DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-08-2017 21:00
SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 24.08.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Süden und auch zunehmend in der Mitte Gewittergefahr, teils Unwettergefahr.
Dabei sehr warm. Im Norden ruhig und nur mäßig warm.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich einer westlichen Höhenströmung, die im
Süden leicht antizyklonal konturiert ist, im Norden dagegen leicht zyklonal. Die
schwache Kaltfront eines Tiefs nordwestlich von Schottland zieht aus dem Norden
ostwärts ab, hängt aber im Süden zurück und legt sich zunehmend parallel in die
Höhenströmung. Dabei ist in den Norden mäßig warme und stabil geschichtete Luft
eingeflossen. Im äußersten Süden liegt dagegen eine wesentlich wärmere und ganz
im Süden auch potenziell instabil geschichtete Luftmasse. Da keine dynamischen
Antriebe erkennbar sind, ist die Auslösung von Gewittern vor allem orographisch
möglich. In erster Linie geht aber die Gewittergefahr von einem Komplex aus, der
aus der Schweiz auf den Süden Deutschlands übergegriffen hat. Bei schon um 12
UTC gemessenen ML-CAPE-Werten über 1000 J/kg und ppws über 30 l/qm muss trotz
nur schwacher Scherung mit einzelnen unwetterartigen Entwicklungen gerechnet
werden. In großen Teilen des Landes überwiegt aber trockenes, teils recht
sonniges, teils auch stärker bewölktes Wetter. Dort hat sich schwacher
Hochdruckeinfluss durchgesetzt, der äußerste Norden liegt noch im
Übergangsbereich zu Tiefs über Skandinavien, so dass dort ein stärkerer Gradient
herrscht. Dabei kann es im Norden Schleswig-Holsteins anfangs noch zu Böen der
Stärke 7 aus West kommen.

In der Nacht zum Freitag ändert sich nicht viel an der Konstellation. Über den
Norden schwenkt in der westlichen Höhenströmung ein sehr flacher Trog hinweg.
Gleichzeitig bildet sich auf der Vorderseite einer Austrogung in den Atlantik
westlich der Biskaya über Frankreich ein flaches Tief. Dieses Tief sorgt dafür,
dass die über dem Süden Deutschlands liegende Luftmassengrenze nicht mehr weiter
südwärts vorankommt, sondern sich eher wieder nordwärts verlagert. In diesem
Zusammenhang soll auch schwache Hebung in der zweiten Nachthälfte auf den
Südwesten übergreifen. Dort kann es zu einzelnen Schauern und Gewittern kommen,
dabei besteht durchaus auch Starkregengefahr, Unwetter sollten aber nicht
angenommen werden. Der Gewittercluster aus der Schweiz soll über das südliche
Alpenvorland hinwegziehen und sich dabei abschwächen, so dass wohl im Laufe der
Nacht keine Unwetterwarnungen mehr nötig sein werden und gegen Morgen wohl auch
keine markanten Warnungen mehr. Im Norden Deutschlands ist weiter
Hochdruckeinfluss wetterwirksam und der stärkste Druckgradient verschiebt sich
weiter nach Norden und Osten, so dass kaum noch Windwarnungen nötig sein werden.
An der See sind in der Nacht auch noch einzelne Schauer simuliert, sonst
verläuft die Nacht vielfach wolkig oder klar und trocken. Vereinzelt ist
Nebelbildung möglich.

Freitag ... liegt Deutschland weiterhin im Bereich einer westlichen
Höhenströmung, wobei sich über Benelux und er Nordsee ein Rücken bildet.
Insgesamt wird das Strömungsregime eher antizyklonaler. Auch im Bodendruckfeld
ist ein flaches Hoch wetterwirksam, dessen Schwerpunkt über der Mitte
Deutschlands zu verorten ist. Dagegen liegt über Frankreich weiterhin das flache
Tief, das die Luftmassengrenze über Deutschland wieder ganz langsam Richtung
Norden schiebt. Vor allem im Bereich dieser Warmfront werden den ganzen Tag über
Schauer und Gewitter simuliert. Dort sorgt recht viel Bewölkung für verminderte
Einstrahlung, so dass sich auch relativ wenig ML-CAPE aufbauen kann. Allerdings
ist die Troposphäre oberhalb der Grenzschicht labil geschichtet und wird durch
die aufziehende Warmfront weiter labilisiert. MU-CAPE zeigt somit im
Frontbereich auch Werte um 1000 J/kg, so dass dort durchaus auch stärkere
Gewitter auftreten können, wobei Unwettergefahr wohl in erster Linie durch
lokalen Starkregen besteht. Ganz im Süden wird es wieder sonnig und heiß, in 850
hPa erreicht die Temperatur zwischen 16 und 20 Grad. Hohe CAPE-Werte und
weiterhin hohe Feuchte stehen dort schwacher Dynamik gegenüber, so dass vor
allem über den Bergland wieder einzelne, dann mitunter aber auch durchaus wieder
starke Gewitter ausgelöst werden können. Unwettergefahr muss lokal durch
Starkregen oder Hagel angenommen werden. Der Norden Deutschlands bis in die
Mitte steht dagegen unter dem Einfluss des Hochs. Die dort kühlere Luftmasse (8
bis 12 Grad in 850 hPa) ist stabil geschichtet. Bei vielfach freundlichem Wetter
bleibt es dort meist niederschlagsfrei, auch Wind ist kein Thema mehr.

In der Nacht zum Samstag gelangt Deutschland unter den flachen Keil in der
westlichen Höhenströmung. Das flache Bodentief zieht nach Belgien, während der
Schwerpunkt des flachen Hochs sich eher ins östliche und südöstliche
Mitteleuropa verlagert. Damit drehen die schwachen Winde über Deutschland eher
auf östliche Richtungen. Die Warmfront kommt mit Schauern und Gewittern weiter
nordwärts voran und sollte bis zum Morgen in etwa eine Linie Emsland-Erzgebirge
erreichen. Dort wird die Gewittertätigkeit sich gegenüber dem Tage kaum
abschwächen (die Gewitter sind ja nicht aus der Grenzschicht angetrieben), somit
gelten die oben genannten potenziellen Gefahren weiterhin. In der Warmluft im
Süden sollte die Gewittertätigkeit dagegen vom Tagesgang angetrieben sein, so
dass dort in der Nacht mit einer Abschwächung zu rechnen ist. Dort wird es im
Laufe der Nacht vielfach klar, im Norden ziehen nur dünne Wolkenfelder über den
Himmel, während in der Mitte oft stärkere Bewölkung dominiert. Bei den schwachen
Windverhältnissen können sich in den Aufklarungsgebieten einzelne Nebelfelder
bilden, vor allem, wo es zuvor geregnet hat.

Samstag ... liegt Deutschland weiterhin im Bereich des schwachen Höhenrückens in
der westlichen Strömung. Im Tagesverlauf zieht aber die Achse des Rückens ab und
der Westen und Nordwesten des Landes gelangt auf die Vorderseite eines von der
Nordsee heranziehenden Troges. Das sehr flache Bodentief erreicht den Westen
Deutschlands und zieht bis zum Abend in die östliche Mitte. Insgesamt sind die
Druckverhältnisse aber sehr schwach. Die Front verlagert sich im Bereich des
Bodentiefs kaum noch nordwärts, bleibt also über der nördlichen Mitte liegen.
Dort kann es dann ganzen Tag bei meist stärkerer Bewölkung zu konvektiven
Umlagerungen kommen, zudem wird jetzt auch ML-CAPE bis zu 1000 J/kg simuliert,
das MU-CAPE erreicht sogar noch deutlich höhere Werte. Das reicht damit auch
weiterhin für Unwetter, wobei im Bereich der Front weiterhin der Starkregen im
Fokus stehen sollte. Im Süden ändert sich die Luftmasse kaum, sie wird noch ein
wenig heißer als am Vortag und trocknet von Südwesten her geringfügig ab.
Nachdem dort wohl weiterhin keine dynamischen Hebungsantriebe zu finden sind,
dürfte die Gewitterentwicklung wieder hauptsächlich von den Bergen ausgehen und
nur örtlich stattfinden. Allerdings wäre auch die Bildung einer Konvergenz
denkbar, da wir jetzt ja mehr oder weniger inmitten des Tiefdrucksumpfes liegen.
Bei Gewittern dürfte dort neben Starkregen auch wieder der Hagel im Fokus
stehen. Auch die Böengefahr ist im Süden höher. Ganz im Norden wird es im Laufe
des Tages zunehmend bewölkt, dort können von Süden her Regenfälle auftreten,
allerdings in stabiler Schichtung keine Gewitter. Es herrscht weiterhin nur
mäßig warmes Temperaturniveau.

In der Nacht zum Sonntag zieht ein kleines Höhentief nach Südnorwegen und damit
der Höhentrog in den Norden Deutschlands. Der Hebungsantrieb sorgt für eine
leichte Vertiefung des Tiefs, zudem verlagert es sich Richtung Nordwestpolen, so
dass über Deutschland der Wind meist auf nordwestliche Richtungen dreht, aber
nur wenig auffrischt. Im Bereich des Tiefs setzt sich die Gewittertätigkeit wie
am Tage fort. An der wieder südwärts vorankommenden Kaltfront wird nur schwache
Gewittertätigkeit simuliert, hier wären aber auch stärkere Gewitterentwicklungen
vorstellbar, wenn die Kaltfront die aufgeheizte und instabile Luftmasse über der
südlichen Mitte Deutschlands erreicht. Ganz im Süden sollte - dem Tagesgang
folgend - die Gewittertätigkeit im Tagesverlauf wieder nachlassen.

Sonntag ... ziehen Tief und Trog nach Osten ab, bis zum Abend erreicht aber
erneut ein schwacher Trog von Westen her die Nordsee. Dazwischen herrscht eine
recht glatte westliche Höhenströmung. Mit dieser kommt die Kaltfront nur wenig
südwärts voran und bleibt dann in der südlichen Mitte liegen. Nach wie vor gibt
es in 850 hPa (und damit auch darunter) erhebliche Temperaturunterschiede
zwischen Nord (8 Grad) und Süd (18 Grad). Im Bodendruckfeld weitet sich der Keil
eines Azorenhochs ostwärts nach Deutschland aus. Damit bleiben bodennah
weiterhin westliche bis nordwestliche Winde wetterbestimmend. Bei den
Wettererscheinungen gibt es nichts Neues im Vergleich zum Vortag. In der Mitte
Deutschlands, im Bereich der Front, gibt es am meisten Bewölkung und häufige
Schauer oder Gewitter, wobei Unwetter nach wie vor möglich sind. Der äußerste
Süden ist weiter sonnig und anfällig für lokal starke Gewitter, die wieder
vornehmlich über dem Bergland entstehen dürften. Auch dort kann wegen Hagel und
Starkregen wieder die Unwetterschwelle erreicht werden. Allerdings werden die
CAPE-Werte etwas geringer simuliert als am Vortag. Im Norden ist das Wetter bei
wechselnder Bewölkung recht ruhig, dort kommt es kaum zu Niederschlag.
Allerdings bleibt es weiterhin auch nur mäßig warm.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Im Großen und Ganzen ähneln sich die vorliegenden Modelle. Am Samstag gibt es
noch leichte Unterschiede in Stärke und Position des aber ohnehin sehr schwach
simulierten Tiefs.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann