DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-08-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 12.08.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft, immer mal wieder hohes Gewitterpotenzial.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 19.08.2017


Dienstag 00 UTC befindet sich Mitteleuropa auf der Vorderseite eines
Langwellentroges, der sich vom Nordpolarmeer bis nach Portugal erstreckt. Dabei
werden bei einer Südwestanströmung sehr warme Luftmassen nach Mitteleuropa
gelenkt. Dienstag 12 UTC befindet sich die 15 Grad Isotherme (850 hPa) über
weite Teile von Deutschland. Jedoch sollte die Erwärmung nur von kurzer Dauer
sein, da bereits eine im Trog eingelagerte Kaltfront in der Nacht zu Mittwoch
über weite Teile Deutschlands hinweg schwenkt. Vor der Frontalzone bildet sich
eine Konvergenz, an der sich auch schwere Gewitter entwickeln können.
Über Süddeutschland hingegen bleibt die teils schleifende, teils wellende Front
auch noch am Mittwoch liegen. Da sich dort die feucht warme und potenzielle
instabile Luft noch länger hält, sind dort auch am Mittwoch noch kräftige
Gewitterentwicklungen wahrscheinlich/möglich. Die eigentliche Kaltluft macht
sich hingegen nur in Nordwestdeutschland bemerkbar. Dort sinkt bis Mittwoch 12
UTC die 850 hPa Temperatur auf Werte um 7 Grad (im Vergleich mit dem äußersten
Süden, der noch bis zu 15 Grad "warm" ist).

Am Mittwoch jedoch nähert sich vom Atlantik her jedoch schon der nächste
Langwellentrog. Die über Süddeutschland befindliche Frontalzone bewegt sich nun
retrograd nach Norden.

Im Laufe des Donnerstags greift dann die vorgelagerte Front des atlantischen
Trogs auf Deutschland über. Dabei wird es vor allem in Süddeutschland wieder
sehr heiß (20 Grad in 850 hPa) und es sind erneut schwere Gewitterentwicklungen
möglich.
In der Nacht zu Freitag und am Freitag zieht die Front aber rasch nach Osten ab,
auch im Süden soll nun die feuchtwarme Luftmasse nach Osten abgedrängt werden.
Von Nordwesten her breitet sich wechselhaftes Schauerwetter aus, einzelne
Gewitter sind aber weiterhin möglich.

Am Samstag schwenkt nach vorheriger Frontpassage (Freitag) auch der dazugehörige
Trog über Mitteleuropa nach Osten. Damit verbunden ist auch eine deutliche
Abkühlung am Boden, wie auch in der Höhe. Jedoch nimmt die Antizyklonalität mit
Annäherung einer atlantischen Welle wieder zu.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt es unbeständig und eher zyklonal geprägt.
Das 850 hPa Temperaturniveau befindet sich im Schnitt über Deutschland zwischen
5 und 15 Grad (Nord-Südgefälle).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Donnerstag korrelieren die Prognosen des gestrigen ECMWF Laufs und des
Aktuellen recht gut miteinander. Jedoch simuliert der aktuelle Lauf den eher
schwachen Hochdruckeinfluss am Donnerstag (1. TH) bereits etwas schwächer und
die anschließende Frontpassage mit rückseitiger Kaltluftadvektion etwas
schneller. Der Trog entwickelt sich Freitag 12 UTC
im aktuellen Lauf eher meridional, währenddessen der alte Lauf eine eher zonale
Verteilung gezeigt hat.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Mittwoch simulieren die betrachteten Modelle ein ähnliches Szenario. GFS
lässt die Kaltluft am Donnerstag etwas weiter nach Süden vordringen als EZ, ICON
hingegen sieht die Entwicklung ähnlich wie das EZ. Den Frontdurchgang am
Donnerstag simulieren ebenfalls alle Modelle, jedoch mit leichten Varianzen im
zeitlichen Verlauf und Intensität.

Das Überschwenken des Troges am Freitag simulieren eigentlich auch alle Modelle,
GFS simuliert jedoch ein abgeschlossenes Höhentief mit korrespondierendem
Bodentief. EZ sah vorderseitig einer Welle eher das Aufwölben eines schwachen
Keils.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Plume des ECMWF ist die zunehmende Prognoseunsicherheit im Laufe des
Mittwochs ebenfalls erkennbar.
Die Frontdurchgänge am Dienstag und Donnerstag zeigen, mit unterschiedlicher
Intensität bzw. zeitlichen Kontext ebenfalls alle Member.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es im Zeitbereich 120 bis 168 h 4 Cluster.
Der operationelle Lauf befindet sich mit insgesamt 11 Membern in Cluster 3. Der
Kontrolllauf ist mit 19 Membern in Cluster 1 zu finden. Cluster 2 und 4
beinhalten 11 und 10 Member. An sich wird in den verschiedenen Clustern ein
ähnlicher Witterungsverlauf gezeigt, jedoch jeweils mit einer etwas anderen
Ausprägung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vor allem am Dienstag und Donnerstag ist ein hohes Potenzial für starke bzw.
unwetterartige Gewitterentwicklungen gegeben.

Am Dienstag kommt es zu einer kurzzeitigen Wärmebelastung, evtl. bleibt eine
gewisse Wärmebelastung im Süden Deutschlands auch bis Donnerstag erhalten.

Im Ensemble gibt es für Freitag im Alpenvorraum ein 40%ige Wahrscheinlichkeit
für Dauerregen (24h) mehr als 30mm. Solche Mengen werden aber wahrscheinlich nur
mit den konvektiven Umlagerungen erreicht werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher