DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-07-2017 21:00
SXEU31 DWAV 231800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 23.07.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Beginnende Dauerregenlage, gebietsweise Dauerregenunwetter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir im Zustrom einer gemäßigt warmen Meeresluftmasse aus
westlichen Richtungen. Im Norden haben sich nahe einem Höhentrog mit Zentrum
über der Nordsee Schauer und kurze Gewitter gebildet, die nachts abklingen.
Reste einer wärmeren Luftmasse über dem Nord- und Südosten werden vor allem nach
Norden hin ausgeräumt, während der Südosten im Übergangsbereich zu wärmerer und
potentiell instabiler Luft im Alpenraum und über Österreich verbleibt. Der
anfangs böige Südwest- bis Westwind, in freien Lagen mit Bft 7, flaut zum späten
Nachmittag meist schon merklich ab. Der Höhentrog nimmt im weiteren Verlauf mehr
eine meridionale Ausrichtung ab und erstreckt sich dann von Frankreich zum
Skagerrak. Vorderseitig eines kurzwelligen Troganteils hat sich ein kleines
Randtief gebildet, das aktuell westlich der Bretagne liegt und von dort über
Nordfrankreich nach Osten zieht und am Montag den äußersten Westen erreicht.
Gestützt von Warmluftadvektion setzen damit von Frankreich und Belgien her
Regenfälle ein, die große Teile des Saarlands, von Rheinland-Pfalz und NRW
erfassen. Auch die Luftmassegrenze im Südosten wird zeitweise aktiviert mit
einzelnen Schauern oder vereinzelten Gewittern vom Alpenrand zum südlichen
bayerischen Wald. Ansonsten passiert nicht viel, außer dass sich bei länger
aufgelockerter Bewölkung mal Nebel bilden kann.

Montag ... stellt sich die Großwetterlage Trog Mitteleuropa ein, wobei das
Drehzentrum des Troges in 500 hPa irgendwo über Westdeutschland zu liegen kommt.
Das kleine Tief im Bodendruckfeld soll langsam nach Osten bis Nordosten ziehen
und abends den östlichen Mittelgebirgsraum, vielleicht auch den Nordosten
erreichen. Der tiefe Druck verschiebt seinen Schwerpunkt aber insgesamt weiter
ins südöstliche Mitteleuropa und nach Norditalien, von wo aus sich eine Rinne
zum vorgenannten Tief ins nördliche Deutschland erstreckt. Damit dreht die
Strömung bei uns auf nördliche bis westliche Richtungen uns es gelangt subpolare
Meeresluft in den größten Teil des Landes, nur im Nordosten kann die wärmere
Luft von Osten her wieder Fußfassen.
Dabei fällt gebietsweise schauerartiger und zum Teil ergiebiger Regen, der im
Tagesverlauf von einzelnen Gewittern mit Starkregen durchsetzt sein kann. C DE
simuliert ein spiraliges Regenband um das Höhentief herum. Regenschwerpunkte
dürfte im Nordwesten, Westen sowie im Südosten zu finden sein. Die Modelle
simulieren noch sehr unterschiedlich was die Mengen und die Position der Maxima
angeht, auch mit der Konsistenz der einzelnen Modelle hapert es (bei dieser Lage
fast normal), so dass eine Regionalisierung der Niederschläge, auch im Hinblick
auf Stark- und Dauerregenwarnungen, schwierig ist.
Halbwegs Einigkeit besteht noch bei den Regenfällen im Westen, so dass dort eine
Warnung vor Dauerregen naheliegt. Ansonsten liefern vor allem im Süden Gewitter
mit Starkregen einen Großteil der Niederschläge, so dass tagsüber noch auf diese
Warnungen abgehoben werden kann. Insgesamt beginnt aber eine Stark- und
Dauerregenlage mit gebietsweise unwetterartigen Niederschlagsmengen, die bis
Mittwoch/Nacht zum Donnerstag andauert. Entsprechende Warnungen sollten Montag
im Tagesverlauf folgen.
Auch im Norden entwickeln sich wohl einzelne Gewitter mit Starkregen, am
wenigsten passiert wohl im Nordosten, wo es mit nahe 25 Grad auch am wärmsten
wird, bei starker Bewölkung liegen sonst die Maxima teilweise unter 20 Grad.
Der Westwind frischt vor allem im Süden zeitweise stärker auf mit Bft 7 in
freien Lagen, im Bergland in exponierten Lagen sind auch Bft 8, vereinzelt 9
nicht ausgeschlossen.
In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das Höhentief mit Kern nach
Süddeutschland, vom Tief über Südpolen erstreckt sich eine Rinne nach Westen an
dessen Nordflanke Warmluftadvektion die Hebung in der teils sehr feuchten
Luftmasse stützt, so dass vor allem in einem Bogen vom Westen über
Norddeutschland bis in den Nordosten teilweise sehr kräftiger Regen mit
warnwürdigen Mengen fällt. Lokal liefern ICON und ECM (00 UTC) auch
unwetterartige Mengen im 12h Zeitraum. Auch im Südwesten beginnt es dauerhafter
zu regnen, mit größeren Mengen im Stau des Schwarzwaldes, teils oberhalb der
Warnschwellen. In den Regen können vor allem nach Nordosten hin auch einzelne
Gewitter eingelagert sein.

Dienstag ... setzt sich die Troglage über Mitteleuropa fort, das Drehzentrum in
der Höhe (500 hPa) verändert seine Lage nur wenig, das Tief über Polen kräftigt
sich noch und weitet sich nach Westen aus mit der Rinne über Nordostdeutschland.
Dabei greift die Warmluftadvektion und mit ihr die kräftigste Hebung vor allem
über den westlichen Landesteilen weiter nach Süden aus, so dass vom Südwesten
ausgehend über den Westen und Norden bis in den Nordosten verbreitet und
teilweise kräftiger Regen fällt. Die in die Hebung einbezogene Luft weist im
Norden einen Wassergehalt von teils 40 mm auf, so dass auch unwetterartige
Regensummen (ICON) zustande kommen können und einzelne Gewitter eingelagert
sind.

Die Lage und Intensität der Niederschläge variieren von Modell zu Modell
freilich weiterhin. Am wenigsten Regen fällt wahrscheinlich im Nordseeumfeld und
im Südosten. Auch über der Mitte und dem Süden sind eingelagerte Gewitter zu
erwarten, die bei geringer Zuggeschwindigkeit und einem Wassergehalt um 25 mm
mit Starkregen verbunden sein können.

Im Süden und an der Ostsee ist der Gradient erhöht. Dort sind dann auch einzelne
7er Böen in freien Lagen, auf den Bergen im Süden auch Bft 8 möglich.
In der Nacht zum Mittwoch fällt außer ganz im Westen und Nordwesten sowie im
Südosten weiterer, teils ergiebiger Regen, wobei vor allem in Staulagen des
Südwestens und nach Nordosten hin sehr große Niederschlagsmengen in den Modellen
auftauchen. Die Dauerregenlage geht somit zunächst weiter.

Mittwoch ... beginnt der Druck von Westen her etwas zusteigen, da ein Rücken
sich langsam in die westlichen Landesteile vorschiebt. Der Trog und das Tief am
Boden ziehen sich nach Südosten zurück und die Niederschläge lassen von Westen
her nach. Vor allem von der Ostsee bis zum Alpenrand, vielleicht auch nach
Baden-Württemberg hinein regnet es weiter mit lokal 12-stündigen Mengen oberhalb
der Warnschwellen vor Dauerregen.
Im Norden und Westen lockert es teils stärker auf. In freien Lagen des Berglands
im Süden und Südosten gibt es weiter starke bis stürmische Böen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Grundsätzlich ähneln sich die Modellaussagen was die Verteilung des
Geopotentials und der Druckgebilde angeht noch halbwegs. Dennoch kommen bei der
- in diesem Fall entscheidenden - Niederschlagsvorhersage, deutlich
unterschiedliche Positionen der Regenmaxima und -mengen heraus. Es zeichnet sich
aber auf jeden Fall eine veritable Dauerregen(unwetter)lage bis Mittwoch oder
Nacht zum Donnerstag ab, der mit ersten Warnungen für den Westen ab der
kommenden Nacht Rechnung getragen werden sollte. Der meiste Regen fällt dabei
wohl in einem Bogen vom Südwesten in den Nordosten mit gebietsweise
unwetterartigen Mengen, die nach ICON 100mm übersteigen können, (siehe
akkumulierte Niederschläge).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner