DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-08-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.08.2017 um 10.30 UTC



Anfangs Schauer und Gewitter, im Südosten Dauerregen. Ab Sonntag Übergang zu
ruhigerem Hochdruckwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 22.08.2017


Die Mittelfrist beginnt am Freitag mit einer südwestlichen Strömung auf der
Vorderseite eines Troges über Westeuropa. Dabei wird in den Südosten sehr warme
Luft subtropischen Ursprungs geführt, sonst gelangt aus Südwesten eine warme,
ebenfalls feuchte Mischluftmasse zu uns nach Deutschland. Mit einer Kaltfront,
die nachmittags von Westen her übergreift, wird anschließend die Zufuhr kühler
Meeresluft aus Westen eingeleitet. Dabei entwickeln sich gebietsweise Schauer
und Gewitter, vor allem in der subtropischen Luftmasse sind auch starke Gewitter
möglich.
Nachts sind im Südosten bei der schleifenden Frontpassage ergiebige Regenfälle
zu erwarten, die Warnschwellen vor Dauerregen überschreiten können.
Am Samstag liegen wir in einer westlichen Strömung an der Südflanke eines
Tiefdrucksystems über Skandinavien. Dabei gelangt hinter der o.e. Kaltfront
frische Meeresluft nach ganz Deutschland, in der die Temperatur in 850 hPa meist
um die +5 Grad liegt. Bei instabiler Schichtung durch einen überlagerten
Höhentrog treten Schauer und kurze Gewitter auf. Die reichlich vorhandene
Bewölkung lässt gebietsweise nicht mehr als 20 Grad zu. Dazu weht vor allem im
Bergland und an den Küsten kräftiger Westwind.
Am Sonntag folgt aus Westen der nächste Höhenrücken, unter dessen Vorderseite
sich ein Hochdruckgebiet über Mitteleuropa aufbaut. Das Absinken sorgt im Süden
schon für zunehmende Sonnenanteile, während sich über der Mitte und im Norden
gebietsweise starke Bewölkung hält, aus der aber höchstens noch schwache Schauer
auftreten.
Am Montag zieht das Hochdruckgebiet mit seinem Schwerpunkt nach Osteuropa ab, es
verbleibt aber eine Brücke zum Hoch über dem Nordostatlantik. Die Ausläufer
eines Sturmtiefs bei den Färöern streifen in der Folge nur den äußersten Norden
unseres Bereichs. Dabei setzt aus Südwesten die Zufuhr von warmen Luftmassen aus
Südwesteuropa ein.
Am Dienstag greift über die Nordsee ein Trog auf Deutschland über, der unter
seiner Vorderseite eine flache Tiefdruckrinne mitführt, in die eine Kaltfront
eingelagert ist. Die Hauptwetteraktivität ist aber nördlich von Deutschland zu
finden, bei uns sind die Wettervorgänge unter dem Einfluss hohen Geopotentials
stark abgeschwächt. So kann zwar über die Nordsee eine kühlere Luftmasse nach
Deutschland vordringen, nennenswerte Niederschläge stehen nicht auf dem
Programm.
Für die erweiterte Mittelfrist entwirft der aktuelle Lauf des ECM ein
antizyklonales Szenario, bei dem sich ausgehend von einem Hochdruckgebiet über
dem Atlantik, bzw. Westeuropa ein Keil nach Mitteleuropa erstreckt, der meist
für ruhiges und meist trockenes Wetter sorgen dürfte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Vorläufe simulierten den Beginn der Mittelfrist großskalig ähnlich. Der
detaillierte Ablauf ist für den Freitag aber schon sehr unsicher, da die kurzen
Wellen unterschiedlich simuliert werden. In der Folge wird der Trog, der uns am
Samstag passiert, vom letzten Lauf schwächer simuliert, als von den Vorläufen.
Für die nächste Woche sieht es stark nach einer antizyklonal geprägten Phase
aus; in etwas stärkerem Maße, als die Vorläufe dies simulierten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich simulieren die anderen globalen Modelle, GFS, ICON, auch kein
anderes Szenario. Hinweise auf ein Dauerregenereignis an der schleifenden
Kaltfront im Südosten sind auch bei ICON und GFS zu finden. Danach verstärkt
sich auch bei diesen Modellen sukzessive der Hochdruckeinfluss.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand diverser Rauchfahnen die Aussagen des Hauptlaufs.
Der Spread wird erst im Laufe der nächsten Woche größer, vor allem was die
Temperaturentwicklung angeht. Niederschlagssignale gibt es kaum noch.
Offensichtlich ist noch unsicher, ob kühlere Luftmassen am Rand des Hochs in den
Norden einfließen können.
Die Clusterung liefert für den ersten Zeitraum 3 Cluster, danach 5 Cluster,
wobei der deterministische Lauf jeweils in den größten Cluster 1 eingeordnet
wird. Dabei werden die simulierten Wetterlagen zunehmend in das Muster Blocking
einsortiert. Entsprechend dürfte das wechselhafte Wetter der letzten Zeit zu
Ende gehen und sich mittelfristig eine überwiegend ruhige Witterungsphase
einstellen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Anfangs, am Freitag, kommt es zu teils kräftigen Schauern und Gewittern, lokal
mit Unwetterpotential, was aber höchstens indirekt aus der positiven
Temperaturanomalie über dem Südosten abgelesen werden kann. In der Nacht zum
Samstag zeigen auch die Ensembles Signale für ein markantes Dauerregenereignis
im Südosten. Danach sind keine markanten Entwicklungen mehr erkennbar.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM EPS, ECM, Mos Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner