DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-07-2017 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.07.2017 um 10.30 UTC



Abgesehen vom Norden meist hochsommerlich warm mit viel Sonnenschein im Süden.
Am Freitag und Sonntag/Montag verbreitet teils heftige Gewitter.
Ab Montag insgesamt kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.07.2017


Für Deutschland ergibt sich im Mittelfristzeitraum eine westliche Höhenströmung,
zunächst auf recht hohem Potential-und Temperaturniveau.
Zu Beginn(Freitag)überquert uns eine Tiefdruckrinne ostwärts, begleitet von
einem Kurzwellentrog. Sie bringt verbreitet Gewitter. Da ziemlich hohe
Labilitätswerte und Flüssigwassergehalte prognostiziert werden, ist ein erhöhtes
Risiko für lokale Unwetterentwicklungen gegeben.

In der sich anschließend wieder leicht antizyklonal aufwölbenden westlichen
Höhenströmung beruhigt sich das Wetter erst einmal wieder, in der Mitte und im
Süden steigt das Sonnenscheinangebot erneut an, die Temperaturen verbleiben nach
Süden hin auf hochsommerlichem Niveau und erreichen insbesondere im Südwesten
Werte um oder sogar etwas über 30°C. lediglich zur Küste hin erwärmt sich die
Luft nur auf Werte von 20 bis 24 Grad.

Im Laufe des Sonntags und zum Montag zieht über Westeuropa ein sich
amplifizierende langwelliger Höhentrog heran, mit einem vorlaufenden
kurzwelligen Anteil. Die sich im Bodendruckfeld über Frankreich entwickelnde
Tiefdruckrinne erleidet dabei im Laufe des Sonntags und zum Montag über
Deutschland eine deutliche Intensivierung. Bei erneut zunehmender Labilisierung
und Feuchteanreicherung in der unteren Troposphäre kommen im Laufe des Sonntags
im Westen teils kräftige konvektive Niederschläge auf, die am Montag dann auch
den Osten betreffen.
Die neueste EZMW-Niederschlagsprognose signalisiert mit Summen teils um
50 mm/24 h ein gewisses UNWETTERPOTENTIAL.
Aufgrund der zunehmenden Strömung könnten mit den Gewittern auch vermehrt
STURMBÖEN auftreten.

Mit Abzug der Tiefdruckrinne gehen die Temperaturen am Montag insgesamt zurück.
Aufgrund des nachfolgenden Langwellentroges, dessen Achse bereits in der Nacht
zu Dienstag über Deutschland liegt, gestaltet sich der Wetterablauf am Montag
unbeständig mit weiteren, teils konvektiven Regenfällen.

Mit Passage des Höhentroges am Dienstag scheint sich im erweiterten
Mittelfristzeitraum eine zyklonal geprägte Westlage einzustellen mit kühlen oder
gemäßigten Temperaturen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ergeben sich hinsichtlich Druck-und
Geopotentialfelder nur geringe Unterschiede, so wird die Niederschlags- und
Temperaturvorhersage bis dahin als relativ sicher eingeschätzt.
Ab Sonntag ergibt sich dann im Vergleich zu den Vorläufen eine zunehmende
Beschleunigung bezüglich der nachfolgenden zyklonalen Muster. So greift auch die
Tiefdruckrinne am Sonntag eher von Westen her auf den Vorhersagebereich über und
wird deutlich stärker entwickelt.
Die Niederschläge greifen mit einer Phasenbeschleunigung von gut einem halben
Tag und mehr auf Deutschland über und sind auch intensiver.
Die Konsistenz des EZMW-Modells ist daher nur für die ersten beiden tage der
Mittelfrist als hinreichend gut zu bewerten!
Der Wetter-und Temperaturverlauf ist ab Sonntag/Montag unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON folget grob dem Szenario des neuen EZMW. Auch hier hat die Rinne am Montag
Deutschland ostwärts überquert und rückseitig wird die Zufuhr spürbar kühlerer
Meeresluft eingeleitet. Die an die Rinne gebundenen konvektiven Niederschläge
greifen am Sonntag aber später von Westen auf Deutschland über.
Nach GFS bleibt die Höhenströmung nach Abzug der ersten Rinne auch am Samstag
noch leicht zyklonal mit Niederschlägen. Die Sonntag/Montag Deutschland
überquerende Rinne ist nur marginal ausgeprägt, aufgrund des nahezu fehlenden
rückseitigen Gradienten erfolgt zunächst praktisch keine Abkühlung. Der
nachfolgende Höhentrog ist weniger amplifiziert, er bringt erst am Dienstag eine
allgemeine Abkühlung.
NAVGEM folgt strukturell eher ICON, die Rückseite der Rinne am Montag ist aber
gradientschwächer, so dass die rückseitige Abkühlung zögerlicher einsetzt.

Die beschriebenen Modellunterschiede unterstreichen die o.e.
Prognoseunsicherheit für den Zeitraum Sonntag bis Dienstag.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-EZMW-Rauchfahnen bilden bezüglich der Temperaturen von Donnerstag bis
Samstag(Sonntag) ein "Plateau". Während sich die Temperaturkurven im Westen
bereits im Laufe des Sonntags sichtbar abwärts bewegen, findet dieser Prozess im
Osten erst am Montag statt.
Bis einschließlich Samstag ist das Temperaturspektrum relativ eng gebündelt, ab
Sonntag dehnt sich die Bandbreite markant aus.
HRES und Kontrolllauf liegen dabei am Sonntag am oberen Ende des Spektrums, am
Montag und Dienstag hingegen auffällig am unteren Ende des Spektrums.
Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass der deterministische Lauf einen zu
"dramatische" Temperatursturz rückseitig Rinne prognostiziert.

Deutlich sind die Strukturen bei der Niederschlagssignaldichte.
Da kommt die erste Rinnen-Passage mit einem PEAK der konvektiven Niederschläge
am Freitag recht gut heraus.
Der zweite markantere PEAK folgt dann Sonntag bzw. Sonntag zu Montag, mit
gewisser West-Ost Verzögerung.

Die Geopotentialkurven laufen "engspektral" bis einschließlich Samstag auf hohem
Niveau, bewegen sich dann ab Sonntag sichtbar abwärts. Auch hier fällt auf, das
HRES und Kontrolllauf Montag/Dienstag an das untere Ende des Spektrums absinken.
Auch diesbezüglich ein möglicher Hinweis, dass der Montag auf Deutschland
übergreifende Langwellentrog seitens des deterministischen Laufs zu stark
amplifiziert wird!

Die ENS-GFS zeigen abweichend ein Temperaturmaximum am Freitag, dann einen
allmählichen Temperatur-Rückgang. Im Gegensatz zu den EPS-EZMW beginnt am
Freitag zwar auch die Phase einsetzender Niederschläge, jedoch ohne das
Intermezzo der Wetterberuhigung am Samstag. Eine zweite Welle erhöhter
Niederschlagssignale kommt am Montag/Dienstag zu Geltung.

Das Ensemblemittel der Temperatur pendelt sich am Sonntag im Süden im Bereich
des klimatologischen Mittels ein, im Norden sinkt es etwas unter den
jahreszeitlichen Erwartungswert.

Die Großwetterlagenklassifikation des EZMW-EPS nach Dr. PAUL JAMES setzt
Donnerstag bi Samstag eindeutig auf die Vorherrschaft antizyklonaler
Großwetterlagen(HM, ergänzt durch Wa). Hier wird die Tiefdruckrinnenpassage am
Freitag im wahrsten Sinne des Wortes quasi verschluckt!
Am Sonntag ergibt sich hierbei ein Gleichgewicht zwischen "HM" und "Wz", ab
Montag ein Übergewicht von "Wz", ergänzt durch "NWz" und "TrW".

Die CLUSTER-Analyse des EZMW-EPS 120-168 h liefert nur ein einziges CLUSTER,
wonach Deutschland Sonntag 00 UTC unter einem Keil liegt, Montag 00 UTC dann
vorderseitig des Westeuropa erreichende Troges, Dienstag 00 UTC dann unter dem
Höhentrog. Der Übergang vom der eher antizyklonalen und hochsommerliche warmen
Regime am Samstag zum zyklonalen und kühleren Regime am Montag scheint danach im
Groben relativ klar zu sein.
Allerdings liegen die Unsicherheiten in der genauen zeitlichen Abfolge und in
der Intensität und Positionierung der Ereignisse.

Die Unsicherheit der Prognose resultiert aber auch schon daraus, dass die
ENS-GFS auf einer abweichenden Schiene laufen!
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


nach Maßgabe des EZMW-EPS sowie der des deterministischen EZMW und ICON ergeben
sich zwei Höhepunkte der Gewitteraktivität: Zum einen FREITAG, zum anderen
Sonntag/Montag.
Die Statistik bleibt relativ zurückhaltend: Lediglich COS-LEPS signalisiert am
Freitag in der Mitte und im Nordwesten eine 10% Wahrscheinlichkeit für mehr als
25 mm/12h.
Für Sonntag/Montag bringt EZMW-EPS kaum verwertbare Signale, wobei das
Starregenrisiko über ganz Deutschland verteilt kaum 10 % erreicht.

Auch EFI liefert für den Sonntag ehre minimalistische Hinweise auf Starkregen.

Da die STATISTK bezüglich Starniederschlagsereignisse aufgrund der
unterschiedlichen zeitlichen und geographischen Vorgaben der einzelnen
Ensemblemitglieder in der Mittelfrist meist sehr schwach auf starke Ereignisse
anspricht, erlaubt allein die Betrachtung der synoptische Situation, auf ein
hohes Risiko von STARKGEWITTERN am Freitag und Sonntag zu setzen!

Recht gut hingegen sind bei EFI grundsätzlich die Wärme-und Kältesignale.
Danach ergibt sich nach EFI für den Zeitraum Donnerstag bis Samstag für den
Südwesten und Süden eine recht hohe Wahrscheinlichkeit für Hitze(Faktor 0.7 bis
0.8). Dies unterstreicht nicht zuletzt die Andeutung "hoher Wärmebelastung" im
Wochenbericht "Wettergefahren"
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-MIX zur Dämpfung der vergleichsweise starken Ausschläge des EZMW-HRES
bezüglich Druck, Potential-und Niederschlagsspitzen.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Michael Goethel