DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-07-2017 09:00
SXEU31 DWAV 230800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 23.07.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu TrM
Heute im Nordosten, sowie im Südosten Bayerns noch Gewitter, lokal Unwetter
möglich. Ab Montag gebietsweise Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Höhentroges mit einem
abgeschlossenen Höhentief über der südlichen Nordsee. Korrespondierend dazu
befindet sich nahezu achsensenkrecht ein Bodentief mit Kern über der Nordsee.
Die dazu gehörende Kaltfront hat in den Frühstunden von Westen auf Deutschland
übergegriffen und verläuft aktuell etwa von Schleswig-Holstein über die
mittleren Landesteile hinweg bis in das südliche Baden-Württemberg. Vorderseitig
der Kaltfront befindet sich nach wie vor eine feuchte und potentiell instabile
Luftmasse. Dabei liegt aktuell eine der Kaltfront vorlaufende Tiefdruckrinne mit
eingelagerter Konvergenz über dem Osten Deutschlands, an der es weiterhin zu
teils gewittrigen Regenfällen kommt. In deren Bereich besitzt die Luft nach wie
vor einen hohen Wassergehalt um 35 mm. CAPE steigt aufgrund fehlender
Einstrahlung nicht mehr so hoch an, zum Mittagstermin sind aber dennoch über dem
äußersten Osten und im Südosten Bayerns nochmal nahe 1000 J/kg anzutreffen. Bis
zum Nachmittag hat die Konvergenz den Osten und Nordosten des Landes überquert.
Dabei kann sich die Schauer- und Gewitteraktivität insbesondere über dem
Nordosten in Verbindung mit einem Kurzwellentrog nochmal verstärken. Dann muss
vor allem Richtung Vorpommern lokal mit unwetterartigen Entwicklungen aufgrund
von heftigem Starkregen gerechnet werden, auch Sturmböen Bft 8 bis 9 sind
weiterhin möglich. Am Nachmittag ziehen die kräftigen Schauer und Gewitter
ostwärts ab. Mit der nachfolgenden Kaltfront, die bis zum Abend ebenfalls den
Osten überquert hat, sind nur noch einzelne weniger stark ausgeprägte Schauer
und Gewitter zu erwarten.

Noch kein Luftmassenwechsel findet dagegen etwa vom bayerischen Alpenrand bis
zum Bayerwald statt, da die Kaltfront über Frankreich rückläufig wird und
schließlich in die Warmfront eines kleinräumigen Tiefs über der Bretagne
übergeht. Entsprechend hält dort die Gewittertätigkeit noch länger an, wobei am
Nachmittag lokal kräftigere Schauer und Gewitter mit Starkregen um 30 mm in
kurzer Zeit wenig wahrscheinlich sind.

Postfrontal fließt erwärmte Meeresluft zu uns ein. Dabei wird mit Annäherung des
Troges zunehmend höhenkalte Luft in den äußersten Nordwesten des Landes geführt,
wobei die Temperatur in 500 hPa auf minus 18 Grad absinkt. Somit lebt dort die
Schauertätigkeit am Nachmittag wieder auf, wobei bei einem CAPE bis 200 J/kg
auch kurze Gewitter auftreten können. Bei PPW-Werten um 20 mm ist auch
vereinzelt markanter Starkregen nicht ausgeschlossen. Zudem sind Böen Bft 7 bis
8 möglich.
Unabhängig von den Gewittern nimmt der Wind mit einer leichten Verschärfung des
Druckgradienten allgemein etwas zu, wobei vor allem in den Höhenlagen der
Mittelgebirge einzelne starke bis stürmische Böen, auf dem Brocken Sturmböen Bft
9 aus Südwest auftreten. Auch in für Südwestwind anfälligen tieferen Lagen sind
einzelne Windböen Bft 7 nicht ausgeschlossen. Insgesamt gestaltet sich der Tag
oft stärker bewölkt, wobei es in einem Streifen vom Südwesten bis in die Mitte
auch längere sonnige Abschnitte gibt. Die Höchstwerte liegen meist zwischen 20
und 24 Grad, im Osten und Südosten werden nochmal sommerliche Werte bis 27 Grad
erwartet.

In der Nacht zum Montag kommt der Hohentrog noch etwas weiter Richtung
Deutschland voran, wobei er sich über Frankreich noch weiter nach Süden
ausweitet. Das Bodentief verbleibt mit seinem Kern zunächst über der südlichen
Nordsee, sodass die Zufuhr von Meeresluft weiter anhält. Die Schauertätigkeit
lässt weitgehend nach. Allerdings zieht das Wellentief in der Nacht über
Frankreich hinweg ostwärts und wird schließlich in die Zirkulation des
Nordseetiefs aufgenommen. Es erreicht in den Frühstunden den Westen von
Rheinland-Pfalz. In Verbindung damit setzen im Westen und Südwesten kräftige
skalige Regenfälle ein, sodass bereits 6-stündig regional die Schwellen für
Starkregen erreicht werden können. Wahrscheinlicher ist aber die Ausgabe einer
markanten Dauerregenwarnung, da die Niederschläge über einen längeren Zeitraum
voraussichtlich bis Dienstagmittag anhalten werden. Eine genaue Lokalisierung
der Schwerpunkte ist aber noch schwierig. Auch die EPS-Verfahren liefern
zumindest in den 12 UTC Läufen von gestern keine genaueren Hinweise. Zumindest
nach ICON und GFS sind hauptsächlich die Gebiete in NRW westlich des Rheins und
im nördlichen Rheinland-Pfalz betroffen, wobei innerhalb eines 36-stündigen
Zeitraums um 50 mm, in Staulagen der Eifel auch etwas mehr fallen soll.

Montag... liegt das langgezogene Höhentief über der Westhälfte Deutschlands,
wobei das Hauptdrehzentrum bis zum Abend etwa über Süd-NRW und Rheinland-Pfalz
liegt. Das kleinräumige Bodentief verbleibt etwa über Rheinland-Pfalz. Das nun
teilokkludierte Frontensystem verläuft über die Mitte und den Süden
Deutschlands. Dadurch kommt es auch im Westen zu weiteren Niederschlägen, sodass
der Dauerregen gebietsweise anhält.
Über dem Süden und Südosten nehmen die Aufgleitvorgänge auf der Vorderseite des
Höhentiefs zu, sodass dort im Tagesverlauf ebenfalls teils kräftige und länger
anhaltende Niederschläge einsetzen. Da sich dort zunächst noch die wärmere und
potentiell instabile Luftmasse befindet, werden die Regenfälle zumindest anfangs
noch von Gewittern durchsetzt sein, sodass insbesondere über Bayern gebietsweise
12-stündige Regenmengen zwischen 30 und 40 mm möglich sind, wobei ein Großteil
des Niederschlags auch in kürzerer Zeit fallen kann.

In der Nacht zum Dienstag gelangt ganz Deutschland unter das Höhentief, wobei
sich der Kern in den Süden des Landes verlagert. Das Bodentief über dem Westen
löst sich zwar auf, dennoch kommt es im Bereich der Okklusion, die sich über dem
Westen und Südwesten eindreht, zu weiteren Niederschlägen mit Schwerpunkt über
NRW und Rheinland-Pfalz. Auch im Schwarzwald ist das Einsetzen eines markanten
Dauerregenereignisses nicht ausgeschlossen.
Ein zweiter Niederschlagsschwerpunkt etabliert sich voraussichtlich über dem
Osten Deutschlands. Denn vorderseitig des Troges kommt es zu einer Zyklogenese
über Tschechien bzw. Südpolen. Durch Aufgleiten der Warmluft setzen auch über
dem Osten kräftige Niederschläge ein. Nach ICON sind dann vor allem über Sachsen
unwetterartige Mengen zu erwarten, die teils bis 90 mm in 12 Stunden reichen.
Allerdings zeigen weder GFS noch EZMW ähnlich hohe Mengen. Ohnehin könnte diese
Dauerregenlage über mehrere Tage hinweg anhalten.

Dienstag... verbleibt der Kern des Höhentiefs zunächst über dem Süden
Deutschlands, bevor er sich in der Nacht zum Mittwoch Richtung Adria verlagert.
Auch das Bodentief über dem östlichen Mitteleuropa ändert seine Position kaum.
Über dem Osten und Teilen der Mitte wird weiterhin kräftige Hebung
prognostiziert, sodass es zu weiteren Niederschlägen kommt. Dabei wird der
Hauptniederschlag um das Drehzentrum des Höhentiefs herum vor allem über die
mittleren Landesteile geführt, um dann über dem Südwesten wieder einzudrehen.
Entscheidend für den Niederschlagsschwerpunkt ist dabei die Lage des Höhentiefs,
wobei diesbezüglich die Modellunterschiede weiter zunehmen, sodass zu der
Ausprägung und Regionalisierung noch keine genauen Aussagen möglich sind und
weitere Modellläufe abgewartet werden müssen. Dort, wo wiederholt Niederschläge
auftreten, ist aber sicherlich mit markanten Niederschlagsmengen über einen
längeren Zeitraum zu rechnen. Auch unwetterartige Mengen sind durchaus
wahrscheinlich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Für den heutigen Tag sind keine signifikanten Unterschiede zwischen den
betrachteten Modellen vorhanden. Wie bereits im Text angesprochen, ergeben sich
ab Montag deutliche Modellunterschiede bezüglich der Niederschlagsentwicklung.
Dass eine niederschlagsreiche Phase zu erwarten ist, scheint sicher. Wie häufig
bei einer Troglage divergieren aber die Schwerpunkte deutlich, sodass weitere
Modellläufe abgewartet werden müssen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger