DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-07-2017 21:00
SXEU31 DWAV 071800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.07.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Bis in die Nacht kräftige Gewitter mit Starkregen und Hagel, teilweise
unwetterartig. Morgen vor allem Alpenrand Gewitter, Unwetter nicht
auszuschließen. Von Sonntag auf Montag vor allem in der Westhälfte Gewitter mit
Starkregen, ebenfalls Gefahr von Unwettern.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland in einer eigentlich recht glatten westlichen
Höhenströmung, in der nur sehr schwach ausgeprägte Mäandrierungen ablaufen. Am
Abend nähert sich von Westen her eine flache Keilstruktur, die uns im Laufe der
Nacht überquert. Im Bodendruckfeld verlagert sich ein Randtief über den Norden
hinweg weiter ostwärts nach Polen. Vom der Nordsee her nähert sich in der Nacht
die Kaltfront eines Tiefs bei Island und erreicht am Morgen den Nordwesten.
Die Gewitter im Norden und an den Alpen schwächen sich im Verlauf der Nacht ab
und nach Mitternacht sollte es zumeist keine weiteren konvektiven Umlagerungen
mehr geben. Ausnahme dabei, der Alpenrand. Hier werden bis zum Morgen Schauer
und Gewitter simuliert. Weiterhin werden hier auch die höchsten
Niederschlagsmengen simuliert.
Die Annäherung der Front im Norden zeigt sich meist nur in Form von dichteren
Wolken und etwas Regen. Die Mengen liegen jedoch nur bei ein paar mm innerhalb
12h. Gebietsweise kann es bei Aufklaren Nebel geben, was allerdings nicht
warnwürdig sein wird.


Samstag ... bleibt es bei der westlichen Höhenströmung, die wieder leicht
antizyklonal gekrümmt ist. Über der Iberischen Halbinsel hat sich ein Höhentief
gebildet, das sich langsam nach Nordosten in Richtung Pyrenäen und Frankreich
verlagert. Dem vorgelagert sorgt WLA für das Aufwölben eines Höhenkeils, der
sich vom Löwengolf in Richtung NW-Frankreich erstreckt. Vorherseitig bildet sich
über Frankreich ein Bodentief, das uns dann am Sonntag betrifft. Die Kaltfront
erreicht Norddeutschland bis etwa an die Mittelgebirgsschwelle, wo sie noch für
etwas Regen sorgt.
Ansonsten ist es am Samstag warnfrei, im Süden auch sonnig und die
Tageshöchstwerte erreichen dort wieder verbreitet über 30 Grad. Im Norden unter
der Bewölkung werden nur 19 bis 24 Grad erreicht.

An den Alpen liegt noch die potentiell-instabile Luftmasse mit CAPE-ML Werten
teils über 1500 J/kg und PPW Werten über 30 mm. Durch die Orografie können dort
wieder Gewitter ausgelöst werden, die in Anbetracht der langsamen Verlagerungen
Regenmengen bis in den Unwetterbereich liefern können.

In der Nacht zum Sonntag erreicht das Höhentief SW-Frankreich. Über Deutschland
bildet sich ein flaches Bodenhoch und daher lösen sich die Gewitter im Süden
rasch auf und somit schwächt sich auch die Niederschlagstätigkeit rasch ab.
Vereinzelt kann sich in der Nacht Dunst und Nebel bilden.


Sonntag ... verlagert sich das Höhentief Richtung Zentralfrankreich, wobei es
zunehmend die Kontur eines Troges annimmt. Vorderseitig steilt sich der Rücken
über Deutschland noch etwas auf, bei gleichzeitiger Verlagerung nach Osten bzw.
Nordosten. Folgerichtig dreht die Höhenströmung im W und S allmählich auf
Südwest bis Süd, wodurch auch die potenziell instabile Warmluft wieder Boden
nach Norden hin gutmacht. Erkennbar ist das auch im Bodendruckfeld, wo die über
Norddeutschland positionierte Luftmassengrenze als Warmfront in Richtung Küste
steuert. Das flache und frontenlose Tief über Zentralfrankreich wandert
nordwärts und erreicht am Tagesende Nordfrankreich. Dabei fällt der Luftdruck
auch bei uns, was sich in Form einer flachen, Richtung Westdeutschland
exponierte Rinne widerspiegelt.

Aufgrund dieser Entwicklung breitet sich auch die potenziell instabile Warmluft
nach Norden bis in die mittleren Landesteile aus. Daher steigt die
Gewitterwahrscheinlichkeit im Süden gegenüber dem Vortag wieder deutlich an.
Aufgrund der niedrigen Scherungswerte sind tagsüber keine organisierten
Strukturen zu erwarten, gleichwohl sind lokale Unwetter vor allem durch
Starkregen und Hagel wahrscheinlich. Was Timing, Positionierung usw. angeht
müssen wir noch etwas abwarten. Temperaturmäßig ändert sich nicht allzu viel
gegenüber dem Vortag.

In der Nacht zu Montag wandert das Bodentief von Nordfrankreich zu den
Niederlanden und NW-Deutschland. Mit der nordwärts Verlagerung des Tiefs breiten
sich auch die Gewitter über der Westhälfte weiter nordwärts aus. Die Modelle
simulieren vor allem im Grenzbereich zu Benelux und in der Eifel erhebliche
Niederschlagsmengen. ICON berechnet dort sehr hohe PPW Werte von teilweise
deutlich über 45 mm. Von daher ist an den Gewittern oder Schauern mit
unwetterartigem Starkregen zu rechnen. ICON sieht zudem einen weiteren
Niederschlagsschwerpunkt in östlichen Baden-Württemberg und Mittelfranken.
Allerdings liegen die Ergebnisse der gesichteten Modelle noch stark auseinander.


Auch der Wind nimmt in der Nacht im Südwesten zu. Davon betroffen sind
insbesondere die Gipfellagen des Schwarzwaldes wo stürmische Böen aus Südwest
auftreten können.
In der Osthälfte Deutschland bleibt die Nacht ruhig und warnfrei, evt. kann es
gebietsweise Dunst- und Nebelfelder geben.


Montag ... schwenkt ein Trog über den Britischen Inseln und der Iberischen
Halbinsel weiter ostwärts und erreicht im Tagesverlauf Frankreich. Auf seiner
Vorderseite wird über Norddeutschland kräftig WLA advehiert. Das Bodentief über
Benelux und NW-Deutschland verlagert sich unter leichter Vertiefung bis
Tagesende nach NW-Polen. Im Bereich des Tiefs gibt es weiterhin Schauer und
Gewitter, die mit Starkregen einhergehen. Die Modelle simulieren unisono im
Bereich von Norddeutschland verbreitet über 30mm/12h, wobei räumlich momentan
noch kein Schwerpunkt auszumachen ist. Da es sich bei den Niederschlägen um
konvektive Ereignisse handelt, ist davon auszugehen, dass der Regen in kurzer
Zeit niedergeht, d.h. das von unwetterartigen Entwicklungen durch Starkregen zu
rechnen ist.

Ein weiterer Warnparameter ist der Wind. Er weht vor alle auf Berggipfeln und
gebietsweise in Süddeutschland mit steifen Böen (Bft 7). Exponierte Lagen der
Mittelgebirge können auch stürmische Böen oder Sturmböen (Bft 8 bis 9)
abbekommen.

Die Sonne lässt sich am ehesten im Südosten sehen und die in der Mitte und im
Süden auf 25 bis 28 Grad, wobei die höchsten Werte im Südosten auftreten. Unter
den Wolken im Norden wird es nur 21 bis 24 Grad warm.


Modellvergleich und -einschätzung
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Insgesamt zeichnen die externen Modelle ein ähnliches Bild wie die deutsche
Modellkette. Über Diskrepanzen hinsichtlich der Niederschlagsprognosen von
Sonntag auf Montag wurde schon im Text eingegangen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich