DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-08-2017 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.08.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit teils kräftigen Regenfällen, gebietsweise auch Gewitter. Mäßig
warm bis warm, im Süden teils auch sehr warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 21.08.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Donnerstag befindet sich
Deutschland vorderseitig eines nordostatlantischen Langwellentroges in einer
südwestlichen Höhenströmung. Über Osteuropa liegt dagegen ein Höhenkeil, der
sich bis zur Ukraine und Weißrussland erstreckt. In die südwestliche Strömung
eingelagert, schwenkt ein wellender Frontenzug vom Westen Deutschlands bis zum
Abend nach Polen ostwärts. Daher gibt es zunächst im Osten des Landes bei
anfänglichem Hochdruckeinfluss noch teils freundliches Wetter, bevor bis zum
Abend die mehrschichtige Bewölkung dann auch die Osthälfte erreicht. Dabei
breiten sich von Westen nach Osten teils kräftige Schauer und Gewitter aus.
Letztere können dann vor allem im Osten Deutschlands auch unwetterartig
auftreten.
Am Freitag zieht dann der atlantische Trog Richtung Nordsee, ebenso wie das
zugehörige kräftige Bodentief. Dessen wellende Front erreicht in der
südwestlichen Höhenströmung Deutschland schleifend, dürfte aber bis zum Abend
die Mitte erreichen. Damit ist wieder unbeständiges und im Nordwesten auch
windiges Wetter zu erwarten. Während es im Südosten noch recht warm bleibt, wird
es im Nordwesten kühler. Gewitter können in allen Landesteilen vorkommen.
Am Samstag liegt der Trog über der Nordsee und seine Achse erreicht im
Tagesverlauf Deutschland. Der Frontenzug zieht nach Osten durch. Im Südosten
regnet es anfangs kräftig, später herrscht unter dem Einfluss von Höhenkaltluft
überall Schauerwetter mit Gewittern. Dabei kühlt es merklich ab. Im Norden ist
es weiterhin windig.
In der Nacht zum Sonntag zieht der Trog langsam ostwärts ab und am Sonntag setzt
sich in einer westlichen Höhenströmung ein flacher Rücken durch, der den Keil
des Azorenhochs stützt, der dann den Süden des Landes beeinflussen wird. Dort
setzt sich dann voraussichtlich freundlicheres und weitgehend trockenes Wetter
durch. Im Norden schleifen dagegen Fronten von Nordmeertiefs. Dort bleibt es
kühler und regnerisch, vereinzelt kann es noch zu Gewittern kommen. Allerdings
lässt bei deutlich schwächerem Gradienten der Wind wieder etwas nach.
Am Montag weitet sich der keil des Azorenhochs noch etwas weiter nach Norden hin
aus. Die Mitte und der Süden des Landes kommen daher unter Hochdruckeinfluss zur
Ruhe. Dort sind nachmittags und abends nur noch ganz vereinzelt Wärmegewitter zu
erwarten. Im Norden gibt es dagegen bei schleifenden Fronten immer noch
zeitweilige teils gewittrige Niederschläge.


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Auch der neueste operationelle Lauf des ECMWF von heute 00 UTC zeigt bis zum
kommenden Wochenende ähnliche Ergebnisse wie die vorangegangenen Läufe. Es
bleibt für Mitteleuropa zunächst eine zyklonal geprägte Südwest- später auch
zyklonal geprägte Westwetterlage erhalten. Der Donnerstag ist geprägt von einem
Frontenzug der den Westen des Landes erfasst und im Tagesverlauf dann allmählich
auch die Osthälfte erreicht. So sind vor allem im Osten und Südosten des Landes
in der zweiten Tageshälfte teils kräftige Gewitter zu erwarten. In den anderen
Landesteilen sind dichte Wolken und teils gewittrige Regenfälle angesagt.
Zum Wochenende bleibt es bei wechselhaftem Wetter mit teils kräftigen
Regenfällen im Südosten noch am Samstag. Zum Sonntag beruhigt sich das Wetter im
Süden unter Hochdruckeinfluss etwas. Dort sind dann kaum noch Niederschläge zu
erwarten, während im Norden und in der Mitte weitere Regenfälle auf der Agenda
stehen. Ab Montag setzt sich erneut eine Südwestwetterlage durch, die aber durch
den zunehmenden Hochdruckeinfluss im Süden des Landes dann auch eher als
antizyklonal geprägt eingeordnet werden dürfte.
Nach dem neuesten Lauf steigt zwar die Wahrscheinlichkeit für eine antizyklonale
Entwicklung ab kommenden Montag an, die vorangegangen Läufe favorisierten aber
weiterhin eher zyklonale Entwicklungen. Diese Ergebnisse bestätigt auch die
Großwetterlage Klassifikation von Paul James, so dass die Entwicklung im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum als unsicher eingestuft wird.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Samstag stimmen die Modelle weitgehend überein. Danach kommt es zu
Unstimmigkeiten, die mit dem Verhalten des am Freitag heranrückenden Troges
zusammenhängen. ICON und GFS lassen diesen Trog etwas stärker nach Süden
vorstoßen als EZMW. Dann kommt es am Sonntag zu einem Abtropfprozess über
Ostdeutschland und Tschechien. GEM lässt den Trog noch wesentlich stärker nach
Süden vorstoßen und bereits in der Nacht zum Sonntag über den Südosten
Deutschlands abtropfen. Er zöge dann bis Sonntagabend bereits zum Balkan. Dies
könnte vor allem in Südostdeutschland noch kräftigere kräftige Regenfälle zur
Folge haben. Große Regenmengen werden in diesem Zusammenhang auch von GFS von
Baden-Württemberg über Bayern bis nach Sachsen simuliert, was auch synoptisch
als sinnvoll zu erachten ist. Das andere Extrem zeigt UKMO, das den Trog noch
flacher simuliert als EZMW und damit am stärksten zu einer Westlage tendiert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Ensemble des EZMW verteilt sich im Zeitraum Samstag, 00 UTC bis Montag, 00
UTC auf 5 Cluster. Cluster 1 bis 3 (36 Mitglieder, Kontrolllauf und Hauptlauf
darin enthalten) zeigen dabei grob die Variante des Hauptlaufs. Aber allen
gemeinsam ist eine zyklonale Entwicklung für Mitteleuropa. Die anderen beiden
Cluster 4 und 5 simulieren eine schneller Umstellung auf eine antizyklonale
Entwicklung in Mitteleuropa. Der Trog schwenkt ebenso durch, ist aber deutlich
schwächer, dementsprechend wäre auch weniger Abkühlung zu erwarten. Noch
antizyklonaler ist C4 (8 Mitglieder). Demnach würde sich eine Hochdruckbrücke
aufbauen und von dem Trog bliebe nur eine leichte Schwachstelle in dieser übrig.
Das massive Abtropfen nach GFS/GEM ist nirgends zu sehen. In der erweiterten
Mittelfrist sind alle 3 Cluster von Südwestlagen geprägt, wobei diese zu recht
hohem Potential im Süden Deutschlands tendieren, was auf eine zunehmende
Antizyklonalität schließen lässt.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt am Freitag und Samstag im Südosten Deutschlands Signale für eine
Dauerregenlage. Im gleichen Zeitraum im Norden und Westen auch Signale für
steife Windböen bzw. Sturmböen.

Cosmo-LEPS zeigt von Mittwoch bis Freitag wiederholt hohe Wahrscheinlichkeiten
für erhöhte CAPE-Werte vor allem Richtung Südosten. Die Auslösung von Gewittern
ist bei der prognostizierten Wetterlage an allen Tagen wahrscheinlich. An den
Folgetagen prognostiziert das EZMW-EPS nur noch geringe Wahrscheinlichkeiten für
höhere CAPE-Werte.
Am Freitag werden von EZMW-EPS und Cosmo-LEPS an der Nordsee geringe
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen simuliert. Am Samstag werden vom
EZMW-EPS geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen in ganz
Nordwestdeutschland simuliert.
Cosmo-LEPS zeigt am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch geringe
Wahrscheinlichkeiten für Starkregen im Nordwesten Deutschlands (durch die
Gewitter). Von Donnerstagabend bis Samstag Früh tauchen dann erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen (30 mm in 24 Stunden) an den Alpen auf. Am
Samstag zeigt EZMW-EPS im Südosten Deutschlands erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
Starkregen bzw. Dauerregen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer