DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.07.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft, meist mäßig-warm und zeitweise böiger Westwind. Besonders am
Alpenrand zeitweise länger anhaltende Regenfälle.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.07.2017


Die Mittelfrist ist geprägt durch tiefes Geopotential über Grönland, Island und
dem Europäischen Nordmeer. Um dieses Gebiet werden wiederholt Randtröge von West
nach Ost geführt, die Nordwest-, West-, Mittel- und Nordeuropa beeinflussen.
Daher wird eine wechselhafte und mäßig-warme bis warme Wetterlage in Deutschland
erwartet (Wz und TrM).

Zum Beginn der Mittelfrist am Dienstag sorgt eine entlang der Alpen schleifende
Kaltfront besonders im Süden für zahlreiche Schauer und einzelne Gewitter, der
Osten gelangt hingegen vorübergehend unter schwachen Zwischenhocheinfluss mit
abnehmendem Niederschlagspotential. Der Westen und Nordwesten werden bereits von
einem Randtrog beeinflusst, der sich dem westlichen Ärmelkanal nähert. Von
Tagesbeginn an muss dort mit zahlreichen Schauern gerechnet werden, wobei der
Niederschlag im äußersten Westen zum Nachmittag und Abend zeitweise auch für
längere Zeit andauern kann. Der Wind weht leicht, in der Mitte und im Norden
mäßig aus Südwest mit Sturmböen auf exponierten Berglagen der zentralen
Mittelgebirge. Die Höchstwerte liegen je nach Sonnenscheindauer zwischen 19 Grad
an der Küste und 27 Grad im Chiemgau.
In der Nacht zum Mittwoch zieht der Randtrog vom Ärmelkanal weiter nach
Nordfrankreich, sodass die Niederschlagstätigkeit besonders im Westen und Norden
weiter andauert. Die Niederschlagsintensität ist zwar nur leicht, allerdings
kann es über mehrere Stunden hinweg regnen. Im Süden und Osten lockert die
Bewölkung gelegentlich auf und es bleibt trocken. Mit Tiefstwerte von 17 bis 12
Grad und einem schwachen, im Bergland stürmischen Südwestwind bleibt es mild.

Der Mittwoch ist von der Randtrogpassage geprägt. Bereits im Vormittagsverlauf
greifen kräftige und anhaltende Regenfälle auf den Nordwesten über, die sich in
der Folge ostwärts ausbreiten und zum Abend auch die Oder erreichen. Besonders
östlich der Elbe (vor dem Einsetzen des anhaltenden Niederschlags) und auch
südlich der Donau entwickeln sich ab der Mittagszeit zahlreiche teils kräftige
Schauer und Gewitter. Der West- bis Südwestwind frischt über der Mitte und im
Süden stark böig auf mit Sturmböen im oberen Bergland und auch im Küstenumfeld
können zeitweise Böen aus West auftreten. Im Dauerniederschlag bleibt es mit 17
bis 20 Grad etwas kühler im Vergleich zu den 23 bis 27 Grad im Süden und
Südosten.
Im Verlauf der Nacht zum Donnerstag zieht der Trog allmählich ostwärts ab und
von Westen macht sich schwacher Zwischenhocheinfluss bemerkbar. Besonders
während der ersten Nachthälfte kann es im Nordosten noch länger anhaltend und
kräftig regnen, bevor hier der Niederschlag von Westen abklingt. Im Stau der
Alpen regnet es ebenfalls noch längere Zeit, bevor auch hier der Regen im
Verlauf der zweiten Nachthälfte von Nordwesten aufhört. Sonst lockert die
Bewölkung von Westen auf und es bleibt trocken. Der Wind weht nur schwach aus
Südwest bis West und das bei Tiefstwerten zwischen 14 und 9 Grad.

Am Donnerstag sorgt schwacher Zwischenhocheinfluss für überwiegend trockenes und
nur locker bewölktes Wetter. Davon ausgenommen ist der Süden, wo sich bei
dichter Bewölkung wiederholt Schauer und einzelne Gewitter bilden können. Der
Wind weht schwach aus West und das bei Höchstwerten zwischen 19 und 25 Grad mit
den höchsten Werten entlang des Oberrheins.
Bereits in der Nacht zum Freitag zieht der nächste Trog über den Ärmelkanal nach
Nordfrankreich. Das bedeutet eine deutliche Bewölkungsverdichtung in weiten
Bereichen Deutschlands und nachfolgend treten im Westen und Nordwesten einzelne
Schauer auf. Sonst bleibt es trocken. Der Wind weht schwach aus West und das bei
Tiefstwerten zwischen 14 und 9 Grad.

Am Freitag gelangt Mitteleuropa unter den Einfluss des sich immer weiter
ostwärts ausweitenden Troges, sodass deutschlandweit ein sehr wechselhafter Tag
zu erwarten ist. Abgesehen vom Nordosten entwickeln sich zahlreiche Schauer und
einzelne Gewitter, besonders im Westen und Südwesten kann es auch für längere
Zeit regnen. Im Nordosten locker die Wolken noch gelegentlich auf und abgesehen
von einem geringen Schauer- und Gewitterrisiko bleibt es hier meist trocken. Der
Westwind weht im Norden schwach, in der Mitte und im Süden mäßig mit stürmischen
Böen im Bergland und das bei Höchstwerten von 19 bis 24 Grad.
In der Nacht zum Samstag schwenkt der Trog allmählich nach Osten und rückseitig
weitet sich ein kräftiger Keil nordostwärts in Richtung Nordsee aus.
Entsprechend beruhigt sich das Wettergeschehen im Westen und Nordwesten rasch
und die Nacht verläuft bei zunehmenden Auflockerungen meist trocken. Im Osten
fallen noch einzelne Schauer, doch auch diese klingen von Westen ab. Im Süden,
und da besonders südlich der Donau, regnet es allerdings länger anhaltend und
besonders im Stau der Alpen auch kräftig. Der Wind weht schwach aus West bis
Südwest und die Tiefstwerte liegen zwischen 14 und 9 Grad.

Am Samstag wölbt sich der Keil immer weit nach Nordosten auf und sorgt für
ruhiges Wetter in weiten Bereichen Deutschlands. Nur der Süden und Osten werden
noch durch den ostwärts abziehenden Trog beeinflusst. Der Tag verläuft meist
heiter und trocken, abends verdichtet sich die Bewölkung im Nordwesten etwas, es
bleibt jedoch trocken. Im Süden und Osten besteht in schwül-warmer Luft ein
Schauer und Gewitterrisiko und diese Niederschläge können im direkten Stau der
Alpen noch immer für längere Zeit anhalten und zeitweise auch kräftig ausfallen.
Die Höchstwerte liegen zwischen 19 und 26 Grad mit den höchsten Werten im
Südwesten. Der Wind weht schwach bis mäßig aus West bis Südwest.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch werden die großräumigen Trog- und Keilstrukturen
sehr gut erfasst. Allerdings gibt es bereits kleinere Unterschiede bei den
Phasen und Amplituden von in der Westströmung eingebetteten Kurzwellen. Deren
Auswirkungen fallen jedoch im Groben und Ganzen noch ähnlich aus. Zum Freitag
wird die erwartete Trogpassage sehr unterschiedlich erfasst. Während der
EZMW-Lauf vom 07.07. 00 UTC noch einen scharf ausgeprägten Trog erwartete,
flachte dieser im Lauf von 12 UTC bereits deutlich ab. Entsprechend
unterschiedlich fallen auch die Auswirkungen einer potentiellen Leezyklogenese
über dem nördlichen Balkan aus, was wiederum auf das Niederschlagspotential über
Süddeutschland mit Blick auf mögliche Dauerniederschläge große Auswirkungen hat.
Mit einem progressiveren und weniger scharf ausgeprägten Trog wäre diese Gefahr
deutlich vermindert. Die Unsicherheiten sind zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall
noch sehr groß.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Innerhalb der Globalmodelle bestehen bereits zum Beginn der Mittelfrist große
Unterschiede. Während EZMW und GFS beide am Dienstag und Mittwoch die Passage
von Kurzwellen über Mitteleuropa zeigen, entwickelt ICON ein kräftiges Randtief
mit rund 15 hPa Kerndruckdifferenz im Bodendruckniveau zu den beiden anderen
Modellen über England. Entsprechend der unterschiedlich stark ausgeprägten
Advektionsregime (vorder- und rückseitig der Wellen und Tröge) etabliert sich
während der Mittelfrist über Mitteleuropa eine recht inhomogene Verteilung von
Amplituden und Positionen der Tröge. Erst zum Freitag und Samstag sehen die
Modelle wieder einheitlicher die Entwicklung eines kräftigeren Troges, der über
Mitteleuropa ostwärts schwenkt. Allerdings bestehen auch hier bezüglich der
Amplitude Unterschiede, was sich wiederum auf die Zyklogenese über der/dem
Nordadria/Nordbalkan auswirkt. GFS, das momentan eine signifikante
Dauerregenlage am Alpenrand zeigt, steht mit der Lösung eines kräftigen
Höhentiefs über der Nordadria alleine dar. EZMW und ICON stimmen eher mit einer
progressiven Troglage überein, was das Dauerregenpotential entlang der Alpen
stark vermindern würde. Zusammengefasst bestehen die Mittelfrist über noch
zahlreiche und signifikante Unterschiede!
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Zum Beginn der Mittelfrist, am Dienstag, wird nur ein Cluster (positive NAO)
angeboten, der einen über die Nordsee ostwärts schwenkenden Trog zeigt. Von
Mittwoch bis Samstag nimmt die Clusteranzahl zu (3 Cluster mit der höchsten
Memberzahl im ersten Cluster und einer relativ gleichen Verteilung innerhalb der
beiden anderen Cluster). Dabei wechselt das angezeigte klimatologische Regime
zwischen "positiver NAO" und "Atlantikrücken". Das großräumige Muster ist
innerhalb der Cluster relativ gleich und zeigt mehrere ostwärts schwenkende
Tröge. Deren Amplituden weisen jedoch Unterschiede auf, was den genauen
Wetterablauf während dieses Vorhersagezeitraums noch unsicher gestaltet.

Der wechselhafte Wettercharakter wird auch beim Blick auf die Meteogramme im
Osten, der Mitte und im Norden gestützt. Alle Meteogramme zeigen ein relativ
gleichmäßiges, mäßig-warmes Temperaturprofil mit wiederholt auftretenden
geringen Niederschlagsspitzen und zeitweise stärker auffrischenden Westwinden.
Im Süden deutet allerdings eine Mehrheit der Member am Freitag und Samstag auf
das Potential kräftigerer Niederschläge hin, die in Verbindung mit der
möglichen, allerdings noch sehr unsicheren Leezyklogenese südlich der Alpen
stehen.
Auch bei den "Rauchfahnen" ist eine recht gute Bündelung bei allen Parametern zu
erkennen, wobei die existierenden Unsicherheiten auf die Passage der jeweiligen
Kurzwellen/Randtröge zurückzuführen sind, die noch unterschiedlich gut erfasst
werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Beim EFI werden am Freitag geringe Signale für Dauerregen entlang der Alpen
gezeigt, sonst gibt es keine Parameter, die hervorgehoben werden.

EZMW (det. Lauf) zeigt am Samstag 18 UTC (24-std. Aufsummierung)
Niederschlagsmengen von 30-50 l/qm am Alpenrand mit dem Schwerpunkt entlang der
Berchtesgadener Alpen und damit etwa halb so viel wie GFS in demselben Zeitraum.
EZMW-EPS zeigt für diesen Zeitraum immerhin eine Wahrscheinlichkeit von 20-40%
für mehr als 30 l/qm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden (punktuell auch
10-20% für mehr als 50 l/qm/24h).
Bereits zuvor deutet COSMO-LEPS am Mittwoch 06 UTC (24-std. aufsummierter
Niederschlag) auf Dauerregen am Alpenrand mit 10-20% Wahrscheinlichkeit für mehr
als 30 l/qm hin. Davon möchte das EZMW-EPS allerdings nichts wissen.

Von COSMO-LEPS und EZMW-EPS werden gelegentlich geringe Wahrscheinlichkeiten für
Böen Bft 8 im Bergland gezeigt. Diese sollten besonders bei Trogpassagen
auftreten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, MOS-MIX, EZMW
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy