DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-08-2017 09:00
SXEU31 DWAV 210800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.08.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Schwierig, vielleicht am ehesten Übergang von NWa (Nordwest antizyklonal)
zu HM (Hoch Mitteleuropa)

Summa summarum ruhiger Wochenstart mit etwas Wind an der See und Schauern bzw.
kurzen Gewittern im Nordosten.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Zu Beginn der neuen Woche befindet sich Deutschland im
Übergangsbereich zwischen einem Trog über dem östlichen Mitteleuropa und einem
Rücken über West- bzw. Südwesteuropa. Zwar zeigt sich diese Welle leicht
progressiv, trotzdem bekommt der Rücken heute noch keinen richtigen Zugriff auf
den Vorhersageraum. So verbleiben wir zunächst mal unter einer ziemlich glatt
gestrickten nordwestlichen Höhenströmung. ICON diagnostiziert darin WLA, die
heute früh vor allem den Norden und Nordwesten erfassen soll. Aktuelle
Beobachtungen zeigen aber, dass die darauf zurückführende mehrschichtige
Bewölkung eher den Süden und Südwesten erfasst. Diese Bewölkung steht zudem mit
einer Warmfront in Verbindung, die zu einem Tief nordwestlich von Irland gehört
und von UK/Irland bis nach Frankreich reicht. Dabei wird sogar etwas Regen
generiert, der heute früh und am Vormittag Teile RPs, des Saarlands und BWs
marginal streift. Am Nachmittag und Abend verlagert sich die Bewölkung immer
weiter nach Süden und es bleibt dann weitgehend niederschlagsfrei.
Nördlich vom Wolkenstreifen schließt sich eine Zone mit höheren Sonnenanteilen
an, die diagonal von Nordwest nach Südost verläuft. Hier profitiert man von
einer meridional ausgerichteten Bodenhochdruckzone, die von Mitteleuropa bis
hoch zum Nordmeer reicht. Im Nordosten allerdings hält sich der Einfluss des
Hochs in Grenzen, was im Wesentlichen zwei Gründe hat. Zum einen ist das
Druckfeld dort im Wesentlichen noch durch die umfangreiche Tiefdruckzone über
Fennoskandien geprägt und somit zyklonal konturiert, zum anderen befinden sich
dort noch Reste höhenkalter Luft (T500 knapp unter -20°C) aus dem o.e.
Höhentrog. Kurzum, mit dem Tagesgang entwickeln sich von der Ostsee und SH bis
hinunter nach BB vermehrt Schauer oder - vor allem in MV und dem nördlichen BB -
auch kurze Gewitter (die Labilität geht bis etwa 600 hPa hoch und es wird sogar
etwas ML-CAPE bis 200 J/kg generiert), die aber im Wesentlichen mit gelb
abgewarnt werden können (850-hPa-Winde bis 30 Kt => Böen 7 Bft). Nur im worst
case müsste mal die Ocker-Karte gezogen werden, entweder wegen Böen 8 Bft oder
Starkregen um 15 mm/h, wie es zaghaft von COSMO-DE_EPS angedeutet wird. Hinzu
weht an der Ostseeküste sowie zwischen Sylt und Wesermündung auch an der Nordsee
ein rein aus dem Gradienten angetriebener westlicher Wind mit Böen bis 7 Bft.
Auch im schleswig-holsteinischen Binnenland reicht es in Schauernähe für die
eine oder andere 7er-Böe.
In der eingeflossenen subpolaren Meeresluft wird es nicht wärmer als 17 bis
23°C.

In der Nacht zum Dienstag tut sich nicht allzu viel an der Gesamtkonstellation.
Allerdings weicht der Gradient im Nordosten immer weiter auf, so dass der Wind
von Westen her immer schwächer wird. Zwar können sich im äußersten Nordosten
noch ein paar Schauer bilden, Gewitter sind mangels Höhenkaltluft (die wird
immer weiter nach Polen abgedrängt) unwahrscheinlich.
Ansonsten können sich bei Aufklaren zwar ein paar Nebelfelder bilden, allerdings
sollten diese überwiegend flach bleiben und auch nicht dicht genug sein, um
bewarnt zu werden. Dafür geht aber die Temperatur vielerorts in den einstelligen
Bereich zurück.

Dienstag... rückt der Höhenrücken zwar dichter an den Deutschland heran, die
Achse verbleibt zunächst aber noch westlich von uns. Folgerichtig verbleiben
wird unter einer nordwestlichen Höhenströmung, die aber zunehmend antizyklonal
konturiert ist - vor allem nach Süden und Westen hin. Am Boden legt sich die
o.e. Hochdruckzone mitten über Deutschland, die reicht zur Mittagszeit mit etwas
über 1020 hPa von Norditalien bis zum Europäischen Nordmeer. Bei
gradientschwachen Verhältnissen beginnt die eingeflossene Meeresluft zu altern,
was in dieser Jahreszeit noch mit einer Erwärmung einhergeht. Die wird besonders
im Süden und Westen spürbar sein, wo die Sonne trotz einiger Wolkenfelder
reichlich zum Zuge kommt (am meisten südlich von Main und Mosel) und die
Temperatur auf 23 bis 27°C mit den höchsten Werten am Oberrhein ansteigen lässt.

Im Norden und Osten geht das mit der Erwärmung nicht ganz so leicht von der
Hand. Zum einen befindet man sich dort größtenteils noch auf der kalten Seite
des Bodenhochs in einer wenn auch schwachen nordwestlichen Grundströmung. Zum
anderen bilden sich in der noch feuchten und labil geschichteten Grundschicht
Quellungen, die sich an einer etwa bei 800 hPa befindlichen Absinkinversion
ausbreiten können. Hinzu kommen im Nordwesten ein paar hohe und mittelhohe
Wolkenfelder vorderseitig einer Warmfront über der westlichen Nordsee. Schauer
sind aufgrund der limitierten vertikalen Mächtigkeit der Quellwolken kaum noch
zu erwarten, auch wenn z.B. IFS gaaaanz schwache RR-Signale liefert. Um
Einstrahlung und Erwärmung zu dämpfen reicht es aber allemal, so dass bei 17 bis
23°C das Ende der Fahnenstange erreicht ist.

In der Nacht zum Mittwoch klart es bei antizyklonalen Rahmenbedingungen - der
Höhenrücken macht weiter Boden nach Osten hin gut - vielerorts auf. Nebel bleibt
weiterhin die Ausnahme, da kommen weite Teile Nord- und Ostdeutschlands noch mal
in den Genuss einstelliger Tiefsttemperaturen.

Mittwoch... hat er es endlich geschafft - der Rücken ist da und legt sich bis
zum Abend mitten über Deutschland. Seine Achse reicht dann in 500 hPa etwa von
der Schweiz bis nach Jütland. Unter dem Strich bedeutet das landesweit ein
strahlungsreicher Sommertag, an dem sich die Luft weiter erwärmen kann. Dazu
trägt auch die niedertroposphärisch auf Südwest drehende Strömung bei, mit der
warme Subtropikluft aus Südwesteuropa zu uns advehiert wird, insbesondere in den
Süden und Westen. Dort steigt die 850-hPa-Temperatur bis zum Abend auf 14 bis
18°C, während man sich im Nordosten und Osten zunächst noch mit 7 bis 11°C
begnügen muss. Projiziert auf irdisches Niveau bedeutet das in der Südwesthälfte
Tageshöchstwerte von verbreitet 25 bis 30°C, an Oberrhein, Mosel, Saar und Nahe
lokal sogar etwas darüber. In den übrigen Regionen stehen "nur" 20 bis 25°C zu
buche, was gegenüber den Vortagen aber auch schon besser klingt.
Mit der Erwärmung nimmt im Süden und Westen die potenzielle Instabilität
merklich zu; z.T. wird ML-CAPE von bis zu 1000-1500 J/kg generiert, doch was
nützt das Ganze, wenn a) die Luftmasse zunächst noch stark gedeckelt ist (CIN
gebietsweise im dreistelligen Bereich) und b) der erforderliche Zündmechanismus
nicht vorhanden ist. Synoptische und dynamische Impulsgeber fallen zumindest
tagsüber aus und die Auslösetemperatur dürfte zu hoch sein. Bliebe nur der treue
Geselle namens "Berg", sprich die Orografie, die den wahrlich veritablen Deckel
sprengen könnte - eine ambitionierte Herausforderung, die wohl nicht oder nur
ganz vereinzelt gelingen wird. Am ehesten könnte man sich noch über dem
Schwarzwald (nach IFS auch an den Alpen) eine Auslöse vorstellen, wenn die
Keilachse in der Höhe vielleicht etwas schneller ist als derzeit prognostiziert.


In der Nacht zum Donnerstag dürfte das tatsächlich der Fall sein, wenn nämlich
der Rücken weiter nach Osten wandert und die westlichen Landesteile auf die
Vorderseite eines breiten Höhentrogs über Westeuropa bzw. dem nahen Ostatlantik
kommen. Hinzu kommt die Annäherung eines Bodentroges respektive einer Rinne mit
konfluenter Strömungskonfiguration. Kurzum, in der Nacht nimmt die
Gewitterneigung im Westen zu, ohne jetzt schon auf Details einzugehen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle sind sich weitgehend einig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann