DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-07-2017 09:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.07.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft, anfangs Unwettergefahr durch schwere Gewitter und Starkregen. Ab
Sonntag von Nordwesten her Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 25.07.2017


Am Freitag und Samstag liegt Deutschland an der Vorderseite eines Höhentiefs
über den Britischen Inseln und somit unter einer südwestlichen Strömung. Mit
dieser gelangt feuchte, sehr warme und labil geschichtete Luft in das
Vorhersagegebiet, wodurch sich, gestützt durch den Tagesgang und vorderseitige
Hebung, Gewitter entwickeln. Dabei besteht im Süden und Osten noch Gefahr von
Unwettern durch größeren Hagel, heftigen Starkregen und auch Sturmböen. Bei
entsprechender Einstrahlung können in diesen Gebieten zuvor noch
Temperaturmaxima um 30 Grad erreicht werden.
In den Norden und Westen gelangt dann bereits eine etwas gemäßigtere Luftmasse,
wodurch unwetterartige Gewitter nur noch wenig wahrscheinlich sind.
Im Laufe des Sonntags verlagert sich das Höhentief in die Nordsee und wird dann
von dem über Skandinavien liegenden Trog einbezogen, so dass sich eine
dipolartige Struktur ergibt. Dies hat einen Temperaturrückgang zur Folge, der im
Nordwesten kräftiger ausgeprägt ist als im Südosten. Da nach wie vor eine
südwestliche Strömung bestehen bleibt, muss weiterhin mit Schauern und Gewittern
gerechnet werden, die dann auch nach Südosten hin wahrscheinlich keinen
unwetterartigen Charakter mehr aufweisen.
Zu Wochenbeginn greift das Höhentief von der Nordsee her auf Deutschland über,
wobei sein eigenständiger Charakter verloren geht und sich eine Troglage über
Mitteleuropa ergibt. Dies hat einen generell wechselhaften und eher kühlen
Wettercharakter zur Folge. Die 20 Grad-Marke wird dann wahrscheinlich nur noch
mit Hilfe der Sonne erreicht oder geringfügig überschritten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich in Verbindung mit
einem vorrückenden Keil von Westen her zunächst in Bodennähe, mit der
Ostverlagerung des Troges danach auch mitteltroposphärisch antizyklonaler
Einfluss durch, wobei sich allerdings nach Wochenmitte eine Zonalisierung
abzeichnet. Demnach wären am ehesten im Süden die Chancen für eine Erwärmung
gegeben, wogegen nach Norden hin der Temperaturanstieg durch frontale Einflüsse
gedämpft sein dürfte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen konsistent. Am Samstag setzt das Höhentief über den
britischen Inseln weiter südlich an, wodurch wärmere Luft nach Mitteleuropa
geführt werden würde. Allerdings dringt nach dem heutigen 00 UTC-Lauf dieses
Höhentief rascher in die Nordsee vor, was von Nordwesten her bereits einen
einsetzenden Temperaturrückgang zur Folge hätte. Zu Wochenbeginn zeigt der
aktuellste Lauf gegenüber den beiden gestrigen Modellläufen ein ähnliches
Szenario.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hatte der gestrige 12 UTC-Lauf
in der Nacht zum Donnerstag eine kräftige Zyklogenese über der Ostsee im
Programm. Hiervon ist weder beim aktuellen 00 UTC-Lauf noch bei dem 24 Stunden
zurück liegenden Simulation etwas zu sehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag lassen sich hinsichtlich der synoptischen Basisfelder
keine prognoserelevanten Unterschiede zwischen den verfügbaren Modellen finden.
Danach zeigt GFS das o.g. Höhentief in ähnlicher Position wie ICON und EZMW,
aber leicht nach Westen versetzt und vor allem kräftiger. Demnach wäre nach GFS
die Abkühlung zu Wochenbeginn ausgeprägter. Zudem würde die vom EZMW ab der
Wochenmitte prognostizierte Erwärmung hinausgezögert. Beim Modell des
kanadischen Wetterdienstes ist dies noch ausgeprägter der Fall.
Eine vom Ostatlantik durchgreifende Zonalisierung ist auch bei den beiden
amerikanischen Modellen erkennbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Bemerkenswert ist,
dass nach Südosten hin bis einschließlich Sonntag derartig hohe CAPE-Werte für
wahrscheinlich gehalten werden, so dass dort Schwergewitter vorstellbar sind. Im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wächst der Spread der
Temperaturen im 850 hPa-Niveau im Süden rascher als weiter nach Nordwesten hin.
Das kann darauf hindeuten, dass der für den Süden nach Wochenmitte
prognostizierte Temperaturanstieg noch einigermaßen unsicher ist.
Das EPS des EZMW stützt den Weg zur Troglage über Mitteleuropa, die dann
zumindest bis Mittwoch erst einmal Bestand hat. Danach setzen etwas zwei Drittel
der Einzellösungen auf eine Zonalisierung, ein Cluster (immerhin mit 10
Lösungen) lässt die Troglage bestehen, das mit der geringsten Anzahl von Membern
besetzte Cluster lässt von nahen Ostatlantik kommend sogar einen noch
kräftigeren Trog übergreifen. Signale für einen sommerlichen und weitgehend
niederschlagsfreien Witterungsabschnitt lassen sich nicht finden. Hinweise auf
den oben beschriebenen Temperaturanstieg lassen sich anhand des EPS nur im
Südwesten und Süden Deutschlands finden. Ansonsten setzen nur die beiden
ungestörten Modellläufe auf eine leichte Erwärmung. Eine Andauer der
wechselhaften und meist nur mäßig warmen Witterung ist daher die
wahrscheinlichste Version.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Dienstag sind z.T. wiederholt Gewitter zu erwarten. Dabei
besteht am Freitag im Süden und Osten und am Samstag im äußersten Südosten noch
Unwettergefahr durch heftigen Starkregen und / oder größeren Hagel. Am Sonntag
sind an den Alpen noch kräftigere Gewitter vorstellbar; Unwetter werden dann
zusehends weniger wahrscheinlich. Danach entwickeln sich im Trogbereich zum Teil
wiederholt Gewitter. Überqueren mehrere kräftige Schauer oder Gewitter eine
kleinräumige Region, besteht dann die Gefahr von Starkregen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ENS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann