DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-08-2017 09:00
SXEU31 DWAV 150800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.08.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWz
Heute von Westen her kräftige Gewitter, teils unwetterartig. In der Nacht
Verlagerung der Gewitter nach Osten. Morgen vor allem am Alpenrand Gewitter,
unwetterartige Entwicklungen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines langwelligen Troges, der
sich um die Mittagszeit über den Britischen Inseln und Frankreich befindet und
wir kommen heute auf dessen diffluente Vorderseite. Weiterhin greift heute im
Tagesverlauf das Frontensystem eines Randtiefs über der nördlichen Nordsee auf
uns über, zunächst mit einer Warmfront und am Nachmittag und Abend einer
Kaltfront. Diese schließt auch eine Tiefdruckrinne nach Westen hin ab. Im
Warmsektor ist weiterhin eine Konvergenz auszumachen.
Durch die südliche bis südwestliche Strömung wird sehr warme und feucht
instabile Luft zu uns geführt. So kann sich bei uns heute eine kräftige
Gewitterlage entwickeln. Vor allem an der Konvergenz kommt es schon um die
Mittagszeit im Westen zu ersten Gewittern. Diese können bei ML-CAPE Werten von
teilweise über 1500 J/kg und PPW Werten von über 35 mm mit Starkregen, Hagel und
Sturmböen recht kräftig ausfallen. Vor allem können sich auch linienhafte
Strukturen entwickeln und von daher können die Gewitter lokal auch
Unwettercharakter mit heftigem Starkregen und großkörnigem Hagel entwickeln.
Davon betroffen ist insbesondere West- und Norddeutschland mit Schwerpunkten von
NRW bis an die Unterelbe. Da die Modelle keinen eindeutigen Schwerpunkt der
Entwicklung bestimmen Wenn am Abend die Kaltfront Deutschland erreicht, lassen
die Schauer und Gewitter dann auch rasch nach. Grund ist die kräftige KLA auf
der Rückseite der Kaltfront und der damit verbundene Druckanstieg.
Nach Osten und Süden zu passiert dagegen zunächst noch nichts. Hier scheint
meist ungestört die Sonne und die Temperaturen können lokal über 30 Grad
erreichen, allerdings ist es recht schwül.

In der kommenden Nacht kommt die Front im Norden recht rasch nach Osten voran,
während sie nach Süden zu zurückhängt. Vor der Kaltfront ist weiterhin eine
Konvergenz erkennbar, an der sich weitere Schauer und Gewitter bilden können.
Daher sind zumindest in der ersten Nachthälfte weitere unwetterartige
Entwicklungen nicht ausgeschlossen. Die Schauer und Gewitterlinie erfassen am
Morgen noch den äußersten Osten und den Südosten. Hinter der Kaltfront sorgt,
wie schon erwähnt, die KLA für Druckanstieg und es baut sich am Morgen über
Frankreich bis nach Westdeutschland reichend ein Bodenhoch auf. Daher klart es
von Westen her auf und gebietsweise kann sich Nebel bilden.


Mittwoch... stellt sich hinter dem Trog, der am Morgen noch den Osten überquert,
eine leicht mäandrierende westliche Höhenströmung ein, in der sich schwach
ausgeprägte Tröge und Keile abwechseln. Ein erster dieser flachen Rücken stützt
die Ausbildung eines abgeschlossenen Bodenhochs über Deutschland, wobei sich der
Schwerpunkt des Hochs gegen Abend ins östliche Mitteleuropa verlagert.

Diese Entwicklung sorgt am Mittwoch für einen meist ungestörten Tag, wobei die
Sonne im Westen am längsten zu sehen ist. Aufgrund des Luftmassenwechsels ist
etwas kühlere Luft zu uns geflossen, sodass die Höchsttemperaturen die
30-Grad-Marke nicht mehr erreichen. In weiten Teilen der Mitte und des Südens
wird aber ein Sommertag erreicht. Lediglich im Süden und da vor allem in
Alpennähe hat der Luftmassenwechsel noch nicht stattgefunden und die potentiell
instabile Luft wurde noch nicht weggeräumt. Dort liegen außerdem die Reste des
Frontensystems, das am Vortag das Gros des Landes überquert hat. In der Folge
können sich in Alpennähe, bedingt durch orografische Triggerung, weitere Schauer
und Gewitter entwickeln, die auch lokal wieder durch heftigen Starkregen die
Unwetterschwelle überschreiten können.

In der Nacht zu Donnerstag verlagert sich das Bodentief weiter nach Osten und
wir kommen auf der Rückseite des Hochs in eine südliche Bodenströmung und daher
kommt die Luftmassengrenze an den Alpen wieder nordwärts voran. Die Schauer und
Gewitter im Bereich der instabilen Luft im äußersten Süden brechen aber schon in
der ersten Nachthälfte zusammen. Weiterhin gerät der Nordwesten zunehmend in den
Einflussbereich eines hochreichenden Tiefs über dem Ostatlantik, was sich aber
vorerst nur durch starke Bewölkung bemerkbar macht. Die Nacht bleibt meist ruhig
und gebietsweise kann es bei Aufklaren Nebel bilden.


Donnerstag... wandert auf der Vorderseite des ostatlantischen Troges ein
Randtrog über den Nordwesten hinweg nach Nordosten. Dadurch wird die Front über
der Mitte und dem Süden wieder aktiviert. Es kommt in der Mitte zu einer
Wellbildung der Front und dadurch kommt auch die potentiell instabile Luft aus
dem Süden weiter nordwärts voran. Dadurch kann es anfangs in Süddeutschland,
später auch im Osten wieder zu Schauern und Gewittern kommen, die meist im
markanten Bereich liegen, lokal aber, bedingt durch recht hohe PPW Werte,
hinsichtlich des Niederschlags auch die Unwetterschwelle überschreiten. Die
genaue Abfolge der Entwicklung ist aber noch recht unsicher.

Der Norden wird dagegen im Tagesverlauf von dem frontalen Niederschlagsgebiet
erfasst, wobei hierbei konvektive Umlagerungen keine Rolle spielen.
Der Tag ist überwiegend bedeckt, nur im Südosten kann es auch längere sonnige
Abschnitte geben. Hier kann auch die 30-Grad-Marke geknackt werden. Sonst werden
im Nordwesten bis 24 Grad, sonst 25 bis 29 Grad erreicht.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder der Modelle befinden sich in recht guter Übereinstimmung.
Allerdings die Frage nach der Lage des Schwerpunkts der heutigen Entwicklung
beantworten sie nicht einheitlich. Der differiert je nach Modell von Nordhessen
und Westfalen bis nach Niedersachsen. Von daher und aufgrund der Annahme, dass
die unwetterartigen Entwicklungen nur eher lokal auftreten, wurde auch von der
Ausgabe einer Vorabinformation abgesehen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich