DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-07-2017 09:00
SXEU31 DWAV 140800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.07.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z
Heute im Süden, später auch von Nordwesten her Schauer und einzelne Gewitter,
stürmische Böen nicht auszuschließen. Am Wochenende abgesehen von einzelnen
stürmischen Böen an der Küste und auf höheren Berggipfeln wahrscheinlich keine
markant zu bewarnende Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegt Deutschland im Bereich eines von Skandinavien weit nach Süden
reichenden Troges. Aus diesem läuft ein kurzwelliger Anteil heraus, der weit im
Süden ansetzt und von der Schweiz und von den Alpen her hochreichende Konvektion
induziert und diese etwa bis nach Franken übergreifen lässt. Ein zweiter Anteil
(faktisch der Haupttrog) folgt in der zweiten Tageshälfte, wobei dann
trogvorderseitig die kräftigste Hebung von Nordwesten aufkommt. Die Schichtung
ist, bedingt durch die im Trogbereich eingeflossene hoch reichende Kaltluft,
labil, CAPE erreicht 500 J/kg. Da es sich aber um eine Kaltluft handelt, ist der
Gehalt an niederschlagbarem Wasser nicht allzu hoch und liegt bei 20 bis etwas
über 25 mm. Da sich zudem die entstehenden Konvektionszellen rasch verlagern,
ist die Wahrscheinlichkeit von Starkregen nur gering; von unwetterartigen
Entwicklungen ist ohnehin nicht auszugehen. Vielmehr ist Augenmerk auf die
Böenentwicklung zu legen. In Verbindung mit kräftigeren Schauern oder kurzen
Gewittern muss mit stürmischen Böen, im Süden durchaus mit Sturmböen, gerechnet
werden. Ein Oberwind, der im 850 hPa-Niveau über dem Süden Deutschlands 40 bis
45 kt erreicht, sollte hierfür hinreichend sein.
In einem breiten Streifen, der sich von der Ostsee bis etwa in die Gebiete
südlich der westlichen Mittelgebirge erstreckt, dürfte kompensierendes Absinken
hoch reichende Konvektion unterbinden, größere Auflockerungen sind dort am
wahrscheinlichsten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 20 bis 24, an der See
und im Bergland Werte um 18 Grad.
In der Nacht zum Samstag verlagert sich der (relativ breite) Haupttrog nach
Osten, hält aber eine ausgeprägte Zyklonalität über dem Vorhersagegebiet
aufrecht. Von Westen her setzt Warmluftadvektion ein, was mit einer markanten
Stabilisierung einhergeht. In diesen Gebieten zieht mehrschichtige Bewölkung
auf.
Im Osten und Südosten, wo durch den nunmehr über Polen liegenden Trog noch
Hebung geboten wird, sind weitere Schauer und zumindest anfangs auch noch
Gewitter zu erwarten, wobei in deren Nähe weiterhin Böen bis Sturmstärke nicht
auszuschließen sind.

Samstag... nähert sich von Westen her ein Höhenrücken, der bis zum Abend die
Nordsee erreicht. Der korrespondierende Bodenkeil, der Bestandteil des
Azorenhochs ist, schiebt sich von der Biskaya kommend bis nach Mitteleuropa.
Damit greift die Stabilisierung auch auf die mittleren Gebiete über, wogegen im
Nordosten und ganz im Osten am Rande des o.g. Troges die Schichtung noch
einigermaßen labil bleibt. Da der Trog kaum noch Hebung liefert und sich bei der
dort vorhandenen Luftmasse ein zunehmendes Entrainment trockenerer und
stabilerer Luft bemerkbar macht (die bodennahe Windkomponente hat bis dahin über
Nord und Nordwest auf West-Nordwest gedreht) werden Gewitter zusehends weniger
wahrscheinlich, sind aber von der Niederlausitz bis in den östlichen
Mittelgebirgsraum noch nicht ganz auszuschließen. Sollte es aber in diesen
Gebieten zu Gewittern kommen, ist die Wahrscheinlichkeit von markant zu
bewarnenden Begleiterscheinungen gering.
Auflockerungen sind ganz im Nordosten und im Südwesten am wahrscheinlichsten.
Ansonsten hält sich vielfach mehrschichtige Bewölkung (die aus der oben
beschriebenen Warmluftadvektion resultiert), ohne dass nennenswerte
Niederschläge fallen. Hierdurch wird die Temperaturentwicklung gedämpft, so dass
Maxima zwischen 17 und 23 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Sonntag greift, gestützt von Warmluftadvektion, der Höhenrücken
auf Deutschland über. Diese Warmluftadvektion steht in Verbindung mit der
Warmfront eines Tiefs östlich von Island. Mit dieser Warmfront setzt im
Nordwesten Regen ein, ohne dass Warnschwellen erreicht werden. Zudem frischt der
Wind auf. Für warnrelevante Böen sollte es jedoch nur an der Nordsee reichen.
In den anderen Gebieten hält sich zwar mehrschichtige Bewölkung, ohne dass
Niederschläge fallen. Im Süden und ganz im Osten sind Wolkenlücken am
wahrscheinlichsten.

Sonntag... verlagert sich der Rücken in den Osten Deutschlands. Danach erfolgt
vom Atlantik übergreifend eine Zonalisierung, die relativ weit nördlich ansetzt.
Die in die Zonalströmung eingelagerte Kaltfront des mittlerweile nach
Südskandinavien ziehenden Tiefs kommt schleifend bis in den Nordwesten
Deutschlands voran. Da diese Front von Kaltluftadvektion überlagert wird,
beschränkt sich deren Wetterwirksamkeit auf wenige Millimeter Niederschlag und
ein Auffrischen des Windes im Küstenbereich. Hierdurch sind an der See Wind- und
in exponierten Küstenlagen einzelne stürmische Böen vorstellbar. Da der Gradient
auch etwas weiter landeinwärts ausgreift, sind auch auf höheren Berggipfeln der
nördlichen Mittelgebirge stürmische Böen nicht ganz auszuschließen.
Im Süden und zum Teil auch in den mittleren Gebieten lässt Absinken die Wolken
auflockern, vor allem nach Südwesten hin sind längere sonnige Abschnitte am
wahrscheinlichsten. Dies lässt in diesen Gebieten die Temperatur auf 24 bis 28
Grad steigen. In den anderen Gebieten werden 19 bis 24 Grad erwartet.
In der Nacht zum Montag entwickelt sich über dem Nordmeer ein flacher Trog, der
auf Südskandinavien übergreift und die Frontalzone ein wenig nach Süden drückt.
Hierdurch dürfte die Kaltfront, ohne nennenswert wetterwirksam zu sein, bis in
den Mittelgebirgsraum vordringen, bevor die Front dann wieder beginnt rückläufig
zu werden. Während im Süden eine Abkühlung auf teils einstellige
Temperaturminima erfolgt, wird unter stärkerer Bewölkung in den anderen Gebieten
die Temperatur zwischen 17 und 12 Grad gehalten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen durchweg eine ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Abweichungen ergeben sich in Bezug auf die Niederschlagstätigkeit an
der Warmfront und auch an der Kaltfront. Während GFS ähnliche Strukturen zeigt
wie ICON, belässt es EZMW bei wenigen Millimetern, die zudem nahezu
ausschließlich im Küstenbereich fallen. COSMO-LEPS versucht sich hier mit einer
Zwischenlösung. Indizien für warnrelevante Niederschlagssummen lassen sich bei
keinem Modell oder Verfahren finden.
Hinsichtlich der heutigen Schauer und Gewitter werden von COSMO-DE EPS nur
schwache Signale für Starkniederschlag geboten. Dieser wird aber im Nordwesten
für wahrscheinlicher gehalten als im Südosten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann