DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-07-2017 21:00
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.07.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Mittwoch und Donnerstag über Schwarzwald, Alb, Alpen und Bayrischer Wald
einzelne Wärmegewitter mit Starkregen und Hagel gering wahrscheinlich. Ab
Donnerstagnachmittag auch im Westen markante Gewitter möglich.
Am Freitag vermehrt Gewitter mit steigendem Unwetterpotential.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt in einer vor allem nach Norden hin gut
ausgeprägten westlichen bis nordwestlichen Strömung, die im Süden eher
antizyklonal strukturiert ist. Dabei greift auf den Norden ein flacher
Kurzwellentrog über, an den Vorderseitig WLA gekoppelt ist. Dazu gehört am Boden
die Warmfront einer von Nordengland ostwärts ziehenden Frontalwelle, die auf den
Norden übergreift, was vor allem in der 2. Nachthälfte zu Regenfällen führt. Die
Regenmengen liegen mit 0,5 bis 5 mm in 6 Stunden weitab von der untersten
Warnschwelle.
In der Südhälfte ist es dagegen teils wolkig, teils klar und trocken. Hier
besteht aber die Gefahr flacher Nebelfelder (Mosmix-Nebelwahrscheinlichkeit an
der Donau und weiter südlich bei 20 bis 50 Prozent).
Der Wind spielt warnungstechnisch keine Rolle mehr.

Mittwoch ... wird auch der neue Kurzwellentrog rasch über den Norden und
Nordosten Deutschlands hinweg ostwärts gesteuert und erreicht zum Tagesende
bereits die Baltischen Staaten. Nach Trogpassage setzt sich wieder eine west-
nordwestliche Strömung durch. Die am Nordrand der Mittelgebirge angelangte Front
kommt wegen der Strömungsparallelität ohne nennenswerte Wetterwirksamkeit nur
geringfügig nach Norden voran. Insgesamt erwärmt sich aber auch im Norden die
Luft leicht durch diabatische Prozesse.
Im Südwesten und im Süden macht die Erwärmung größere Fortschritte, wobei die
Labilität damit auch deutlich zunimmt. Zwar erreicht CAPE bis zum Abend z.T.
bereits rund 1500 J/kg und der Gehalt an niederschlagbarem Wasser steigt auf 25
bis 32 mm, aber die Labilität ist gedeckelt und dynamisch bedingte Hebung ist
nicht auszumachen. Somit sollte sich die Auslösung hochreichender Konvektion auf
die Gebirgsregionen Südwest- und Süddeutschlands beschränken (falls es überhaupt
dazu kommen sollte). Aufgrund nahezu nicht vorhandener Scherung dürfte es sich
dann nur um Einzelzellen handeln, wobei hierbei durchaus die Gefahr von
Starkregen besteht.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen im Norden und Nordosten 18 bis 22, im
Westen und in den mittleren Gebieten 22 bis 27 Grad und im Süden und Südwesten
27 bis 32 Grad, wobei es dort in tieferen Lagen zusehends schwülwarm wird.
In der Nacht zum Donnerstag gelangt Deutschland mehr und mehr in den Bereich
eines sich über der Nordsee aufwölbenden Höhenrückens. Durch diesen wird ein
ausgedehntes Hoch über Mitteleuropa gestützt. Die Front kommt somit unter
antizyklonalen Einfluss ist kaum noch zu finden. In weiten Teilen Deutschlands
klart es auf. In den Tallagen der Mittelgebirge können sich flache Nebelfelder
bilden.

Donnerstag ... greift der Höhenrücken von der Nordsee kommend auf Mitteleuropa
über. Gleichzeitig erreicht ein Cut-Off-Tief, das aus einem vorherigen
Austropfprozess über dem Nordatlantik hervorging, die Iberische Halbinsel. An
dessen Vorderseite setzt Druckfall ein, der auch auf Westfrankreich übergreift
und zur Bildung einer flachen Tiefdruckrinne führt. Zwischen dieser
Tiefdruckrinne und dem Hoch über den Alpen dringt sehr warme bis heiße und labil
geschichtete Luft bis etwa zum Nordrand der Mittelgebirge vor. Wahrscheinlich
verbleibt der Norden und Nordosten noch in der gemäßigten Luftmasse.
Neben der Erwärmung schreitet im Süden auch die Labilisierung weiter voran. CAPE
erreicht ca. 2000 J/kg. Allerdings unterbindet der Rücken jeglichen dynamischen
Hebungsantrieb, auch setzt Konvektion erst zwischen 750 und 800 hPa ein und die
Auslösetemperatur wird nur mit Mühe erreicht. Folglich ist zwar hochreichende
Konvektion wahrscheinlicher als am Vortag, sollte aber im Wesentlichen erneut
mit Hilfe der Orografie zustande kommen. Dann sind neben Starkregen vor allem
Hagel und aufgrund der inverted-V Struktur im unteren Troposphärenniveau
(Progsoundings) auch Sturmböen möglich.
Besser sind die Bedingungen für Konvektion im Laufe des Nachmittags in den
westlichen Landesteilen, wo man zumindest in 300 hPa am Nachmittag langsam auf
die Rückseite des Höhenrückens gelangt und damit auch die allgemeinen
Hebungsbedingungen besser werden. Zum Abend nehmen entsprechend die Indizien zu,
dass von BeNeLux kommend Gewitter auf den Westen übergreifen.

Die Temperatur steigt im Norden und Nordosten auf 21 bis 26, an der Küste bei
auflandigem Wind auf Werte um 19 Grad. In den mittleren Gebieten werden 25 bis
29 Grad erreicht, im Westen und Süden steigt die Temperatur auf 30 bis 34 Grad.

In der Nacht auf Freitag breitet sich der Schwerpunkt der Gewitter vom Westen
allmählich bis in mittlere Landesteile aus, da auch die Achse des Rückens weiter
ostwärts vorankommt.

Freitag ... Auf der Rückseite des ostwärts abziehenden Höhenrückens folgt ein
flacher Kurzwellentrog von Westen nach, dessen Achse abends bereits über dem
Westen Polens und über Österreich zu finden ist. Das korrespondierende flache
Bodentief erreicht mittags Brandenburg und zieht langsam weiter nach Osten.
Schauer und Gewitter breiten sich damit bereits vormittags in den Osten aus und
auch im rückseitigen Bereich des Tiefs, wo die Kaltfront nur langsam über die
Mittelgebirge südostwärts zieht, sind konvektive Regenfälle zu erwarten. Einzig
im Küstenbereich, wo durch vorherrschenden Nordwest- bis Nordostwinde stabile
und kühlere Luft einströmt, bleibt es nach derzeitigem Stand trocken.
Vor der Kaltfront bzw. südlich des Tiefs gibt es in der Spitze weiter Cape-Werte
bis rund 2000 J/Kg bei PPWs zwischen 29 und 38!
Auch die Scherung nimmt zu bis in den mäßigen Bereich (teils über 20 m/s
zwischen 0 und 6 km). Damit sind auch stärkere Entwicklungen bis hin zu
Superzellen denkbar mit zunehmender Unwettergefahr.


Modellvergleich und -einschätzung
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GFS liefert eine etwas langsamere Entwicklung am Freitag mit einem Gewittertief
mit Zentrum an der Unterweser um 12 UTC. Dieses soll dann erst am Abend den
Westen Brandenburgs erreichen. Mit der etwas nördlicheren Zugbahn würde auch das
Küstengebiet kräftige Regenfälle abbekommen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden