DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-08-2017 21:00
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.08.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Samstag im Südosten anfangs noch teils kräftige Gewitter. Am
Samstag gebietsweise Schauer und Gewitter, vor allem im Südosten auch kräftig.
Ab der Nacht zum Sonntag im Südosten Dauerregen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... hat sich zwischen tiefem Geopotenzial in 500 hPa über dem Atlantik
bzw. Nordeuropa und höherem Geopotenzial südlich davon über Mitteleuropa und
Deutschland eine westsüdwestliche Strömung eingestellt. Darin eingebettet sind
die Frontalzone sowie ein flacher Trog, der Deutschland bereits nach Nordosten
hin verlässt. Ein weiterer Trog ist knapp westlich der Britischen Inseln
auszumachen. Im Bodendruckfeld ist korrespondierend mit dem flachen Trog ein
Tief mit Zentrum über dem Bottnischen Meerbusen zu finden, dessen Ausläufer über
dem Süden Deutschlands liegen. Diese Luftmassengrenze trennt warme und
feucht-labile Luft mit 850 hPa-Temperaturen um 15 Grad von kühlerer und etwas
trockener Meeresluft mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 7 und 10 Grad nördlich
davon. In der feucht-labilen Luft sind bis in die erste Nachthälfte hinein noch
Gewitter möglich. Bei ML-CAPE-Werten um 1000 J/kg sowie PPW's bis 40 mm ist
anfangs lokal noch Starkregen, vereinzelt auch heftiger Starkregen denkbar. In
der zweiten Nachthälfte nimmt die Gewitterneigung immer mehr ab, da die
Höhenströmung durch einen flachen Rücken von Westen her vorübergehend
antizyklonaler wird und damit auch die feucht-labile Luft weiter nach Südosten
abgedrängt wird. Im restlichen Land bewirkt das Zusammenspiel von KLA, dem
flachen Rücken und einem Keil eines Azorenhochs Absinken, sodass es vielfach
auflockert und trocken bleibt. An der Küste kann es in Nähe des Troges zu
Schauern kommen. Gegen Morgen rückt dann schon der Trog von den Britischen
Inseln näher an Mitteleuropa heran, während der flache Rücken bald nach Osten
abschwenkt. Im Westen und Nordwesten Deutschlands werden damit gegen Morgen neue
Schauer ausgelöst. Der Wind vom Tage flaut in der Nacht deutlich ab, einzig im
Küstenbereich reicht es in Nähe zum Tiefdruckgebiet noch für starke Böen Bft 7
aus Südwest. Die Temperaturen sinken im Süden auf 18 bis 13, sonst auf 16 bis 11
Grad.

Samstag ... kommt der Trog über die Britischen Inseln nach Osten voran und
erreicht abends die Nordsee. Die Strömung dreht damit ein wenig zurück und
bekommt eine mehr südwestliche Komponente. An der Lage der Luftmassengrenze
ändert sich dagegen kaum etwas. So können sich im Tagesverlauf insbesondere am
Alpenrand wieder Gewitter entwickeln. Bei CAPE-Werten bis etwa 750 J/kg und
PPW's um 35 mm ist lokal Starkregen, vereinzelt auch heftiger Starkregen
möglich. Inwieweit die Gewitter bis ins Alpenvorland ausgreifen, wird von den
Modellen leicht unterschiedlich bewertet, bei den meisten bleiben die Gewitter
jedoch auf den Alpenraum beschränkt. Im Westen und Nordwesten kommen mit dem
Heranschwenken des Troges und einer zunehmenden Hebungskomponente (PVA) Schauer
auf, ab dem Mittag sind mit dem Tagesgang lokal Gewitter dabei. Die CAPE-Werte
liegen maximal bei 500 J/kg, die PPW's in der Mitte um 35 mm, im Norden um 25
mm. Starkregen ist daher vereinzelt möglich, auch können starke oder stürmische
Böen mit von der Partie sein (recht gute Scherung vor allem in der Mitte).
Schauer und vereinzelte Gewitter breiten sich am Nachmittag in den Norden und
die Mitte aus, zum Abend hin auch bis in den Osten und Nordosten. Am günstigsten
sind die Voraussetzungen für Gewitter im Nordwesten, weil die Lapse Rates dort
am höchsten sind. Von Westen aufkommende KLA wiederum hemmt die
Gewitterentwicklung. Am ehesten trocken bleibt es zwischen Donau und Main, wo
der Azorenhochkeil kompensatorisches Absinken bewirkt (ein bisschen Labilität
und CAPE wäre durchaus vorhanden). Der Wind ist nur an den Küsten und auf den
höheren Bergen etwas stärker mit vereinzelten starken Böen Bft 7 aus West bis
Südwest. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 19 und 25 Grad, nach Süden hin
zwischen 25 und knapp 30 Grad.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der nördliche Teil des Troges über
Norddeutschland hinweg. Die Schauer und Gewitter in der Mitte und im Norden
ziehen damit nach Osten ab und die Wolken lockern auf. Einzig im Küstenbereich
kommt es dann noch vereinzelt zu Schauern. Der südliche Teil des Troges dagegen
hängt zurück. Im Südosten werden die Niederschläge dadurch trogvorderseitig
aktiviert, aufkommende KLA verhindert aber auch Konvektion. So gehen die
Niederschläge mehr und mehr in die stratiforme Phase über. Am Alpenrand kann
staubedingt eine bis in die Montagnacht andauernde Dauerregenlage eingeleitet
werden. So werden 24-stündig bis Montag, 00 UTC, von COSMO-LEPS und EZMW-EPS
Wahrscheinlichkeiten bis zu 35 % für mehr als 30 mm angeboten. Besonders im
Fokus sind dabei das Berchtesgadener Land und mit Abstrichen das Werdenfelser
Land sowie das Allgäu. Die Temperatur geht auf 17 bis 12 Grad im Süden und auf
15 bis 8 Grad sonst zurück.

Sonntag ... zieht der südliche Teil des Troges dann allmählich über
Süddeutschland hinweg. Abends liegt seine Achse etwa auf einer Linie von Franken
bis zum Golf von Genua. Entsprechend dauert die Hebung trogvorderseitig noch an,
was die Niederschläge im Südosten (vornehmlich südlich der Donau)
aufrechterhält. Die stratiforme Phase überwiegt auch tagsüber, einzelne Gewitter
können aber insbesondere am Nachmittag auftreten, wenn die KLA nachlässt. Weiter
nach Norden hin wird die nun auf West gedrehte Strömung wieder antizyklonaler.
Damit wird der Keil des Azorenhochs unterstützt, aus dem sich im weiteren
Verlauf eine eigenständige Hochzelle abspaltet. So kann man in den meisten
Landesteilen einen heiteren und trockenen Tag erwarten. Potenzial für einzelne
Schauer bietet lediglich noch das Küstenumfeld. Die Nähe zum immer noch über
Skandinavien liegenden Tiefdruckgebiet liefert dafür den notwendigen
Hebungsantrieb. Zudem kann es dadurch dort gradientbedingt zu einzelnen starken
Böen Bft 7 kommen. Die Höchstwerte liegen zwischen 16 und 25 Grad, insbesondere
im Dauerregen im Südosten wird es im Vergleich zu den Vortagen kühler.

In der Nacht zum Montag zieht der Südteil des Troges nach Osten ab. Damit kann
sich auch im Südosten der antizyklonale Einfluss (der sowohl am Boden als auch
in der Höhe vorhanden ist) durchsetzen. Die Niederschläge lassen überall nach
und es kommt zu größeren Wolkenauflockerungen. Die Tiefstwerte liegen zwischen
15 Grad an den Küsten und zwischen 13 und 6 Grad sonst.

Montag ... zeigt sich auf dem Atlantik eine Austrogung, während ein Rücken über
Mitteleuropa hinwegschwenkt. Infolgedessen dreht die Strömung wieder auf Südwest
zurück. Das Bodenhoch verlegt seinen Schwerpunkt nach Polen, Deutschland
verbleibt aber noch in dessen Einflussbereich. Landesweit bleibt es daher
trocken bei häufig längerem Sonnenschein. Mit der rückdrehenden Strömung wird
auch die warme Luft von Süden her wieder etwas nach Norden geführt (die
10-Grad-Isotherme in 850 hPa erreicht den Norden). So sind Höchstwerte von 19
bis 28 Grad zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle simulieren den Wetterablauf im Großen und Ganzen sehr
ähnlich. Kleinere Unterschiede gibt es in den Modellen vor allem am Samstag
bezüglich des nördlichen Ausgreifens der Gewitter an den Alpen (siehe Text) und
beim ab der Sonntagnacht aufkommenden Dauerregen dort. Die globalen Modelle
deuten aber in der Mehrzahl zumindest markanten Dauerregen an, vor allem im
Berchtesgadener Land.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler