich. Ansonsten lockert es
rückseitig der Front auf und vor allem nach Osten zu lässt sich auch die Sonne
längere Zeit blicken. Die Temperaturen steigen vor allem im Osten und am Rhein
wieder auf 20 Grad, in der Lausitz bis 22 Grad. Sonst werden 16 bis 19 Grad
erreicht.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren für die kommenden Tage die Entwicklung in sehr ähnlicher
Weise. Bezüglich einer möglichen Dauerregenwarnung im Bereich des Allgäus deutet
PEPS im 24-stündigen Zeitraum eine geringe bis mittlere Wahrscheinlichkeit für
eine Überschreitung des Schwellenwertens für eine Dauerregenwarnung an. Dies
betrifft aber ausschließlich die Berge, sodass von einer Warnung Abstand
genommen wird.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich