DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-08-2017 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 02.08.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft, vor allem im Osten und Süden warm und dort weiterhin Gewitter.
Wahrscheinlich ab Mittwoch markanter Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 09.08.2017


Von Samstag bis Montag liegt Deutschland an der Vorderseite eines Troges über
den Britischen Inseln und somit unter einer südwestlichen Strömung. Aus diesem
Trog laufen kurzwellige Anteile heraus und werden nach Nordosten gesteuert.
Durch Kaltluftvorstöße aus dem ostgrönländischen Raum wird dieser Trog am Leben
gehalten.
Einer dieser Kurzwellentröge überquert den Nordwesten Deutschlands im Laufe des
Samstags, ein weiterer Kurzwellentrog folgt in der Nacht zum Montag. Bedingt
durch die Passage der Kurzwellentröge dreht dann jeweils die Strömung von
Süd-Südwest auf West-Südwest. Vorderseitig wird jeweils feuchtwarme und labil
geschichtete Luft angesaugt, so dass sich im Süden und Südosten bis hin zu den
Mittelgebirgen Gewitter bis hin zum Unwetter entwickeln können.
Am Dienstag greift der Trog von den Britischen Inseln kommend auf Mitteleuropa
über. An dessen Vorderseite können teils heftige Gewitter im Osten Deutschlands
noch einmal relativ weit nach Norden ausgreifen, wogegen im Nordwesten und
Westen dann bereits ein Temperaturrückgang einsetzt. Bis Mittwoch etabliert sich
dieser Trog über Mitteleuropa, wodurch es verbreitet zu schauerartigen
Niederschlägen und kurzen Gewittern kommt. In weiten Teilen Nord- und
Westdeutschlands und auch in einigen mittleren Regionen wird dann die 20
Grad-Marke nicht mehr überschritten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt die Troglage zunächst
bestehen. Über dem nahen Ostatlantik wölbt sich ein breiter Höhenrücken auf, das
korrespondierende Bodenhoch erstreckt sich zusehends in den Alpenraum und nach
Süddeutschland, so dass im Südwesten und im Süden Auflockerungen und
Aufheiterungen und hierdurch ein Temperaturanstieg in Gang kommt. Im Norden und
Nordosten hält sich leicht zyklonaler Einfluss, so dass es dort wechselhaft
bleibt und sich die Temperaturen nur unwesentlich ändern.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Dienstag ergeben sich keine prognoserelevanten Unterschiede
zu den beiden gestrigen Modellläufen. Am Mittwoch wird bei vergleichbarer Lage
des Troges die Abkühlung vom aktuellen Lauf ausgeprägter gerechnet als noch von
den beiden Modellläufen des Vortages.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wurde vom gestrigen 00
UTC-Lauf noch ein Austropfen des Troges nach Südeuropa angenommen, was bei den
beiden nachfolgenden Modellläufen nicht mehr der Fall war. Sehr wahrscheinlich
dürfte sich der nachfolgende Temperaturanstieg etwas hinauszögern. Der
aktuellste Lauf zeigt hierfür Indizien.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag ergeben sich keine signifikanten Unterschiede
zwischen den verfügbaren Modellen. Danach ergeben sich Unterschiede, was das
Übergreifen des von den Britischen Inseln nahenden Troges betrifft. Während EZMW
und GFS diesen Trog danach relativ rasch auf Mitteleuropa übergreifen lassen,
belässt ICON diesen Trog weiter westlich, d.h. von der westlichen Nordsee in die
Biskaya reichend. Somit beträgt der Phasenunterschied 1000, im Südteil des
Troges ca. 2000 km. Nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes (das die
Version des ICON weitgehend stützt) deutet sich sogar über der Biskaya ein
Austropfen des Troges an.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich nach GFS und EZMW
nach Passage des Troges zögernd eine west- nordwestliche und leicht antizyklonal
gekrümmte Strömung durch. Nach dem kanadischen Modell wird nach dem
Austropfprozess der Resttrog rasch ostwärts gesteuert und nachfolgend setzt eine
erneute Zonalisierung ein, wobei die Strömung zyklonaler ist als nach den
anderen Modellen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die oben getroffenen Aussagen. Die Trogpassage lässt sich
auch hier nachvollziehen, wobei der Spread der Einzellösungen relativ gering
ist. Allerdings erfolgt mit Annäherung des Troges zu Wochenbeginn im Süden und
Südosten wieder eine verstärkte Zufuhr labil geschichteter Subtropikluft, was
dort Gewitter bis hin zum Unwetter wahrscheinlicher werden lässt. Danach lässt
sich aber hinsichtlich der Unwettergefahr durch schwere Gewitter eine
Entspannung ableiten. Signale für einen längeren stabilen Witterungsabschnitt
lassen sich jedoch nicht finden.
Beim EPS des EZMW werden die Einzellösungen im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum in drei Cluster untergliedert, die sich lediglich darin
unterscheiden, wie weit der nach Osteuropa abziehende Trog nach Süden reicht.
Hiervon ist abhängig, ob sich in der zweiten Wochenhälfte eine eher westliche
oder eine steile nordwestliche Strömung einstellt (wobei letzteres einen
Temperaturanstieg weiter hinauszögern würde). Dies lässt sich auch aus den
Rauchfahnen ableiten. Belastbare Signale für einen Temperaturanstieg lassen sich
zum zweiten Augustwochenende hin auch im Südwesten und Westen Deutschlands nicht
finden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag sind im Südwesten und im Süden, am Sonntag im Süden und Südosten
erneut Gewitter zu erwarten, wobei sehr wahrscheinlich Starkregen und Böen bis
Sturmstärke auftreten können und unwetterartige Entwicklungen bis hin zu
größerem Hagel nicht auszuschließen sind. Am Montag können derartige Gewitter
auf den gesamten Osten ausgreifen.
Dabei ist am Samstag im Süden und Südosten noch einmal mit einer hohen
Wärmebelastung durch Höchsttemperaturen über 30 Grad und starke Schwüle zu
rechnen, danach sollten auch in diesen Gebieten die Temperaturen allmählich
zurückgehen.
Am Mittwoch sind wiederholt teils kräftige Schauer und kurze Gewitter zu
erwarten, wodurch die Gefahr von Starkregen besteht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann