DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.07.2017 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit Schauern und Gewittern, anfangs teils kräftig. Im Wochenverlauf
Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 14.07.2017


Der aktuelle EZMW-Lauf von 00 UTC simuliert während des gesamten
Mittelfristzeitraums vom kommenden Montag bis zum Freitag Trogeinfluss über
Mitteleuropa (Großwetterlagen TrW, TrM bzw. Wz). In der mäandrierenden Strömung
werden dabei nur vorübergehend warme Luftmassen aus Südwest, häufig aber kühlere
Luftmassen aus Nordwest herangeführt.

Am Montag liegt auf der Vorderseite eines ersten Höhentrogs über den Britischen
Inseln ein Tief über Norddeutschland. Es sorgt verbreitet für teils kräftige
Schauer und Gewitter, im Norden und in der Mitte gebietsweise auch für länger
andauerndem Regen in der feucht-labilen und warmen Luft mit Temperaturen von 10
bis 18 Grad in 850 hPa. Von Westen her nähert sich bereits die Kaltfront des
Tiefs.

Am Dienstag überquert die Kaltfront des zum Baltikum ziehenden Tiefs von
Nordwesten her Deutschland und die 850 hPa-Temperaturen sinken auf 3 bis 10
Grad. Die Front kommt an den Alpen ins Schleifen, dort kann es ebenfalls zu
Dauerregen kommen.

Bis zum Donnerstag schwenkt der Trog über uns hinweg, sodass es wechselhaft mit
Schauern und Gewittern bleibt. Ein flacher Rücken generiert nachfolgend ab der
Nacht zum Donnerstag bzw. am Donnerstag Druckanstieg bzw. Zwischenhocheinfluss.
Rasch geraten wir jedoch auch wieder auf die Vorderseite eines zweiten Troges,
der am Freitag schon auf Mitteleuropa übergreift. Am Boden liegt dann erneut ein
Tief über Norddeutschland, dessen Kaltfront noch am Freitag Deutschland
überquert. Die kurzzeitig etwas ansteigenden Temperaturen gehen damit schon
wieder zurück.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag befinden wir uns zunächst noch im
Einflussbereich des Trogs, bevor dieser Samstagabend abzieht und Platz macht für
einen von den Britischen Inseln kommenden Rücken. Dieser stützt einen Keil eines
Azorenhochs, der sich nach Süddeutschland vorschiebt. Rasch zeigt sich über dem
Nordostatlantik aber ein weiterer Trog, auf dessen Vorderseite wärmere Luft aus
Südwesten nach Deutschland advehiert wird (T850 hPa wieder über 10 Grad). Es
bleibt jedoch vor allem nach Norden hin unbeständig, weil Ausläufer des unten
dem Trog befindlichen Tiefs bei Island insbesondere über den Norden Deutschland
hinwegziehen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00 UTC-Laufs des EZMW zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen kann bis in den erweiterten Mittelfristbereich hinein als hoch
angesehen werden. Leichte Unschärfen ergeben sich in der Phase des Trogs bzw.
des nachfolgenden Rückens ab Donnerstag. So wird der Trog nun etwas früher
simuliert, während der Trogdurchgang langsamer erfolgt. Dadurch kann auch der
nachfolgende Rücken ab Samstag nicht so schnell auf Mitteleuropa übergreifen.
Für die Vorhersage ergeben sich aus diesen Unschärfen allerdings kaum
Unterschiede, da am zumeist unbeständigen Wettercharakter bei mäßig-warmen
Temperaturen nicht gerüttelt wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Vom Ablauf her sind sich EZMW, ICON und GFS im Wesentlichen einig. Unterschiede
gibt es nur in Details wie dem genauen zeitlichen Verlauf oder der Ausprägung
der Tröge. GEM und NAVGEM zeigen ebenso keine dem EZMW stark unterschiedliche
Lösung an. CMA ähnelt dem EZMW zunächst auch, hat in der zweiten Wochenhälfte
aber nur noch einen schwach ausgeprägten zweiten Trog auf der Karte, sodass auch
das zugehörige Bodentief kaum entwickelt ist. Der Rücken würde dadurch schneller
bei uns Fuß fassen. __________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des 00 UTC-EZMW-Ensembles diverser deutscher Städte
repräsentieren gut den deterministischen Lauf. Sie zeigen zumeist einen engen
Spread, wobei Haupt- und Kontrolllauf stets gut im Median liegen. Erst zum
Freitag hin öffnen sich beim 500 hPa-Geopotenzial die Kurven. Die Mehrheit der
Lösungen setzt jedoch auf ansteigendes Geopotenzial. Allerdings wird durch den
sich öffnenden Spread auch die Unsicherheit hervorgehoben.

Bei der Clusteranalyse wird bei t+120-168 (Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC)
nur ein Cluster geliefert. Bei t+192-240 (Samstag, 00 UTC bis Montag, 00 UTC)
gibt es 3 Cluster (19, 18 und 14 Mitglieder; Hauptlauf in C3, Kontrolllauf in
C2). Alle drei zeigen den nach Osten durchziehenden Trog, danach wird der Rücken
bzw. der neue Trog über dem Nordostatlantik in verschiedenen Ausführungen
prognostiziert. Auch dies unterstreicht die Unsicherheit, die sich in der
erweiterten Mittelfrist ergibt.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Vorhersage bis zum Freitag mit den
Trogdurchgängen und den zurückgehenden Temperaturen samt Schauer und Gewitter
als sicher angesehen werden kann. Ab Freitag wird die Szenerie unsicher, die
Mehrheit der Modelle tendiert aber zu wieder ansteigendem Potenzial und
Temperaturen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Montag Signale bis 0.7 für überdurchschnittlich viel Niederschlag
in der Mitte und im Norden Deutschlands. COSMO-LEPS bietet dabei
Wahrscheinlichkeiten bis 20 % für mehr als 30 mm in 24 Stunden und noch schwache
Hinweise für mehr als 50 mm/24 Stunden. Aufgrund des konvektiven Charakters
dürften die angezeigten Regenmengen jedoch häufig in kürzerer Zeit fallen.
Eventuell wird aber auch im Kernbereich des Tiefs einer Dauerregenlage
ausgelöst. Außerdem liefert COSMO-LEPS bis Dienstagabend Wahrscheinlichkeiten
bis 20 % für mehr als 30 mm/24 Stunden an den Alpen. Dort könnte sich daher
ebenfalls eine Dauerregenlage einstellen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler