DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-09-2017 21:00
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.09.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Mittwoch vor allem im Südosten und Süden Gewitter mit Starkregen, geringe
Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir unter einer nördlichen Höhenströmung auf der Vorderseite
eines kurzwelligen Rückens über Frankreich und der Nordsee, der sich nach Osten
verlagert und Dienstag früh mit seiner Achse den Westen erreicht. Er wird von
Warmluftadvektion überlaufen, die mit schwacher Hebung hohe und mittelhohe
Bewölkung über dem Südwesten und Westen auslöst. Stellenweise fällt auch meist
leichter Regen. Mit Übergreifen des Rückens wird der anfangs über den östlichen
Landesteilen noch aktive Höhentrog abgedrängt und die anfänglichen Schauer und
vereinzelten Gewitter lösen sich auf. Somit verläuft die Nacht unter dem
Einfluss einer Bodenhochdruckzone häufig teils gering bewölkt, teils klar und
windschwach, so dass sich örtlich dichter Nebel bilden kann.
Auch im äußersten Nordosten, an der vorpommerschen Ostseeküste, fächert der
Gradient im Übergangsbereich zum Tiefdruckgebiet über Nordpolen und dem Baltikum
auf. Vereinzelte starke Böen sind dort in exponierter Küstenlage anfangs zwar
möglich, aber nicht warnwürdig. Im Laufe der Nacht sind auch sie Geschichte.
Bei längerem Aufklaren geht die Temperatur bis in den einstelligen Bereich
zurück, in einem Streifen von Schleswig-Holstein bis zum östlichen
Mittelgebirgsraum sind gebietsweise unter 5 Grad zu erwarten.

Dienstag ... schwenkt der Höhenrücken ostwärts durch, wobei seine Achse abends
über den östlichen Bundesländern erwartet wird. Das Bodenhoch zieht sich
gleichzeitig nach Süden und Osten zurück, so dass von Westen her die Ausläufer
eines Tiefdrucksystems über Nordwesteuropa übergreifen können.
Zunächst greift in Begleitung vor allem hoher und mittelhoher Bewölkung die
wenig wetteraktive Warmfront auf den Norden und die Mitte über.
Die dahinter von Westen einströmende Luftmasse ist nicht nur wärmer (T 850 > 10
Grad), sondern auch feuchter und da auf der Vorderseite des folgenden
Langwellentroges kurzwellige Troganteile weiteren Hebungsantrieb liefern sind
letztlich im Westen und Nordwesten doch lokal leichte Regenfälle möglich.
Die Kaltfront wird durch Wellenbildung zunächst über Westeuropa zurückgehalten.

Vor allem im Osten, gebietsweise aber auch im Süden hält sich noch
Hochdruckeinfluss mit trockener Luft, was in größeren Sonnenanteilen seinen
Niederschlag findet. Insgesamt geht der Tag, abgesehen von den morgendlichen
Nebelfeldern, warnfrei über die Bühne, da auch der Wind nur soweit auflebt, dass
er unter den Warnschwellen verbleibt.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Rücken endgültig nach Osten ab und wir
gelangen auf die Vorderseite des nachfolgenden Troges, der unter Verkürzung
seiner Wellenlänge und in Begleitung von markanter positiver Vorticityadvektion
ausgangs der Nacht den Nordwesten erreicht.
Dabei nimmt die Bewölkung allgemein von Westen her zu und ausgelöst durch
Hebungsantriebe durch kurzwellige Tröge am Boden und in der Höhe zieht
gebietsweise Regen durch, bei stabiler Schichtung eher skaliger Natur. Die
Kaltfront erreicht erst morgens den Nordwesten. Bei dort zunehmender Labilität
sind damit im Zusammenhang einzelne Gewitter möglich, die bei hohen PPW Werten
mit Starkregen verbunden sein können. Für organisierte Strukturen fehlt die
Scherung. Der Gradient nimmt langsam zu, bei stabiler Schichtung ist dabei vor
allem im höheren Bergland eine Windzunahme zu verzeichnen. Relevante Böen gibt
aber nur in den Gewittern, aber auch nur Bft 7.

Mittwoch ... stellt sich eine leicht mäandrierende westliche Strömung ein, in
der der nächtliche Trog als markanter Kurzwellentrog erscheint, der uns ostwärts
überquert. Auch die Kaltfront folgt dieser Bewegung und überquert bis zum Abend
den größten Teil Deutschlands ostwärts, wobei sich Okklusionspunkt über Jütland
ein Randtief bildet, das abends über Gotland nach Osten zieht.
Die frontalen Regenfälle breiten sich im Tagesverlauf nach Osten aus, wobei die
Labilität durch den nachfolgenden Trog und die diabatische Erwärmung tagsüber
deutlich zunimmt. Etwa östlich einer Linie vom Südschwarzwald bis zur Lausitz,
wo sich die warme Luft am längsten hält sind nachmittags mehr als 500 J/kg ML
Cape (ICON) möglich. Entsprechend sind vor allem in den Gebieten, wo sich
präfrontal CAPE aufbauen kann, Gewitter möglich. Bei hohem Wassergehalt und
zunehmender Scherung kann sich die Konvektion organisieren, so dass eine gewisse
Unwettergefahr gegeben ist. Allerdings deuten die Prognosesoundings Obergrenzen
der Konvektion teilweise nur um 500/600 hPa an, was dann doch gegen heftigere
Entwicklungen spricht.

Auch postfrontal sind in der einfließenden frischen Meeresluft durch den Trog
einzelne Gewitter noch möglich, allerdings eher ohne Starkregen, aber mit
stärkeren Böen, da der Gradient zunimmt. Nur bei wiederholten Schauern können
mehrstündig größere Regenmengen auftreten, worauf ICON im Bereich der
Nordseeküste und über Schleswig-Holstein hinweist.
Es reicht außerhalb der Konvektion wohl vor allem im Bergland und an den Küsten
für starke bis stürmische Böen, vereinzelt für Sturmböen. Im Binnenland sind Bft
7 aus Südwest bis West nur vereinzelt zu erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der Trog ab und ein flacher Rücken schiebt
sich von Westen nach Deutschland herein. Dabei beruhigt sich das Wetter
zusehends und teilweise lockert die Bewölkung stärker auf. Vielleicht bildet
sich im Süden und Südwesten örtlich Nebel.
Schauerartige Regenfälle treten anfangs noch am Alpenrand auf, für längere Zeit
noch im Norden und Nordosten, dort auch in Begleitung von kräftigerem Wind. Vor
allem an den Küsten und im Bergland sind Bft 7, im Bergland bis Bft 8 zu
erwarten, davon abgesehen sind keine Warnungen mehr nötig.

Donnerstag ... stellt sich in der Südhälfte schwacher Hochdruckeinfluss ein,
während der Norden am Rand der zonalen Hochdruckzone liegt, in einer westlichen
Strömung. Die Schichtung dort ist in der unteren Troposphäre leicht instabil, so
dass es dort für schwache Schauer oder schauerartige Regenfälle reichen kann. Im
Süden bleibt es abgesehen von örtlichen Schauern im Alpenraum und vielleicht im
Bayerischen Wald meist trocken.

Der Wind frischt an den Küsten zeitweise stärker auf mit Böen der Stärke 7 aus
westlichen Richtungen. Auch im höheren Bergland über der Mitte und dem Süden
sind Bft 7 bis 8 möglich. Warnrelevant sind aber wohl nur die Böen an den
Küsten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner