DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.07.2017 um 10.30 UTC



Unbeständig mit Gewittern.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 26.07.2017


Am Samstag liegen wir vorderseitig eines Troges über den Britischen Inseln in
einer südwestlichen Strömung. Ausgehend vom zugehörigen Bodentief erstreckt sich
eine Tiefdruckrinne über Mitteleuropa nach Osten. Die schwülwarme Luftmasse
breitet sich dabei vorübergehend wieder nordwärts bis zu den Küsten aus. Es
treten dabei häufig konvektive, teils von kräftigen Gewittern begleitete
Regenfälle auf. Lokal, vor allem im Süden und Osten, sind auch unwetterartige
Entwicklungen zu erwarten.
Am Sonntag weitet sich der Trog über die Nordsee nach Osten aus, die Strömung
bei uns dreht mehr auf westliche Richtungen, womit weniger warmer Meeresluft zu
uns gelangt. Der Gradient nimmt vorübergehend etwas zu, ohne dass eine
"wirkliche" Windlage ansteht. In Trognähe ist die Schichtung nach Norden hin
instabil, so dass es zu Schauern und Gewittern kommt. Im Süden setzt sich
vorübergehend schwacher Hochdruckeinfluss durch. Unwetterpotential ist auch im
Norden nicht erkennbar.
Am Montag formiert sich über der Nordsee und Südskandinavien ein Trog, dessen
Achse am Dienstag über Deutschland nach Osten schwenkt. Dabei gelangt über die
Nordsee ein Schwall frischer Meeresluft nach Mitteleuropa, in der es zu weiteren
Schauern und eher kurzen Gewittern, der Marke "Kaltluftgewitter" kommt.
Am Mittwoch zonalisiert die Strömung wieder. In der aus Westen einfließenden
mäßig warmen bis warmen Luft bleibt es leicht wechselhaft.
In der erweiterten Mittelfrist soll sich ein Trog vom Seegebiet südlich
Grönlands vor die Küsten Westeuropas verlagern. Auf der Vorderseite könnte dann
vorübergehend wieder sehr warme Luft nach Mitteleuropa vorstoßen mit der Option
einer Schwergewitterlage, da rasch von Westen her der Trog folgen kann.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist zunächst gut und die Entwicklung am
Wochenende kann als relativ sicher angesehen werden. Erst mit Wochenwechsel
nehmen die Unsicherheiten und die Unterschiede von Lauf zu Lauf zu. Die
Trogpassage und die nachfolgende Zonalisierung in der ersten Hälfte der
kommenden Woche laufen im aktuellen Lauf schneller ab. Das vom gestrigen 12 UTC
Lauf am Dienstag und Mittwoch über Norddeutschland simulierte Tief ist vom
Tisch.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die beschriebene Entwicklung ist zunächst auch im ICON und GFS erkennbar, wenn
auch mit Unterschieden im Timing sowie Phase und Amplitude der kurzen Wellen. So
simulieren ICON und GFS am Wochenende progressiver und lassen den Trog rascher
nach Osten vorankommen, entsprechend macht auch die leichte Abkühlung zügiger
Fortschritte. Deutlicher werden die Unterschiede ab Beginn der nächsten Woche.
GFS lässt den Trog über Mitteleuropa regenerieren, ICON dagegen sieht vor allem
zum Mittwoch hin antizyklonaler aus, als die Europäer. Alles in allem nehmen die
prognostischen Unsicherheiten mit Wochenwechsel zu.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen die Aussagen des Hauptlaufs anhand diverser Rauchfahnen
deutscher Städte. Dabei erfolgt nach einem leichten Temperaturanstieg am Samstag
ein Temperaturrückgang bis zum Dienstag hin. Danach verharren die Temperaturen
in 850 hPa im Norden unter 10 Grad, während es in Süddeutschland
temperaturtechnisch wieder langsam aufwärts geht. Eine nachhaltige
Wetterberuhigung ist nicht in Sicht, wie permanente Niederschlagssignale zeigen.
Der kurzzeitig kräftige Temperaturanstieg in der erweiterten Mittelfrist, wie
ihn der Hauptlauf zeigt, wird von den Ensembles dagegen nicht mitgetragen und
erscheint damit sehr fraglich, wie auch die im ersten Textabschnitt erwähnte
Schwergewitterlage.
Auffällig ist der moderate Spread in den Temperatur- und Geopotentialkurven bis
in die erweiterte Mittelfrist hinein.
Die Clusterung bietet zunächst (bis +96h) 4 Cluster an, die sich für
Mitteleuropa nur wenig unterscheiden. Bei genauem Hinsehen sind die geringen
Timingunterschiede erkennbar. Danach werden jeweils 3 Cluster angeboten mit dem
Hauptlauf in Cluster 1, der die Zonalisierung abbildet. Cluster 2 und 3, die es
zusammen auf 29 Member bringen, lassen die Troglage länger bestehen. Damit wäre
im Verlauf der nächsten Woche auch die GFS Variante mit dem markanteren und
zäheren Trog eine Option.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert für das Wochenende kaum Signale für signifikante
Wettererscheinungen, kann aber auch die erwarteten Gewitter nicht abbilden. Nur
am Sonntag lassen sich im Norden Hinweise auf etwas mehr Regen finden. In der
schwülwarmen Luftmasse bilden sich am Samstag vor allem im Süden und Osten
Gewitter mit örtlichem Unwetterpotential. In der frischeren Luft des Sonntags
bilden sich im Norden noch einzelne Gewitter, die aber nicht mehr unwetterartig
werden sollten. Auch danach sind einzelne Gewitter möglich. In Staulagen der
südlichen Bergländer, vor allem Schwarzwald und an den Alpen sind zu Beginn der
nächsten Woche staubedingt stärkere Niederschläge möglich, die die Warnschwellen
vor Stark- bzw. Dauerregen reißen können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM, ECM EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner