DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 21.07.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft, teils mit gewittrigen und länger anhaltenden Niederschlägen. Nur
mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 28.07.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag liegt Deutschland
unter einem Höhentrog, der vom Norden Europas bis in den westlichen
Mittelmeerraum reicht. Dabei weist der Höhentrog mehrere Drehzentren auf. Auch
im Bodendruckniveau dominiert tiefer Luftdruck, wobei eine wellende Front über
den Süden und Südosten Deutschlands verläuft. Somit gestaltet sich das Wetter
hierzulande wechselhaft, wobei insbesondere an den Alpen Dauerregen einsetzt.
Dabei ist im Süden und Südosten noch eine etwas wärmere Luftmasse
wetterbestimmend (Temperaturen zwischen 8 und 11 Grad in 850 hPa) als im Norden
und Westen (um 7 Grad).

Bis einschließlich Mittwoch bleibt die Troglage über Mitteleuropa erhalten,
wobei sich die eingelagerten Höhentiefs um einen gemeinsamen Schwerpunkt mit
Lage etwa über der südlichen Nordsee bzw. ab Dienstag über dem Norden
Deutschlands drehen. Entsprechende Hebungsantriebe sorgen für wiederholte und
teils gewittrige Niederschläge bei einem nur mäßig warmen Temperaturniveau.
Interessant wird dabei vor allem die Entwicklung des sich an der Front
befindlichen Wellentiefs, das sich ausgehend etwa von Österreich, über
Tschechien und Polen hinweg nordwärts verlagert und nach EZMW in der Nacht zum
Mittwoch die Ostsee erreicht. Mit Verlagerung des Tiefs zieht auch die Front
über dem Süden ab und nachfolgend kann sich im Westen und Süden vorübergehend
schwacher Hochdruckeinfluss durchsetzen. Während also die Niederschläge an den
Alpen im Laufe des Dienstags nachlassen sollten, setzt über dem Osten
Deutschlands teils kräftiger Regen ein, der in der Nacht zum Mittwoch mit Abzug
des Tiefs wieder nachlässt.

Am Donnerstag zieht der Trog unter Abschwächung Richtung östliches Mitteleuropa,
wobei er rasch in die Zirkulation eines weiteren Troges über dem Nordwesten
Europas eingebunden wird. Dabei kann sich hierzulande vorübergehend ein flacher
Höhenrücken durchsetzen. Dieser wird allerdings von WLA überlaufen, die in
Verbindung mit der Warmfront eines Tiefs mit Kern nordwestlich der Britischen
Inseln steht. Sie greift im Tagesverlauf von Westen mit weiteren Niederschlägen
über. Es gelangt wieder etwas wärmere Luft nach Deutschland, wobei die
Temperaturen in 850 hPa landesweit auf etwa 9 bis 16 Grad ansteigen, mit den
höchsten Werten an den Alpen.

Am Freitag gelangen wir zunehmend auf die Vorderseite des westeuropäischen
Troges, wobei bereits in der Nacht zum Freitag die Kaltfront des sich
mittlerweile über Schottland befindlichen Tiefs von Nordwesten auf uns
übergreift. Bis Freitagabend hat sie weite Teile des Landes mit teils kräftigen
Niederschlägen überquert. Rückseitig fließt wieder ein Schwall kühlerer Luft
ein, in der sich mit Übergreifen des Troges Schauer bilden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Entwicklung der Wetterlage im mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird von
den jüngsten Läufen des EZMW relativ konsistent vorhergesagt. Im Detail sind
aber doch Unterschiede zu erkennen, wie beispielsweise die Lage der
Höhentiefkerne.
Interessant sind aber vor allem die Zugbahn des Tiefs über dem östlichen
Mitteleuropa und die damit verbundene Niederschlagsentwicklung. Dabei sind beim
EZMW nur Unterschiede bezüglich der Verlagerungsgeschwindigkeit zwischen den
Modellläufen zu erkennen. Das Tief verlagert sich im neuesten Lauf etwas
langsamer, signifikant ist der Unterschied aber nicht. Eine westlichere Zugbahn
wie bei GFS, die bei uns deutlich höhere Niederschläge zur Folge hätte, ist
nicht vorhanden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bezüglich des Tiefs gibt es auch zwischen den Modellen ICON, EZMW und GFS große
Unterschiede. Bei ICON ist dieses Tief gar nicht vorhanden, bzw. in
abgeschwächter Form deutlich weiter östlich. Nach EZMW zieht das Tief über
Ostpolen Richtung Ostsee. Bei GFS verlagert es sich über Polen und schwenkt dann
Richtung Nordostdeutschland, wo es am Mittwoch verharrt. Entsprechend variieren
die Niederschlagsmengen über dem Osten Deutschlands sehr stark. GFS zeigt im
Osten sowohl am Dienstag als auch am Mittwoch eine markante, teils auch
unwetterartige Dauerregenlage. So werden beispielsweise am Mittwoch von GFS dort
regional über 100 mm / 24 Stunden prognostiziert. Bei EZMW und ICON sind die
Mengen wesentlich niedriger, wobei die Hauptniederschlagstätigkeit bereits am
Dienstag stattfindet und zumindest nach dem EZMW nur in Ostsachsen Hinweise für
Dauerregen vorhanden sind.
Signale für Dauerregen an den Alpen liefern hingegen alle betrachteten Modelle,
wobei es auch hierbei im Detail noch Unterschiede gibt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach weist für den Vorhersagezeitraum auf einen unter
relativ niedrigem Geopotential wechselhaften und mäßig warmen
Witterungsabschnitt hin. Dabei ist der Spread bis Donnerstag relativ gering,
nachfolgend nimmt er deutlich zu. Im Hinblick auf die Niederschlagsentwicklung
im Osten Deutschlands wird noch ein Blick auf die Rauchfahne von Berlin
geworfen. Auch dort sind für den gesamten Zeitraum Niederschlagssignale
vorhanden, meist unter 5 mm in sechs Stunden. Nur zwei Member weisen am Dienstag
auf höhere Regenmengen bis 40 mm in sechs Stunden hin. Am Mittwoch gibt es keine
"Ausreißer", sodass die GFS Lösung mit den extrem hohen Mengen nicht im Ensemble
auftaucht.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden drei
Cluster auf. Sie unterscheiden sich über Deutschland durch die Lage des
Höhentiefkerns und tatsächlich befindet sich der Kern des Bodentiefs am Dienstag
in Cluster drei etwas weiter westlich als im deterministischen Lauf. Allerdings
besitzt Cluster drei die geringste Anzahl an Membern. Cluster 1, in dem sich
auch Haupt- und Kontrolllauf befinden, ist am stärksten vertreten. Insofern wird
die GFS Prognose vernachlässigt.

Von Mittwoch bis Freitag gibt es zwei Cluster. Sie unterscheiden sich gegen Ende
des Vorhersagezeitraums dahingehend, dass der neue Höhentrog in Cluster 2
deutlich langsamer Richtung Westeuropa vorankommt. Haupt- und Kontrolllauf und
die Mehrheit der Ensemble Member befinden sich in Cluster 1.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum kommt es wiederholt zu teils gewittrigen
Niederschlägen. Diese können mit markantem Starkregen verbunden sein, wobei das
Starkregenkriterium auch über einen Zeitraum von 1 bis 6 Stunden erreicht werden
kann.

Eine Dauerregenlage aufgrund von Stauniederschlägen ab Montagvormittag für den
Alpenrand und dort das Allgäu und das Berchtesgadener Land scheint
wahrscheinlich, wobei meist markante Mengen erreicht werden. In einigen
Staulagen sind auch unwetterartige Mengen nicht ausgeschlossen, darauf weisen
auch COSMO-Leps und EZMW-EPS mit relativ geringen Wahrscheinlichkeiten hin.

Bezüglich der Niederschlagsentwicklung im Osten Deutschlands bestehen wie
beschrieben noch Unsicherheiten, wobei die EPS-Verfahren für Ostsachsen und
Südostbrandenburg leichte erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen zeigen.
Dennoch müssen weitere Modellläufe abgewartet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger