DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-08-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.08.2017 um 10.30 UTC



Anfangs im Nordosten noch leicht unbeständig und kühl. Ansonsten von Südwesten
zunehmend freundlich und vielfach sommerlich warm. Ab Donnerstag und Freitag
dann von Westen her zunehmende Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 26.08.2017


Zu Beginn(Dienstag) wandert der bis dahin wetterbestimmende Höhentrog über
Deutschland und dem östlichen Mitteleuropa ostwärts ab, der von Westen
nachfolgende Keil rückt zügig heran. Seine Achse erreicht Deutschland bereits am
Mittwoch, wird nach kurzzeitiger Abflachung dann am Freitag unter deutlicher
Aufwölbung aber noch einmal kräftig regeneriert.

Im Bodendruckfeld baut sich über Deutschland eine Hochdruckzone auf. Die Luft
erwärmt sich daher bereits am Dienstag und Mittwoch bei zunehmenden
Sonnenscheinanteilen von Südwesten her deutlich, wobei die Erwärmung nach
Nordosten hin nur zögerlich voranschreitet. Im Norden und Nordosten ist die
Sonneneinstrahlung anfangs noch gedämpft, was zum einen auf schwache
Vertikalbewegungsstrukturen am Westrande des abziegenden Troges zurückzuführen
ist, andererseits geringer Warmluftadvektion an der Nordostflanke des
heranschwenkenden Höhenkeils zuzuschreiben ist.

Der Höhepunkt der sommerlichen Erwärmungsphase wird, allgemein betrachtet,
Donnerstag bis Samstag erwartet, wobei dann im Westen und Süden die Schauer -und
Gewitterneigung wieder zunimmt( vor allem durch eine im Bodendruckfeld am
Donnerstag eingelagerte flache Tiefdruckrinne und Konvergenz), und dort für
einen leichten Dämpfer der Temperaturen sorgen kann.

Zum Ende hin(Samstag nachmittags-abends) scheint dann mit der von Westeuropa
heranschwenkenden neuen langwelligen Trogvorderseite und Nordwesten
übergreifenden nordatlantischen Frontalzone das sommerliche Intermezzos wieder
den Rückzug anzutreten.

Im Gegensatz zu gestern zeichnet sich im erweiterten Mittelfristzeitraum nun
wieder ein Übergang zu insgesamt wechselhaftem und kühlerem Wetter ab!
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Nach dem neuesten EZMW-Lauf wandert der zu Beginn von Mitteleuropa ostwärts
abziehende Trog nun doch wieder rascher ab und der nachfolgende Keil rückt
entsprechend zügiger heran als noch im gestrigen 00 UTC-Lauf simuliert.
Dieses bereits am Vortag beobachtete "hin und her Springen" des Modells deutet
auf eine wacklige Konsistenz hin. Hinsichtlich der Temperaturentwicklung ist die
Prognose heute im Einklang mit den Aussagen der beiden letzten Läufe und der
anderen vorliegenden operationellen Modelle als eher sicher einzuschätzen,
bezüglich des Niederschlags bestehen hingegen große Unsicherheiten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen vorliegenden operationellen Modelle bringen zunächst keine
grundsätzlich abweichenden Szenarien. Sie zeigen allesamt Donnerstag die Passage
der des ersten Geopotentialmaximums, dem im Bodendruckfeld eine flache
Tiefdruckrinne mit eingelagerter Konvergenz folgt, an der am Donnerstag vor
allem im Westen und Süden Gewitter ausgelöst werden können.
Bei GFS läuft diese Konvergenz jedoch rascher über Deutschland ostwärts.

Auch die im Laufe des Freitags von Westen folgende Regenerierung des Rückens und
Aufsteilung der Höhenströmung ist Bestandteil der anderen operationellen
Modelle. Allerdings ist bei ICON ein Sekundärtrog eingelagert, der am Freitag
vor allem der Mitte in leicht feucht-instabiler Luft Niederschläge bringen soll.


Die zum Ende hin von Nordwesten her vordringende nordatlantische Frontalzone
greift nach GFS und NAVGEM etwa um d/2 beschleunigt auf Deutschland über, wonach
das hochsommerliche Intermezzo in der Westhälfte bereits am Samstag beendet
wird!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-EZMW-Rauchfahnen zeigen bezüglich des Temperaturverlaufs
Dienstag/Mittwoch einen markanten Temperaturanstieg, vor allem im Westen und
Süden am Donnerstag durch ein gewisses "Einknicken" unterbrochen.
Die Temperaturkurven laufen bis Mittwoch/Donnerstag auf relativ engem Spektrum.
Dann nimmt die Bandbreite des Spektrums aber sehr stark zu, wobei der HRES und
der Kontrolllauf Freitag/Samstag auf dem mit wenigen MEMBERN belegten oberen Ast
verlaufen, die meisten Lösungen sind deutlich kälter!
Dies könnte ein Signal sein, dass das hochsommerliche Intermezzo doch bereits am
Samstag weitgehend sein Ende gefunden hat.

Mit Ausnahme des Nordens und Nordostens weist die Niederschlagssignalsichte
Dienstag/Mittwoch ein Minimum der PEAKS auf, ab Donnerstag nehme dann die
Niederschlagsignale insgesamt wieder zu, was dann auf eine teils wechselhaften
sommerlichen Charakter hindeutet.

Das CLUSTER-Szenario 120-168 zeigt bei einer Einteilung in 5 verschiedene
CLUSTER eine gewisse Unruhe der Strukturen.
Für den Freitag resultiert teils eine glatte südwestliche Höhenströmung, teils
eine leicht antizyklonal geprägte Höhenströmung mit einem keilmuster über
Deutschland.
Samstag deutet sich dann das Umkippen auf die heranschwenkende Trogvorderseite
an, wobei etwa ein Drittel der Lösungen immer noch auf ein antizyklonal warmes
Szenario setzt!

Die ENS-GFS zeigen insgesamt einen ähnlichen Verlauf, wobei die Temperaturkurven
unter leichten sinusförmigen Schwankungen im Westen von Mittwoch bis Samstag, im
Osten von Donnerstag bis Sonntag ein PLATEAU bilden. Innerhalb des Plateaus
liegen die Temperaturen dann allgemein 2 bis 4 K oberhalb des Klimamittels.
Bemerkenswert ist, dass der operationelle GFS-Lauf, abweichend vom
Ensemblemittel der Temperatur, bereits einen halben bis einen Tag früher den
"Absturz" bringt, so dass bereits am Samstag der größte Teil Deutschlands von
der von Westen nachfolgenden Abkühlung erfasst wird.

Nach der Großwetterlagenklassifikation von Dr. Paul Jamie ergibt sich am
Dienstag und Mittwoch eine Dominanz antizyklonaler Großwetterlagen(HM,NA, HNa),
der ab Donnerstag ein "Mixtum Compositum" aus zyklonalen und antizyklonalen
Großmustern folgt( Wz und SWz gegenüber HM und HNa.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


sind vorerst keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten.
Am Donnerstag nimmt in den südwestdeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen, am
Freitag dann auch bis zur Mitte und bevorzugt über den Mittelgebirgen die
Gewitterneigung wieder zu, wobei dann auch die Gefahr von Unwettern, vor allem
durch größeren Hagel und heftigen Starkregen, wieder steigt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Aufgrund gewisser Abweichungen der deterministischen Modelläufe von deren
Ensembles bzw. den Ensemblemitteln(s.o.) wurden die Aussagen von EPS-EZMW und
ENS-GFS kombiniert zu Rate gezogen.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel