DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-08-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.08.2017 um 10.30 UTC



Zunächst wechselhafte Troglage, dann Übergang zu antizyklonalen
Südwestlage.__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 13.08.2017


Am Mittwoch liegt ein Langwellentrog über Westeuropa. Vorderseitig wölbt sich
ein Höhenkeil mit korrespondierendem Bodenhoch über Osteuropa auf. Deutschland
liegt im Einflussbereich des Langwellentroges. Hinter der Kaltfront eines Tiefs
mit Zentrum über Südskandinavien ist nur noch mäßig warme Meeresluft
eingeflossen, in der es zu schauerartigen Niederschlägen und kurzen Gewittern
kommen kann. Im Südosten halten sich noch Reste einer schwülwarmen und labil
geschichteten Subtropikluftmasse. In dieser können am Nachmittag nochmals
kräftige Gewitter auftreten.

Am Donnerstag erreicht der Höhentrog den Westen und Südwesten Deutschlands.
Wiederholt wird dabei bei meist dichter Bewölkung Niederschlag nach Deutschland
geführt, der teils auch längere Zeit anhalten kann. Trockene Abschnitte gibt es
nur wenige und die halten meist auch nicht lange an. Bei einem mäßigen, im
oberen Bergland zeitweise auch stürmischen Westwind liegen die Höchstwerte je
nach Niederschlags- und Sonnenverteilung nur noch zwischen 17 und 24 Grad. Dort,
wo es anhaltend regnet wird wohl kaum die 15 Grad-Marke erreicht.

Am Freitag liegt der Höhentrog dann mit seiner Achse über Deutschland und reicht
bis nach Italien. Vorderseitig wird zyklogenese ausgelöst, wodurch sich von
Österreich über Osttschechien bis nach Polen eine Tiefdruckrinne bildet. Diese
sorgt für skalige Niederschläge in der Südosthälfte. Die
Hautniederschlagsaktivität mit größeren Mengen ist aber über Polen zu finden. Im
Westen gibt es unter Trogeinfluss wiederholt Schauer und kurze Gewitter.

Am Samstag zieht der Trog nach Osten ab und bildet einen Cut-Off über dem
Balkan. Der Süden Deutschlands wird von einem nachrückenden Azorenhochkeil
beeinflusst. Auf den Norden greift die Warmfront eines neuen Atlantiktiefs über.


Am Sonntag zonalisiert die Strömung weiter. Es stellt sich wieder eine
antizyklonal geprägte Westwetterlage mit einem Nord-Süd-Temperaturgefälle ein.
Der Süden wird weiterhin von einem Azorenhochkeil beeinflusst.
(850-hPa-Temperatur ~ 12 °C), während über dem Norden eine schwache Front
schleift. (850-hPa-Temperatur ~7 °C).

Im Weiteren Verlauf kippt die Lage wieder zunehmend auf Südwest, wobei wieder
eine sehr warme und labile Luftmasse in den Süden geführt wird. Dabei steigt das
Gewitterpotenzial, auch wenn die Lage überwiegend antizyklonal geprägt ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Es gibt kaum wesentliche Unterschiede zu den Vorläufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS und ICON sehen die Wetterlage ähnlich. Erst am Ende des Mittelfristzeitraums
zeigt das GFS keinen Übergang zu einer Südwestlage. Stattdessen wird eine
zyklonale Westlage mit niedrigerem Temperaturniveau simuliert. Die
ECMWF-Variante wird hingegen von GEM unterstützt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-ENS weisen im gesamten Vorhersagzeitraum eine nur sehr geringe
Streuung auf. Am Freitag gibt es einige Ausreißer nach oben, die eine starke
Vorderseite simulieren (850hPa-Temperatur bis 21 °C) und mit größeren
Niederschlagsspitzen (wahrscheinlich unwetterartige Gewitter) einhergehen. Die
Intensität des Troges am Freitag wird im Geopotenzial noch unterschiedlich
bewertet. Der Geopotential und Temperaturanstieg wird dann von den Ensembles
auch recht einheitlich im erweiterten Mittelfristzeitraum berechnet.
Auch die GFS-ENS liefern ein ähnliches Bild, wobei auch hier die einzelnen
Ausreißer am Freitag auftreten.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Prognose als relativ sicher gilt.
Allenfalls der Freitag birgt noch größere Unsicherheiten bezüglich des
Trogdurchganges. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, eine Unwetterlage mit
Gewittern oder eine 5b-artige Wetterlage sind noch nicht ganz vom Tisch.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wetterlag bietet wenig Potenzial für Unwetter. Allerdings könnte am
Donnerstag und Freitag eine andere Verlagerung des Troges für eine 5b-artige
Entwicklung am Donnerstag/Freitag sorgen, wobei größere Niederschläge im Osten
auftreten könnten. Derzeit wird das Niederschlagsmaximum von nahezu allen ENS
aber deutlich weiter östlich über Polen berechnet. Die Unwettervariante wäre
somit unwahrscheinlich. Auch die Varianten einer stärkeren Vorderseite mit einer
Schwergewitterlage am Freitag erscheinen als wenig wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold