DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-08-2017 09:00
SXEU31 DWAV 200800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 20.08.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Heute im Nordwesten und in Küstennähe, morgen an der Ostsee und im Nordosten
noch etwas weite landeinwärts zum Teil wiederholt Schauer und kurze Gewitter,
vereinzelt mit stürmischen Böen bis Bft 8.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland am Rande eines nach Osten abziehenden Troges, der
sich über dem Osten Deutschlands eher nach Süden aus als dass er nach Osteuropa
abzieht. Vielmehr verlagert sich dessen südlicher Teil relativ rasch nach Osten
bis in die Ungarische Tiefebene, wogegen der nördliche Teil des Troges über dem
Oslo-Fjord und Jütland festsitzt. Als Ergebnis kommt in der labil geschichteten
Luft im Trogbereich über dem Norden und zusehends auch über dem Nordosten wieder
eine rege Schauer- und Gewittertätigkeit in Gang, wobei vor allem in Küstennähe
wiederholt kurze Gewitter auftreten können. Dabei nimmt, bedingt durch einen
hereinlaufenden Sekundärtrog, wieder die Scherung etwas zu, so dass auch
organisiertere Strukturen vorstellbar sind. Da es sich jedoch um typische
Kaltluftgewitter handelt, sind diese nicht allzu hochreichend, aber stürmische
Böen (auch noch ein wenig weiter landeinwärts) sollten durchaus in Verbindung
mit kräftigeren Schauern und kurzen Gewittern in Betracht gezogen werden.
Staubedingt kann es auch an den Nordseiten des Erzgebirges und der Alpen zu
geringen Niederschlägen kommen. Gewitter sind dort jedoch wenig wahrscheinlich.
Im weitaus größten Teil Süddeutschlands, aber auch im Osten, setzen sich im
Bereich eines Hochkeils, der von einem Hoch über Frankreich ausgeht,
Auflockerungen und auch Aufheiterungen durch. Die Tageshöchsttemperaturen
erreichen 17 bis 23 Grad.
In der Nacht zum Montag verlagert sich der o.g. Sekundärtrog über den Nordosten
Deutschlands hinweg nach Polen. Hierdurch konzentriert sich dann die Schauer-
und Gewittertätigkeit auf die Ostseeküste und Teile von Vorpommern. In den
anderen Gebieten wird, bedingt durch einsetzende Warmluftadvektion, die
Schichtung zusehends stabiler. Dies lässt von Westen her mehrschichtige
Bewölkung aufziehen; ganz im Westen können ausgangs der Nacht ein paar
Regentropfen fallen. Ansonsten lässt Hochdruckeinfluss den Himmel verbreitet
aufklaren.

Montag... bleibt zwischen dem nach Osteuropa abgezogenen Trog und dem sich über
Westeuropa aufwölbenden Höhenrücken die nordwestliche Strömung bestehen. Durch
diesen Rücken wird ein Bodenhoch gestützt, das sich bis in die Norwegische See
ausweitet. Zwischen diesem Hoch und tiefem Luftdruck über Skandinavien gelangt
auch in den bodennahen Schichten mit einer steilen nordwestlichen Strömung
relativ kühle Luft nach Mitteleuropa.
Da der Trog sich noch nicht allzu weit entfernt hat, wird der Nordosten nach wie
vor leicht zyklonal beeinflusst. Dort ist die Schichtung auch noch einigermaßen
labil, so dass von der Vorpommerschen Ostseeküste bis etwa zur Niederlausitz
erneut Schauer ausgelöst werden können. Gewitter werden aufgrund der zusehends
auch dort einsetzenden Stabilisierung weniger wahrscheinlich, sind aber nicht
ganz auszuschließen. Dennoch können Schauer und kurze Gewitter in Ostseenähe mit
Windböen einhergehen.
In den anderen Gebieten sorgt Hochdruckeinfluss für Auflockerungen und auch
Aufheiterungen. Allerdings werden von der Nordsee kommende teils mehrschichtige
Sc-Felder, zum Teil auch mit Sc Cu gen durchsetzt, eingesteuert, was die
Einstrahlung einigermaßen dämpfen dürfte. Zudem sorgt Warmluftadvektion über dem
Westen und Südwesten für teils mehrschichtige Bewölkung. Nennenswerte
Niederschläge sind jedoch nicht zu erwarten. Auch wenn oberhalb der Grundschicht
eine leichte Erwärmung in Gang kommt, wird sich wohl an den
Tageshöchsttemperaturen gegenüber den Vortagen nur wenig ändern.
In der Nacht zum Dienstag läuft von Skandinavien übergreifend ein weiterer
Sekundärtrog in den über Osteuropa liegenden Trog herein. Hierdurch nimmt im
Norden und Nordosten die Zyklonalität erneut zu. In Ostseenähe sollte dann die
Konvektion wieder aufleben, an der Vorpommerschen Ostseeküste sind kurze
Gewitter nicht ganz auszuschließen.
In weiten Teilen Deutschlands sorgt Absinken für Aufklaren und somit einstellige
Temperaturminima. Allerdings hält sich über dem Westen und Südwesten teils
mehrschichtige Bewölkung, die aus eine schwachen Warmfront über Frankreich
resultiert. Nennenswerte Niederschläge sind jedoch nicht zu erwarten.

Dienstag... schwenkt auch der Sekundärtrog von der Nacht zuvor nach Polen.
Allerdings hält dieser im gesamten Osten einen zyklonalen Einfluss aufrecht. Da
dann nur noch von Vorpommern bis zur Lausitz etwas Labilität vorhanden ist, kann
es vor allem an Oder und Neiße noch für einzelne Schauer reichen. Gewitter sind
jedoch wenig wahrscheinlich. Zwar kann im Norden und Nordosten tagesgangsbedingt
der Wind noch einmal auffrischen. Für warnrelevante Böen sollte es, falls
überhaupt, allenfalls noch einmal an der Küste reichen.
In den anderen Gebieten sorgt eine Hochbrücke, die vom Raum Island bis zu den
Alpen reicht, für Absinken. Von der Nordsee kann bis auf die mittleren Gebiete
teils mehrschichtige Sc-Bewölkung übergreifen, die jedoch kaum die Mittelgebirge
überqueren kann, so dass im Süden auch längere sonnige Abschnitte zu erwarten
sind.
Während im Norden und Nordosten nur 17 bis 20 Grad erreicht werden, steigt in
den anderen Gebieten die Temperatur auf 21 bis 26 Grad, wobei es in den tieferen
Lagen Südwestdeutschlands am wärmsten wird.
In der Nacht zum Mittwoch nähert sich von Westeuropa ein Höhenrücken, der jedoch
zusehends abflacht. Die Achse der korrespondierenden Hochbrücke verschiebt sich
ein wenig nach Osten, wobei der antizyklonale Einfluss über dem Vorhersagegebiet
bestehen bleibt. Da die Lage ausgesprochen schwachgradientig ist, kann sich
gebietsweise Nebel bilden. Am wahrscheinlichsten ist dies im Norden
Deutschlands.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Probabilistische Verfahren betonen etwas mehr die Konvektion im Norden
und Nordosten und liefern (wie auch EURO4) Signale für Starkniederschläge im
markant zu bewarnenden Bereich. Aufgrund der synoptischen Randbedingungen ist
dies jedoch nahezu unwahrscheinlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann