DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 23.07.2017 um 10.30 UTC



Anfangs Troglage über Mitteleuropa mit kräftigem Regen, ab dem Wochenende
Keilvorstoß.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 30.07.2017


Am Mittwoch liegt ein ausgeprägter Trog über Mitteleuropa. Ein abgeschlossenes
Höhentief hat dabei sein Zentrum über Tschechien. Im Bodendruckfeld ergibt sich
eine 5b-artige Konfiguration. Dabei befindet sich ein Bodentief über
Nordostpolen. Deutschland liegt auf dessen Rückseite in einer Nordwestlichen
Strömung, wobei maritime subpolare Luft heran geführt wird. In der gesamten
Osthälfte wird skaliger Regen simuliert. Am Nordrand der Alpen und im Erzgbirge
werden etwas kräftigere Stauniedersachläge berechnet, die im Trogbereich
konvektiv verstärkt ausfallen.

Im Laufe des Donnerstag zieht der Trog mit zugehörigem Bodentief ostwärts,
sodass sich deren Einfluss auf Deutschland abschwächt. Nach dem vorübergehen
Vorstoß eines flachen Höhenkeils, greift die okkludierende Front eines etwas
stärker ausgeprägten Islandtiefs auf Deutschland mit weiten schauerartigen
Niederschlägen über. Die Niederschlagsintensität wird aber vergleichsweise als
gering berechnt. Nach Abzug des Troges zonalisiert die Höhenströmung über
Mitteleuropa deutlich, sodass der Übergang zu einer zyklonalen Westwetterlage
stattfindet.

Am Freitag befindet sich Deutschland in einer zonalen Strömung unter dem
Einfluss subpolarer Meeresluft. Besonders im Norden Deutschlands bilden sich
unter zyklonalen Bedingungen in einer durch einfließende Höhenkaltluft schwach
labilen Schichtung zahlreiche Schauer und kurze Gewitter.

Am Wochenende entwickelt sich über dem Atlantik eine Frontalwelle zu einem
stärkeren Tief, wobei es stromabwärts zu einer Austrogung über dem Atlantik
kommt. Dies führt zu einer meridionalisierung der Strömung, wodurch ein Keil
über Westeuropa und später auch Mitteleuropa vordringt. Unter Absinken und
massiver WLA (subtropische Luftmassen mit Ursprung Westafrika/Spanien) steigt
die 850-hPa-Temperatur bis Sonntag wieder verbreitet auf über 15 °C.

Zu Beginn der neuen Woche kommt der Atlantiktrog ostwärts voran, wobei die
Strömung etwas meridionalisiert. Nachfolgend ergibt sich eine Südwestlage. Der
Zustrom subtropischer und zunehmend feuchter Luftmassen hält weiterhin an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Berits im Kurzfristzeitraum (Dienstag/Mittwoch) zeigt ECMWF einige Sprünge
bezüglich der Tiefentwicklungen über Mitteleuropa und der Lokalisation und
Intensität der Niederschlagsgebiete.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Kurzfristzeitraum (Dienstag/Mittwoch) zeigen die Modelle größere Unterschiede
bezüglich der Tiefentwicklungen über Mitteleuropa und der Lokalisation und
Intensität der Niederschlagsgebiete. Auf eine genauere Beschreibung der
einzelnen Modelle wird auf Grund der Modellsprünge verzichtet.

Bis zum Wochenende wird dann von allen Modellen wieder eine ähnliche Lage
simuliert.

Während ICON am Wochenende dann die ECMWF-Schiene einschlägt, simuliert GFS eine
deutliche zonaler Lösung mit einem relativ kühlen Norden und einem warmen Süden.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Während das 850-hPa-Temperaturniveau und auch das Geopotenzial von den einzelnen
ENS bis Freitag recht einheitlich simuliert wird, ergeben sich extreme
Unterschiede in der Niederschlagsverteilung/Intensität in der Ost- und
Südosthälfte am Dienstag und Mittwoch.

Ab dem Wochenende nimmt dann die Streuung in den 850-hPa-Temperaturen besonders
im Norden deutlich zu. Wobei allerdings ein Erwärmungstrend in den meisten
Mitgliedern vorhanden ist.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Niederschlagsverteilung und
Niederschlagsintensität am Dienstag/Mittwoch noch ziemlich unsicher sind. Zwar
kristallisieren sich die Nordoststaulagen des Erzgebirges/Zittauer und
Isergebirges als Schwerpunkt in den ENS und den Modellen heraus, allerding ist
die Unsicherheit für eine genaue Prognose noch zu groß. Diesbezüglich muss
wahrscheinlich noch auf die Lokalmodelle gewartet werden.

Die weitere Entwicklung bis Freitag scheint relativ sicher. In wie weit am
Wochenende ein Keil vorstößt und wie weit die Warmluft nach Norden vorankommt,
ist noch unsicher. Als grober Trend für den Beginn der neuen Woche kann eine
West- bzw. Südwestlage mit einem NW-SO-Temperaturgefälle angenommen werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Niederschlagsverteilung und Niederschlagsintensität am Dienstag/Mittwoch ist
noch ziemlich unsicher sind. Zwar kristallisieren sich die Nordoststaulagen des
Erzgebirges als Schwerpunkt in den ENS und den Modellen heraus, allerding ist
die Unsicherheit für eine genaue Prognose noch zu groß. Dennoch erscheint eine
Dauerregenlage als sehr wahrscheinlich, wobei auch die Unwetterschwellen
wahrscheinlich zumindest lokal gerissen werden. Betrachtet man den Zeitraum von
Montag bis Donnerstag, so scheint eine etwas größere Unwetterlage zumindest im
Bereich des Möglichen zu sein.

Im Falle einer sich einstellenden SW-Lage nimmt das gewitterpotential ab Sonntag
wieder zu. Mehrere ENS-Lösungen zeigen Potenzial für Schwergewitterlagen in der
erweiterten Mittelfrist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOSMIX ab Freitag ENS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold