DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-08-2017 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.08.2017 um 10.30 UTC



Zunächst wechselhaft und verbreitet kühl, lediglich ganz im Süden noch mäßig
warm. Ab Wochenmitte von Südwesten her zögernder Temperaturanstieg.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 25.08.2017


Von Montag bis Mittwoch liegt Deutschland unter der Rückseite eines sich nach
Osteuropa verlagernden Troges und somit unter einer steilen nordwestlichen
Strömung. Nach Westen hin wird dieser Trog durch einen Keil über Westeuropa
flankiert, wodurch ein ausgedehntes Bodenhoch über der Nordsee gestützt wird.
Sekundärtroge, die in der nordwestlichen Strömung nach Südosten ablaufen, sorgen
vor allem im Norden und Osten Deutschlands für einen wechselhaften
Wettercharakter. Dabei bleibt es im Norden und zumeist auch in den mittleren
Gebieten kühl. Allenfalls im äußersten Süden und am Dienstag zusätzlich im
Südwesten sind Maxima über 20 Grad möglich, wobei auch dort die
Temperaturentwicklung durch meist starke Bewölkung gedämpft wird. Erst am
Mittwoch sind dort größere Auflockerungen und ein Temperaturanstieg auf Werte um
25 Grad vorstellbar, wogegen ansonsten vorerst noch keine wesentliche
Temperaturänderung erfolgt. In den Nächten geht bei klarem Himmel die Temperatur
auf einstellige Minima zurück.
Am Donnerstag und Freitag verlagert sich der Trog wahrscheinlich weiter nach
Osten und verliert seinen Einfluss auf unser Wettergeschehen. Somit kann sich
die im Bereich eines zusehends abflachenden Höhenkeils einfließende Warmluft am
Donnerstag im gesamten Westen und Süden und am Freitag wahrscheinlich auch im
Norden und Osten weitgehend durchsetzen, was mit einem deutlichen
Temperaturanstieg einhergeht. Bis dahin steigt die Temperatur dann wieder auf 23
bis 29, im Südwesten und im Süden in tieferen Lagen auf Maxima um oder etwas
über 30 Grad. Allerdings nimmt dann vor allem im Bergland die Gewitterneigung
bis hin zum Unwetter auch wieder zu.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum nähert sich vom nahen
Ostatlantik kommend ein Trog, der zur Iberischen Halbinsel austropft. An dessen
Vorderseite gelangt Subtropikluft aus dem westlichen Mittelmeerraum nach
Mitteleuropa, wodurch sich für das letzte Augustwochenende ein weiterer
Temperaturanstieg abzeichnet, so dass verbreitet mehr als 30, im Süden bis über
35 Grad erreicht werden können. Hierdurch steigt dann die Unwettergefahr durch
schwere Gewitter wieder an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Wie so oft ist die Verlagerung des nach Osteuropa abziehenden Troges von weiter
zurückliegenden Modellläufen zu rasch angenommen worden. Das hat naturgemäß
Auswirkungen auf die Temperaturentwicklung. Gegenüber den gestrigen beiden
Modellläufen wird in 850 hPa vom aktuellen Lauf ein 5 bis 10 K (!) tieferes
Temperaturniveau gerechnet. Demzufolge setzt der Temperaturanstieg erst mit
einer deutlichen Verzögerung (die sich aus der Erfahrung vergangener ähnlicher
Lagen wahrscheinlich noch erhöht) ein. Der nachfolgende Trog wurde vom gestrigen
00 UTC-Lauf für Freitag, 12 UTC bereits über Westeuropa und somit mehr als 1000
km weiter östlich gesehen als vom aktuellen Lauf. Das trifft auch auf den
Austropfprozess im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zu. Nach dem
00 UTC-Lauf des Vortages hätte die Subtropikluft aus dem westlichen
Mittelmeerraum nicht die Chance, nach Mitteleuropa vorzustoßen.
Von einer Konsistenz kann daher nicht einmal ansatzweise die Rede sein.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Montag zeigen die verfügbaren Modelle ähnliche Ergebnisse. Am
Dienstag lässt EZMW als einziges Modell einen markanten Sekundärtrog nach
Südosten ablaufen, der die Verlagerung des Haupttroges nach Osten und somit die
nachfolgende Erwärmung hinauszögert. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes
zeigt einen ähnlichen, aber schwächeren Sekundärtrog in der Nacht von Mittwoch
auf Donnerstag.
In Bezug auf den nachfolgenden Temperaturanstieg trifft die
Konsistenzbetrachtung auch auf die unterschiedlichen Modelle zu, wobei der
aktuelle GFS-Lauf vorübergehend dem EZMW-Lauf von 00 UTC des Vortages ähnelt.
Eine Konsens-Vorhersage zu erstellen ist durch die unterschiedliche Entwicklung,
die von den einzelnen Modellen erwartet wird, erschwert.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum belässt das kanadische Modell
den Trog über Westeuropa, ohne dass dieser austropft. Dies würde ebenfalls einen
Temperaturanstieg bedeutet, ohne dass derartige Extremwerte erreicht werden wie
beim EZMW. Aber auch hier stellt sich ein eher unbeständiger Wettercharakter mit
teils heftigen Gewittern ein.
GFS lässt dann diesen Trog über Nordfrankreich / Benelux austropfen, wodurch
sich der Temperaturanstieg allenfalls auf den Südosten beschränken würde und im
Nordwesten und Westen erneut eine Abkühlung erfolgt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt weitgehend dem deterministischen Lauf, d.h. der
Temperaturanstieg ist auf die Wochenmitte beschränkt und fällt auch nicht so
ausgeprägt aus wie beim EZMW. Allerdings lassen sich beim "jüngsten" EPS des GFS
eine Reihe von Einzellösungen finden, die die Temperaturen kaum zurückgehen
lassen. Der Spread des EPS nimmt dann erst im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum deutlich zu.
Das EPS des kanadischen Modells belässt es bis weit in den erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinein bei einem deutlich höheren
Temperaturniveau als beim EPS des GFS. Zudem mehren sich dann die Anzeichen
einer Blockierung über Fennoskandien.
Das EPS des EZMW zeigt die oben beschriebene Entwicklung vom deterministischen
Modell nur ansatzweise. Hier läuft bis H+168 alles auf eine leicht mäandrierende
Trogvorderseite hinaus, wobei je nach Cluster der Trog näher oder weiter
entfernt von Mitteleuropa liegt. Demzufolge liefert auch der EFI kaum Signale
für einen Temperaturanstieg.
Ein etwas klareres Bild ergibt sich bei Clustering bis H+240. Das mit 28 Membern
etwas stärker besetzte Cluster stützt die Variante des kanadischen Modells, das
andere Cluster lässt den Trog nicht wie beim deterministischen Lauf über der
Iberischen Halbinsel, sondern etwa 1000 km weiter westlich austropfen.
Betrachtet man dagegen nur die Rauchfahnen, ließe sich ab Dienstag keine Aussage
mehr treffen, da von "spätsommerlich warm, bis über 30 Grad" bis hin zu
"herbstlich kühl, kaum 20 Grad" relativ gleichmäßig das gesamte Spektrum
abgedeckt wird. Also bleibt nur, dass man sich auf das EPS-Mittel und daraus
abgeleitete Anomaliefelder zurückzieht, was die Version einer schwachen
südlichen bis südwestlichen Strömung stützt. Demnach wäre ein relativ warmer,
aber nicht heißer Witterungsabschnitt wahrscheinlicher als eine Abkühlung auf
herbstliche Temperaturen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von einzelnen kurzen Gewittern ganz im Norden und Nordosten, die
bevorzugt in Küstennähe auftreten, sind vorerst keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse zu erwarten.
Am Donnerstag nimmt in den südwestdeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen, am
Freitag dann auch bis zur Mitte und bevorzugt über den Mittelgebirgen die
Gewitterneigung wieder zu, wobei dann auch die Gefahr von Unwettern, vor allem
durch größeren Hagel und heftigen Starkregen, wieder steigt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
am ehesten noch EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann