DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

01-07-2017 09:00
SXEU31 DWAV 010800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 01.07.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z
Heute im Osten und Süden, am Montag im Norden einzelne Gewitter, teils mit
stürmischen Böen. Auf höheren Berggipfeln einzelne Sturmböen. Sonst
wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland unter einem Trog, der von der Kara-See über die
Baltischen Staaten und das östliche Mitteleuropa bis zu den Pyrenäen reicht und
mit seinem Südteil ins westliche Mittelmeer schwenkt. Warnluftadvektion lässt
von Norden und Nordwesten auf den gesamten Westen und zum Teil auch auf die
mittleren Gebiete Niederschläge übergreifen, die durch Stau an den westlichen
Mittelgebirgen verstärkt werden. Mehr als 10 bis 15 mm innerhalb von 12 Stunden
sollten aber auch dort nicht zusammenkommen; eine Überschreitung von
Warnschwellen ist eher unwahrscheinlich.
Der Südosten und anfangs auch der Osten verbleiben zunächst noch an der
Vorderseite des o.g. Troges, der sich auch im Bodendruckfeld abbildet. In der
dort noch vorhandenen leicht labil geschichteten Luft können sich bevorzugt über
den östlichen Mittelgebirgen und weiter nach Süden hin einzelne Gewitter
entwickeln. Allerdings erreicht CAPE kaum 200 J/kg, der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser liegt zwischen 20 und etwa 25 mm, wodurch Kondensation
erst oberhalb von etwa 850 hPa einsetzt. Somit dürften diese Gewitter nur mit
Mühe markante Warnschwellen erreichen, wobei hierfür im wesentlichen stürmische
Böen ausschlaggebend sind. Bevor aber der Tagesgang richtig wirksam werden kann,
erfolgt im Osten die Trogpassage, so dass dann nur noch der Süden für mögliche
Gewitter in Frage kommt. Die Wahrscheinlichkeit für Gewitter ist sowohl im Süden
und erst recht im Osten jedoch nicht allzu hoch.
Bedingt durch den Tagesgang frischt im Süden, Osten und zum Teil auch in der
Mitte Deutschlands der Wind auf, wodurch in freien Lagen Windböen, auf
exponierten Berggipfeln Böen bis Sturmstärke auftreten können.
Infolge der Warmluftadvektion dominiert stärkere Bewölkung; Auflockerungen
kommen allenfalls nach Südosten hin sowie in Nordseenähe zustande. In diesen
Gebieten werden 19 bis 23 Grad erreicht; unter dichter Bewölkung bewegen sich
die Temperaturen zwischen 16 und 20 Grad.
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich der Trog nach Osten, gefolgt von einem
Keil, der von der Biskaya über die Ostsee hinweg nach Karelien gerichtet ist und
auch auf Deutschland übergreift. Die Warmluftadvektion lässt nach, Absinken im
Bereich dieses Keils lässt von Norden und Westen her die Wolken auflockern. Da
nach der Passage des Troges eine rasche Stabilisierung einsetzt, sollten
mögliche Gewitter in der ersten Nachthälfte beizeiten in sich zusammenfallen.

Sonntag... verlagert sich der wetterbestimmende Keil in seinem Nordteil rasch
nach Osten, wogegen der Südteil über der Biskaya und Frankreich verbleibt. Der
korrespondierende Bodenkeil, der eigentlich zum Azorenhoch gehört, schiebt sich
in den Südwesten und Westen Deutschlands. Allerdings setzt mit Passage der
Keilachse rasch eine Zonalisierung ein. Im Norden und Westen wird die Strömung
zusehends zyklonaler. Ein darin eingelagertes okkludierendes Frontensystem lässt
in diesen Gebieten erneut Niederschläge aufkommen, die im Tagesverlauf auch auf
die mittleren Gebiete übergreifen. Ganz im Süden, d.h. am Hochrhein und an den
Alpen, ist noch das Frontensystem vom Vortag wetterwirksam und sorgt dort für
länger andauernde Niederschläge. Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen werden
jedoch weder am Alpenrand noch in den Staulagen der westlichen Mittelgebirge
überschritten.
Auch wenn keine größeren Regenfälle zu erwarten sind, so dominiert doch
landesweit stärkere Bewölkung. Da der Bodenkeil von dem nachfolgenden
Frontensystem faktisch überlaufen wird, kann das Absinken nicht so recht
wetterwirksam werden. Ein paar Wolkenlücken sind zur Küste hin und im Lee der
Mittelgebirge am wahrscheinlichsten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen je
nach Bewölkung 17 bis 23 Grad.
In der Nacht zum Montag setzt sich die zyklonale west-nordwestliche Strömung
vollends über dem Vorhersagegebiet durch. Bedingt durch die Nähe zur Frontalzone
treten an der Küste Windböen auf. An den Alpen und in einigen süddeutschen
Mittelgebirgen werden die Niederschläge, die aus dem Frontensystem vom Vortag
resultieren, durch Stau verstärkt, sehr wahrscheinlich vorerst ohne dass
Warnschwellen überschritten werden. Im Nordwesten und im Norden setzen sich
Auflockerungen durch, so dass dort die Temperaturen auf einstellige Minima
zurückgehen.

Montag... wird die Frontalzone durch einen auf Skandinavien übergreifenden Trog
etwas nach Süden gedrückt, so dass von dem nach Süddeutschland gerichteten
Bodenkeil nicht mehr viel übrig bleibt. Bedingt durch die west-nordwestliche
Anströmung der Alpen kommt es an deren Nordrand zu weiteren staubedingten
Niederschlägen, deren Intensität jedoch nicht allzu hoch ist. Betrachtet man
jedoch einen längeren Akkumulationszeitraum, d.h. 24 oder gar 48 Stunden, ist
eine Überschreitung von Warnschwellen durchaus vorstellbar. Am
wahrscheinlichsten ist dies am östlichen Alpenrand. Im späteren Tagesverlauf
sollten aber auch dort die Niederschläge allmählich nachlassen.
Der Norden wird vom o.g. Trog beeinflusst. Labilisierung ermöglicht in
Verbindung mit dem Tagesgang die Entwicklung kurzer Gewitter (Typ
Kaltluftgewitter), die näher zur Küste hin am wahrscheinlichsten sind. Etwas
Scherung, sowohl niedertroposphärisch als auch weiter bis in die mittlere
Troposphäre hinauf reichend, kann die Entwicklung organisierter, vielleicht
sogar staffelartiger Strukturen begünstigen. Allerdings setzt von der Nordsee
her alsbald wieder Stabilisierung ein, so dass dort die Konvektion alsbald
wieder zusammenbricht oder zumindest für die Entwicklung von Gewittern nicht
hochreichend genug ist. Da in Verbindung mit kräftigeren Schauern oder Gewittern
Böen bis Sturmstärke auftreten, wären markante Warnungen erforderlich. Aber auch
außerhalb von Schauern und Gewittern muss im Küstenbereich mit Windböen,
exponiert vielleicht auch mit stürmischen Böen gerechnet werden.
In einem breiten Streifen, der sich von den mittleren Gebieten in den Südwesten
Deutschlands erstreckt, sorgt der o.g. Bodenkeil für Auflockerungen, im Lee der
Mittelgebirge auch für längere sonnige Abschnitte, wobei es weitgehend
niederschlagsfrei bleibt. Die Temperaturen können wieder etwas ansteigen, als
Maxima sind 20 bis 25, in Küstennähe und am Alpenrand Werte um 18 Grad zu
erwarten.
In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Trog von Skandinavien nach Osten, so dass
sich von der Nordsee her schwacher Hochdruckeinfluss durchsetzen kann. Die dem
Trog vorgelagerte Kaltfront dringt bis in die mittleren Gebiete vor, gelangt
dabei aber unter antizyklonalen Einfluss, so dass es im Frontbereich nur für ein
paar schwache Schauer reicht. An der Küste treten weiterhin Windböen auf,
ansonsten flaut der Wind ab. Am Alpenrand lassen dann die Niederschläge vollends
nach. Im Süden und in Teilen der Mitte klart es verbreitet auf.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Die Signale für Dauerregen am östlichen Alpenrand werden von keinem der Modelle
gestützt. Auch probabilistische Verfahren zeigen hierfür keine Indizien.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann