DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-08-2017 21:00
SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.08.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts über der Mitte einzelne kräftige Gewitter, lokal Unwetter weiterhin
möglich. Am Samstag über der nördlichen Mitte und im Osten weitere Gewitter mit
Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einer westlichen bis südwestlichen leicht
antizyklonal gekrümmten Höhenströmung. Auch im Bodendruckfeld ist im Bereich
einer Hochdruckbrücke schwacher Hochdruckeinfluss wetterwirksam. Dagegen liegt
über Frankreich ein flaches Tief von dem ausgehend sich eine Warmfront über den
Süden Deutschlands hinweg erstreckt und über dem östlichen Mitteleuropa
schließlich in die Kaltfront eines Tiefs über dem Baltikum übergeht. Südlich der
Warmfront liegt eine feuchtwarme und potentiell instabile Luftmasse (CAPE lokal
bis 2000 J/kg, PPWs gebietsweise um 40 mm), während sich nördlich davon eine nur
mäßig warme, aber deutlich stabilere Luftmasse befindet. In der Nacht zieht das
Tief über Frankreich nordostwärts und erreicht in den Frühstunden die
Niederlande bzw. das Rheinland. Dadurch kommt auch die Warmfront weiter
nordwärts voran und erreicht bis zum Morgen etwa eine Linie vom Niederrhein bis
in die Lausitz.

Eingelagert in die Höhenströmung sind kaum sichtbare Kurzwellentröge, die
insbesondere in den prognostizierten Omegafeldern und dementsprechend anhand der
Hebungsmaxima auszumachen sind. Ein solches Hebungsmaximum hat aktuell in
Verbindung mit teils kräftigen Schauern und Gewittern von Westen auf Deutschland
übergegriffen und verlagert sich am Abend und in der Nacht über die Mitte
weiterhin ostwärts, wobei von Frankreich in der Nacht weitere, wenn auch
schwächere Hebungsmaxima übergreifen. Somit ist auch in der Nacht mit weiteren
Schauern und Gewittern zu rechnen, insbesondere vom Süden NRWs über Hessen,
Thüringen und Nordbayern bis nach Sachsen. Aufgrund der feuchten Luftmasse
können diese weiterhin mit Starkregen um 20 l/qm, Sturmböen bzw. schweren
Sturmböen (Bft 9 bis 10) und anfangs auch noch Hagel verbunden sein. Dabei
liefern die hochaufgelösten Modelle lokal noch Signale für unwetterartige
Entwicklungen, insbesondere aufgrund von Starkregen über 25 mm in kurzer Zeit.


Im Süden sowie im Norden verläuft die Nacht vielfach klar, wobei sich bei
schwachen Windverhältnissen einzelne Nebelfelder mit Sichtweiten unter 150 m
bilden können.

Samstag ... gelangt Deutschland zunehmend auf die Vorderseite eines über der
Nordsee liegenden Troges. Das Bodentief zieht über die Mitte und den Norden
hinweg, wobei es schließlich einen zweiten Tiefkern über dem Nordwesten
Deutschlands besitzt. Bis zum Abend weist es aber keine abgeschlossene Isobare
mehr auf, sodass die Druckverhältnisse insgesamt nur schwach ausgeprägt sind.
Mit Verlagerung des Tiefs kommt die Warmfront und somit die potentiell instabile
Luftmasse noch ein wenig weiter in den Norden und Nordosten Deutschlands etwa
bis nach Südniedersachsen und Brandenburg voran. Richtung Nordwesten wird die
Warmluft durch die dort verlaufende Kaltfront des Tiefs zurückgehalten. Die
Schauer- und Gewitteraktivität verlagert sich weitgehend in die nördliche Mitte
und den Osten Deutschlands und wird mit Übergreifen des Troges am Nachmittag von
Westen nochmal verstärkt. Bei CAPE-Werten um 1000 J/kg und PPW Werten um 35 mm,
lokal bis 40 mm muss erneut mit kräftigeren Entwicklungen aufgrund von
Starkregen und Hagel bis in den Unwetterbereich gerechnet werden. Auch Sturmböen
sind weiterhin möglich.
Im Süden kann sich die Luftmasse noch weiter aufheizen, sodass dort vielerorts
ein heißer Tag mit Höchstwerten über 30 Grad zu erwarten ist, wobei sie von
Südwesten etwas abtrocknet. Da dort weiterhin keine dynamischen Hebungsantriebe
vorhanden sind, ist mit der Entwicklung von lokalen Schauern und Gewittern
allenfalls im Bergland zu rechnen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist dort im
östlichen Bergland und an den Alpen am höchsten, wo die Auslösetemperaturen von
28 bis 30 Grad erreicht werden können. Wenn sich Gewitter bilden, muss bei CAPE
Werten teils bis 1900 J/kg und PPW Werten um 30 mm wieder mit Starkregen und
größerem Hagel gerechnet werden. Aufgrund der trockeneren Grundschicht und
entsprechenden Strukturen in den Soundings ist dort die Gefahr für kräftige Böen
bis Bft 9 oder 10 hoch.
Der äußerste Norden bleibt weiterhin abseits des Hauptwettergeschehens. Frontale
Bewölkung sorgt aber auch dort, wie in der Mitte für nur wenige Sonnenstunden.
Zudem bleibt es im Norden bei Höchstwerten um 22 Grad weiterhin kühler.

In der Nacht zum Sonntag greift der Höhentrog auf den Norden Deutschlands über.
Das weiterhin nur schwach ausgeprägte Bodentief zieht weiter ostwärts nach
Polen. Im Bereich des Tiefs setzt sich die Schauer- und Gewittertätigkeit fort.
An der über Deutschland wieder südwärts vorankommenden Front wird kaum
Niederschlag prognostiziert, denn sie gelangt zunehmend von Westen unter
Hochdruckeinfluss. Dadurch schwächen sich auch die möglichen Gewitter über dem
Süden wieder ab. Bei länger klarem Himmel kann sich Nebel bilden.

Sonntag ... zieht der Trog allmählich nach Osten ab. Nachfolgend stellt sich
erneut eine recht glatte westliche bis nordwestliche Höhenströmung ein, wobei im
Bodendruckfeld schwacher Hochdruckeinfluss herrscht. Mit der nahezu zonal
ausgerichteten Höhenströmung kommt die Kaltfront des abgezogenen Bodentiefs nur
wenig weiter nach Süden voran und bleibt dann über der südlichen Mitte liegen.
Sie trennt weiterhin kühle Meeresluft im Norden mit Höchstwerten zwischen 20 und
23 Grad von Subtropikluft im Süden, wo die Temperatur nochmal auf Werte über 25
Grad ansteigt. Am Oberrhein sind örtlich bis 30 Grad zu erwarten. In der Mitte
Deutschlands im Bereich der Front gibt es am meisten Bewölkung und häufige
Schauer oder Gewitter, wobei Unwetter bei PPW Werten bis 35 mm und CAPE um 1000
J/kg nach wie vor möglich sind. Im äußersten Süden ist es weiter sonnig und
vornehmlich im Bergland entwickeln sich bei Auslösetemperaturen zwischen 26 und
28 Grad einzelne Schauer und Gewitter. Auch dort kann wegen Hagel und Starkregen
wieder die Unwetterschwelle erreicht werden. Allerdings sind die CAPE-Werte
etwas geringer als am Vortag. Im Norden ist das Wetter bei wechselnder Bewölkung
recht ruhig, einzig im Bereich des Höhentroges sind im Nordosten Schauer,
mitunter auch kurze Gewitter zu erwarten.

In der Nacht zum Montag schwenkt ein weiterer Randtrog über Deutschland hinweg.
Dadurch kommt die Kaltfront noch etwas weiter nach Süden voran. Im
Bodendruckfeld herrscht weiterhin Hochdruckeinfluss. Mit Übergreifen des Troges
kommt allerdings über dem Süden vermehrt Hebung auf, sodass dort mit weiteren
Schauern und Gewittern zu rechnen ist. Sonst verläuft die Nacht ruhig und teils
klar. Gebietsweise bildet sich Nebel.

Montag ... zieht der Randtrog über den Südosten Deutschlands hinweg ostwärts. In
der dort weiterhin liegenden Warmluft kommt es zu weiteren Schauern und
Gewittern. Sonst gelangen wir von Westen zunehmend unter einen kräftigen
Höhenrücken, der von Westeuropa bis nach Skandinavien reciht. Auch im
Bodendruckfeld erstreckt sich weiterhin ein umfangreiches, wenn auch schwaches
Hochdruckgebiet über Deutschland hinweg. Somit gestaltet sich der Tag abseits
vom Südosten sonnig und ruhig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis einschließlich Sonntag sind keine signifikanten Modellunterschiede
vorhanden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger