DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.07.2017 um 10.30 UTC



Zunächst ruhiges Wetter, ab Wochenmitte vermehrt Gewitter und im Südwesten
starke Wärmebelastung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 22.07.2017


Am Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Dienstag gelangen wir in
den Einflussbereich eines Höhenrückens, der sich ausgehend vom mittleren
Mittelmeerraum über Westdeutschland und die Nordsee erstreckt. Er stützt ein
Hochdruckgebiet über der Nordsee und Polen. Über Deutschlands Mitte liegt zonal
noch ein Frontensystem, das aber wenig wetteraktiv ist. Am Alpenrand muss mit
Schauern und Gewittern gerechnet werden.
Am Mittwoch verlagert sich die Achse des Höhenrückens Richtung östliches
Mitteleuropa, sodass wir zunehmend auf die Vorderseite eines Langwellentroges
vor Westeuropa gelangen. Dieser stützt eine Tiefdruckrinne, die sich von den
Britischen Inseln nach Frankreich erstreckt. Der Trog schwenkt langsam in
Richtung Osten und damit wird das Frontensystem über der Mitte rückläufig und
verlagert sich mit der Tiefdruckrinne weiter in Richtung Nordosten. In der Folge
wird Warmluft bis in den Norden geführt und somit erreicht die 15-Grad-Isotherme
in T850 am Abend die Ostsee. Weiterhin kann es in der feucht-labilen Luft in der
Südwesthälfte des Landes am Nachmittag zu Gewittern kommen. Dabei sind
unwetterartige Entwicklungen durch Starkregen und zum Teil auch Hagel möglich.
Am Donnerstag liegen wir weiterhin auf der Trogvorderseite und die Kaltfront
eines Tiefs südlich von Island greift im Tagesverlauf auf den Kontinent über.
Dahinter wird deutlich kühlere Meeresluft herangeführt. Somit liegen wir bis zum
Abend komplett im Warnsektor und es gibt wieder Schauer und Gewitter. Das IFS
simuliert verbreitet relativ hohe CAPEs, sodass mit unwetterartigen
Entwicklungen durch Starkregen und Hagel zu rechnen ist.
Am Freitag schwenkt die Kaltfront über Deutschland hinweg südostwärts und es
gibt wieder Schauer und Gewitter. Auf der Rückseite kommt es aber schnell zur
Wetterberuhigung. Vor allem in der Südosthälfte sind aber zuvor noch kräftige
Gewitter möglich, die durch Starkregen auch durchaus Unwettercharakter haben
können. In der Nordwesthälfte ist dann schon die postfrontale kühlere Luft
eingesickert und daher werden kaum noch 25 Grad erreicht.
Am Samstag rückt ein hochreichendes Tief von den Britischen Inseln in Richtung
Nordsee. Sein Frontsystem erreicht den. Die vorlaufende Kaltfront hat
Deutschland überquert und die feucht-warme Luft durch maritime Meeresluft
ersetzt. Dies sorgt für wechselhaftes Wetter mit Schauer und vereinzelt auch
Gewitter, die aber nicht mehr so kräftig sind, wie an den Vortagen. Das
Temperaturniveau ist auch abgesunken. 25 Grad werden nur noch in der
Südosthälfte des Landes erreicht.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum ab Sonntag sorgt ein hochreichendes Tief über
Norddeutschland und Südskandinavien im Norden in weiten Teilen für recht
unbeständiges Wetter. Erst nach dessen Abzug setzt am Dienstag Wetterberuhigung
ein.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf des IFS stimmt mit den Vorläufen recht gut überein, wenn es
auch Unterschiede bei der Konturierung der beteiligten Tröge und Keile gibt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Insgesamt gesehen gibt es bis Freitag wenige Unterschiede im Vergleich des
aktuellen Laufs den anderen globalen Modellen. Die Kaltfront mit dem
Luftmassenwechsel ist aber nach IFS deutlich schneller als bei ICON und GFS.
Dahinter setzt dann bei IFS vorübergehend Wetterberuhigung ein. Dahingegen
simuliert ICON einen scharfen Trog knapp westlich von uns und vorlaufend eine
Tiefdruckrinne mit "Gewittersumpf".
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen rechnen für Dienstag und Mittwoch 3 Cluster, wobei sich der
aktuelle Lauf des IFS in Cluster 2 befindet. Alle Clusterlösungen simulieren ein
Durchschwenken des Keils. Im Zeitraum Donnerstag bis Samstag werden 5 Cluster
simuliert, wobei sich der aktuelle Lauf in 2. Cluster befindet. Die Unterschiede
zwischen den Clustern beziehen sich vor allem auf die Konturierung des Troges im
Westen und dessen Ostwärtsverlagerung.

Die Rauchfahne eines Punktes in der Mitte von Deutschland zeigt bis Mittwoch
einen kräftigen Temperaturanstieg, danach sinkende Temperaturen und
Geopotential. Ab Mittwoch treten verstärkt Niederschlagssignale auf, vor allem
gibt es teils kräftige Niederschlagssignale von Einzelläufen des Ensembles, ein
Hinweis auf konvektive Ereignisse.

Auch nach GEFS steigt das Temperaturniveau bis Mittwoch nächster Woche kräftig
an. Danach liegt die T850 bis Dienstag, dem 25.07., über dem Mittel 1981-2010.
Anschließend deutet sich bis Ende Juli ein etwas kühlerer Witterungsabschnitt
an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index des EZMW zeigt von Mittwoch bis Freitag eine warmen
Witterungsabschnitt an. Hinweise auf markante Niederschläge oder Wind gibt es
nicht.

Niederschlag: am Mittwoch gibt zumindest Cosmo-LEPS Signale für ein markantes
Niederschlagsereignis im Bereich der Alpen. Dabei handelt es sich wahrscheinlich
um die dort auftretenden Gewitter. Von EZMW-EPS wird das allerdings nicht
bestätigt. Am Donnerstag gibt es über das ganze Bundesgebiet verteilt Signale
für markante Niederschlagsereignisse, allerdings sind die Signale recht schwach
(1 bis 9%), immerhin eine Bestätigung für die zu erwartenden Gewitter an diesem
Tag. Am Freitag verlagert sich der Schwerpunkt der Gewitter in die Osthälfte.
Auch dem tragen die Signale des EZMW-EPS Rechnung. Wie schon am Vortag sind die
Signale auf einem recht niedrigen Niveau.

Wind: nur am Donnerstag und Freitag gibt es schwache Signale für Windereignisse
>= Bft 8 an der Küste sowie im Bergland. Ansonsten gibt es keine Signale für ein
markantes Windereignis.

Gewitter: die Wetterinterpretation liefert schon am Dienstag Signale für
Gewitter am Alpenrand. Am Mittwoch ist vor allem die Südwesthälfte betroffen, am
Donnerstag dann das ganze Vorhersagegebiet und am Freitag schwerpunktmäßig der
Südosten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich