DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-08-2017 11:00
SXEU31 DWAV 170800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.08.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W Übergang zu Tr M

Am Donnerstag und Freitag einzelne Schauer und Gewitter, vereinzelt Starkregen
bis Unwetter. Im Nordwesten am Freitag Starkregen möglich. Ab Freitagabend bis
in den Samstag hinein im Südosten Stark- und Dauerregen, vor allem an den Alpen
und deren Vorland ergiebiger Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Donnerstag... wird vorderseitig eines Langwellentroges über dem Nordostatlantik
mit einer südwestlichen Strömung sehr warme, feuchte sowie instabile Luft wieder
nordwärts geführt und beeinflusst tagsüber den größten Teil Deutschlands. Noch
ausgangs der Nacht sind örtliche Schauer unterwegs, Gewitter sollte es am
Vormittag aber noch nicht, bzw. nicht mehr geben. Das ändert sich im
Tagesverlauf, wenn durch die Einstrahlung wieder mehr Labilität aufgebaut wird
und die Auslösetemperaturen von 26 bis 28 Grad erreicht werden. Dann sind
örtlich im Süden und Osten Gewitter zu erwarten, die bei limitierten CAPE Werten
um 500 J/kg, aber hohem Wassergehalt mit Starkregen oder kleinkörnigem Hagel
verbunden sein können. Sturmböen sind weniger wahrscheinlich, da weder Oberwinde
noch die Scherung insgesamt sonderlich groß sind. Vereinzelt sind unwetterartige
Entwicklungen, vor allem durch den Starkregen möglich.
Auf die anderen Gebiete greift im Tagesverlauf das Frontensystem eines Richtung
Färöer ziehenden Tiefs über. Dabei fällt von Benelux her im Norden zum Teil
länger anhaltender Regen, Warnschwellen werden nicht erreicht. Mit Übergreifen
der Tiefausläufer sind ebenfalls einzelne Gewitter möglich, vor allem im Norden,
teils mit Starkregen.
Mit Passage des Frontensystems frischt der Wind im Nordseeumfeld auf mit starken
Böen Bft 7 an der Nordsee, landeinwärts beschränken sich starke bis stürmische
Böen auf einige exponierte Berggipfel im Norden.
Im Nordwesten werden in der einfließenden frischeren Meeresluft 20 bis 24 Grad
erwartet, präfrontal sind es meist 24 bis 29 Grad, im Süden und Südosten, wo es
tagsüber noch länger einstrahlt sind auch Werte um 30 Grad drin.
In der Nacht zum Freitag zieht der frontale Regen über dem Norden zunächst nach
Polen hin ab, die nachfolgende Kaltfront gerät nahezu höhenströmungsparallel
über der Mitte ins Schleifen und es zeichnet sich über Nordfrankreich eine
Wellenbildung ab, so dass der Tiefausläufer nicht bis in den Süden vorankommt.
Das Wetter beruhigt sich insgesamt, da vorübergehend leichtes Absinken dominiert
und auch die Gewitter im Süden ins sich zusammenfallen. In der zweiten
Nachthälfte setzen im Westen und Nordwesten die Regenfälle an der Welle ein und
breiten sich ostnordostwärts aus. Dabei beginnen aber auch schon wieder die
Unsicherheiten, weil Niederschlagsmengen und Zugbahn der Welle noch leicht
unterschiedlich simuliert werden. Im Süden bildet sich bei aufgelockerter
Bewölkung örtlich Nebel.

Freitag... dreht die Höhenströmung vor einem ins westliche Frankreich
schwenkenden Randtrog bei uns noch weiter nach Südwest womit der Wellenscheitel
von Benelux kommend über Nordwest- und Norddeutschland zur Ostsee gesteuert
wird. Die Regenfälle breiten sich dabei über große Teile des Nordens und Westens
aus, wobei die höchsten Mengen aus Sicht des ICON etwa von Nordrhein-Westfalen
bis nach Mecklenburg fallen sollen. Lokal sind Stark- bzw. Dauerregenmengen
möglich. C DE EPS liefert Wahrscheinlichkeiten für 12h Dauerregen über NRW von
40 bis 50 %.
Die Modellunsicherheiten gehen dabei aber weiter, da die Maxima in Lage und
Intensität unterschiedlich berechnet werden. Vor allem auch ICON simuliert nicht
konsistent und hat den Streifen mit den maximalen Niederschlägen seit gestern 00
UTC immer weiter nach Nordwesten verschoben. Gegenüber dem gestrigen 12 UTC Lauf
sind auch die Niederschlagsmengen deutlich nach unten korrigiert worden. Die
anderen Modelle simulieren etwas weiter nördlich, so dass auch Teile
Schleswig-Holsteins betroffen sein können.

In die Südosthälfte wird präfrontal weiter instabile Warmluft geführt, in der es
bei ähnlichen Luftmasseneigenschaften wie am Donnerstag im Tagesverlauf zu
örtlich heftigen Schauern und Gewittern kommen kann. Lokal sind auch
unwetterartige Entwicklungen nicht ausgeschlossen. Die Gewitter, die
beispielsweise von C DE im frontalen Regen simuliert werden sind wohl weniger
wahrscheinlich, allerdings kann es an der Grenze des Regens zur warmen Luft zu
Gewittern kommen und auch postfrontal, ganz im Westen und Nordwesten bleibt die
Schichtung instabil und an einer weiteren Kaltfront, die sich von Westen nähert,
sind erneut Gewitter zu erwarten. Da dort auch nicht unerheblich Scherung in
relativer Nähe zum Trog vorhanden sein dürfte, sind auch Schauer- und
Gewitterlinien nicht ausgeschlossen. Entsprechend rückt der Wind dort mehr in
den Focus.
Dieser spielt abgesehen von den Gewittern nicht die ganz große Rolle. Er frischt
an der Nordsee und im höheren Bergland stärker aus Südwest bis West auf mit Bft
7 an der Nordsee und Bft 7-8 im höheren Bergland.
In der Nordwesthälfte liegen die Maxima der Temperatur zwischen 20 und 25 Grad,
bei längerem Regen darunter, während sich in der Südosthälfte 26 bis 32 Grad zu
Buche schlagen sollten.
In der Nacht auf Samstag verstärkt sich mit Annäherung des Randtroges und der
Kaltfront die Hebung im Süden und Südosten weiter. Zunächst könnten - schon
Freitagabend - sich aus den Alpen heraus kräftige Gewitter mit teils
unwetterartigem Starkregen entwickeln, später setzen von der Schweiz her
ergiebige Regenfälle ein, die von einzelnen Gewittern durchsetzt sein können. Es
gibt deutlich Hinweise auf ein Dauerregenereignis im Südosten. Von Oberschwaben
und dem Alpenrand bis zur Oberpfalz und zum Bayerischen Wald können 20 bis 40 mm
in 12 Stunden fallen, am Alpenrand und im Alpenvorland teils deutlich mehr,
lokal 50 bis 60 mm (Unwetter). Weiter nordwestlich treten bei Zufuhr höhenkalter
Luft (T500 <-20 Grad) und durch PVA sowie frontale Hebung gebietsweise
schauerartige Regenfälle auf, die weit weniger ergiebig sind, aber von einzelnen
Gewitter begleitet werden können. Einzelne stärkere Böen gibt es auf den Bergen
in der Mitte und im Süden sowie an der Nordsee.

Samstag... verlagert sich der Haupttrog nach Deutschland hinein, wobei durch
eingelagerte kurzwellige Anteile weiter Hebung generiert wird. Der Südosten
bleibt zunächst im Übergangsbereich zur Warmluft, wobei diese in Bodennähe schon
abgedrängt ist und in ganz Deutschland durch eine frische Meeresluftmasse
ersetzt wurde.
Dabei fällt vom Alpenrand bis zum Bayerwald zunächst kräftiger Regen, der im
Tagesverlauf aber mehr und mehr nachlässt. Am Alpenrand und in Berchtesgaden
fallen tagsüber vielleicht nochmal 10 bis vereinzelt 20 mm Regen. Zum Nachmittag
wird der Regen schwächer, so dass die Dauerregenlage dort wieder aufhört.
Im Norden und Westen treten bei instabiler Schichtung durch höhenkalte Luft
wiederholt Schauer und kurze Gewitter auf, die kaum Starkregen oder stürmische
Böen liefern, somit eher der Marke Kaltluftgewitter sind und wahrscheinlich
meist mit gelb bewarnt werden können.
Dazwischen findet sich bedingt durch kompensatorisches Absinken ein Streifen mit
relativ freundlichem Wetter, größeren Aufheiterungen und nur geringer
Schauerneigung, der vom Oberrhein über Thüringen bis in den Nordosten reicht.
Der Wind frischt abseits der Schauer nur an den Küsten stärker auf mit Bft 7 bis
8 aus SW bis W, auch im höheren Bergland sind Bft 7 möglich.
In der Nacht zum Sonntag klingen die Schauer meist ab, nur an den Küsten muss
mit weiteren Niederschlägen gerechnet werden. Auch ganz im Südosten hören die
Regenfälle auf. Über Frankreich bildet sich ein Hochdruckgebiet, das seine
Fühler Richtung Deutschland ausstreckt und im Laufe der Nacht für teilweise
klaren Himmel sorgt. Stellenweise kann sich Nebel bilden.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Am grundsätzlichen Ablauf bestehen kaum Zweifel. Unsicherheiten gibt es in Bezug
auf die Niederschläge vor allem am Freitag im Nordwesten und in der Folgenacht
im Südosten. Ein jeweils wahrscheinlichster Bereich wurde im Text genannt. Ob
die Warnschwellen im Nordwesten überhaupt erreicht werden, ist noch fraglich.
Die Warnungen dort können in situ oder kurz vorher erfolgen, anders ist das
wahrscheinlich auch kaum möglich. Im Südosten gehen Gewitter in Stark- bzw.
Dauerregen über, entsprechende Warnungen können am Freitag im Tagesverlauf
erfolgen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner