DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 06.07.2017 um 10.30 UTC



Anfangs sommerlich warm und im Süden kräftige Gewitter. Im weiteren Verlauf der
Woche unbeständig mit Schauern und Gewittern, mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 13.07.2017


Am Sonntag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums wird das Wetter
in Deutschland zunächst von einem Keil bestimmt, der uns im Tagesverlauf
überquert. Allerdings sorgt ein nachrückender kurzwelliger Trog von Frankreich
her für Druckfall und die Ausdehnung eines Tiefdruckgebiets von Frankreich her
nach Deutschland. Zuvor sorgt die Sonne noch für Aufheizung. Vor allem in
Süddeutschland steigen die Temperaturen stellenweise deutlich über 30 Grad.
Hinzu kommt in Süddeutschland die feucht-labile Luft mit simulierte CAPE Werten
von über 1000 J/kg. Daher kommt es im Süden und in der Mitte zu teilweise
kräftigen Gewittern, wobei Unwetter durch Starkregen und Hagel wahrscheinlich
sind.
Am Montag nähert sich von Westeuropa ein Langwellentrog und damit eine
Aufsteilung der Strömung. Damit wird weiterhin feucht-warme Luft nach
Süddeutschland geführt. Am Boden verlagert sich die Tiefdruckzone nordostwärts.
Die in der Tiefdruckzone eingebettete Luftmassengrenze kommt aber noch nicht
weiter südwärts voran. Im Norden gibt es am Montag teilweise auch länger
andauernden Regen, im Süden gibt es im Tagesverlauf wieder Schauer und Gewitter.
Am Dienstag rückt der Langwellentrog mit seiner Achse im Tagesverlauf bis an
unsere Westgrenze. Das Bodentief verlagert sich zum Baltikum und rückseitig
kommt die Luftmassengrenze als Kaltfront weiter nach Südosten voran. Bis zum
Abend kann dadurch die feucht-labile Luftmasse fast überall, bis auf den
Südosten, weggeräumt werden. Hinter der Kaltfront sinkt die T850 unter 10 Grad.
Wettermäßig ist es am Dienstag meist wechselhaft mit Schauern und vor allem im
Süden auch Gewittern bei relativ moderaten Tageshöchstwerten. Ein Sommertag wird
nur noch im Südwesten erreicht.
Am Mittwoch schwenkt der Trog mit seiner Achse nach Deutschland. In der Folge
ist es bei uns meist unbeständig mit Schauer und vor allem im Süden, dort wo die
feucht-labile noch nicht restlos ausgeräumt ist, auch mit Gewittern. Ein
Sommertag wird nur noch ganz vereinzelt im Süden erreicht. Am Donnerstag
schwenkt der Trog über den Osten hinweg ostwärts und es nähert sich von Westen
her ein flacher Keil. Das führt zu Druckanstieg und vor allem im Südwesten kann
es recht freundlich werden. Das Temperaturniveau bleibt allerdings auf einem nur
mäßig warmen Niveau.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag nächster Woche kommen wir erneut in
den Einflussbereich eines Langwellentroges mit dem entsprechenden unbeständigen
und nur mäßig warmen Wetter. Der Trog schwenkt aber schon am Samstag ostwärts,
sodass wir von Westen in das Strömungsregime des nachfolgenden Keils kommen,
zunächst noch mit nördlicher Strömung aber gleichzeitiger Wetterberuhigung. Am
Sonntag sorgt dieser Keil dann vor allem im Süden für Hochdruckeinfluss,
wohingegen der Norden noch von durchziehenden Tiefausläufern gestreift wird.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Betrachtet man nur die Höhe, so kann die Konsistenz der IFS Läufe bis Donnerstag
als recht gut bezeichnet werden. Im Trend wird allerdings der ab Dienstag
übergreifende Trog in den neueren Läufen viel deutlicher konturiert als noch vom
gestrigen 00UTC-Lauf. Das vom gestrigen 12UTC-Lauf simulierte Tief, das auf
Norddeutschland am Donnerstag übergreift wurde vom aktuellen Lauf wieder
verworfen. Ab Donnertag zeigen sich allerdings dann recht deutliche Unterschiede
zwischen dem aktuellen Lauf und dem Vorlauf. Der Vorlauf lässt am Donnertag
einen scharfen Trog recht rasch über uns hinweg schwenken. Im aktuellen Lauf ist
der Trog aber eher breit angelegt. Dem entsprechend erfolgt die Wetterberuhigung
auch deutlich langsamer als vom Vorlauf simuliert.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Dienstag stimmen die anderen globalen Modelle recht gut mit dem IFS überein.
Allerdings gibt es am Mittwoch deutliche Unterschiede zum GFS. Der vom GFS für
Mittwoch simuliert Hochdruckeinfluss wird weder vom IFS noch von ICON bestätigt.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen zeigen für Sonntag und Montag sowie für Dienstag bis
Donnerstag jeweils nur 1 Cluster, was verwunderlich ist, da es sowohl in der
Konsistenzbetrachtung als auch beim Vergleich mit anderen globalen Modellen doch
größere Unterschiede gab. Deutlichere Unterschiede gibt es erst im Zeitraum
Freitag bis Sonntag, also in der erweiterten Mittelfrist, wobei der aktuelle
Lauf des IFS im Cluster 1 liegt.

Nach GEFS Ensemble liegt das Temperaturniveau ab Dienstag zunehmend deutlich
unter dem vieljährlichen Mittel 1981 bis 2010. Damit liegen die
Höchsttemperaturen in der erweiterten Mittelfrist in der Mitte und im Süden nur
noch knapp über 20 Grad. Im Norden wird die 20-Grad-Marke kaum noch erreicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt für Sonntag und Montag in Süddeutschland Signale für einen warmen bis
sehr warmen Witterungsabschnitt. Am Dienstag wird über den Mittelgebirgen ein
Gebiet mit, im Vergleich zur Modellklimatologie, hohen Niederschlagswerten
simuliert.

Niederschlag: Für Sonntag gibt es von den Ensembles Signale für markante
Niederschlagsmengen (über 30mm/24h) am Alpenrand. Das EFI Signal vom Dienstag
wird nicht bestätigt. Insgesamt sind nach der Einschätzung der Modelle die
Signale für ein markantes Niederschlagsereignis nur gering.

Wind: abgesehen von Signalen für Bft 8 in Süddeutschland am Sonntag und Montag,
die wohl im Zusammenhang mit den dort zu erwartenden Gewittern stehen, sind im
weiteren Verlauf keine markanten Böen zu erwarten.

Gewitter: die Modellinterpretation gibt für die gesamte nächste Woche im Süden
immer wieder Signale für Gewitter. Diese Gewitter sind aufgrund der recht hohen
CAPE Werte, die EZMW-EPS vor allem am Sonntag für die Region südlich der Donau
simuliert, am heftigsten. Schon am Montag werden wesentlich niedrigere Werte für
CAPE berechnet. Trotzdem sind am Alpenrand unwetterartige Gewitter nicht
auszuschließen. In den Folgetagen wird die feucht-labile Luftmasse auch im
Südosten weggeräumt und in der Folge sinkt die Wahrscheinlichkeit für
unwetterartige Ereignisse.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich+