DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-06-2017 09:00
SXEU31 DWAV 240800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 24.06.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Wz
Windig, im Süden Gewittergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegt Deutschland im Bereich einer recht glatten westlichen
Höhenströmung, die im Norden etwas stärker ist als im Süden. Auch bodennah
herrscht eine westliche Strömung zwischen dem Keil eines Azorenhochs, der sich
nach Süddeutschland erstreckt, und tiefem Luftdruck über dem Norden und
Nordwesten Europas. Die Kaltfront eines Sturmtiefs nördlich von Schottland liegt
dabei aktuell noch über England und der Nordsee, erreicht aber im Tagesverlauf
den Nordwesten Deutschlands. Eine weitere Luftmassengrenze liegt über dem
äußersten Süden Deutschlands. Südlich dieser liegt eine sehr warme und instabil
geschichtete Luftmasse, in der sich heute wieder CAPE-Werte zwischen 500 und
1000 J/kg aufbauen können. Auslösung von Gewittern dürfte dabei vor allem über
dem Bergland (Alpen) stattfinden, wobei bei ppws um 30 l/qm Starkregen im
Ockerbereich möglich ist. Für Unwetter dürften die Zuggeschwindigkeiten in der
westlichen Strömung zu hoch sein, ganz ausschließen kann man es aber nicht. Auch
bezüglich des Hagels und der Böen sind vor allem Ocker-Kriterien vorstellbar. Im
großen Rest des Landes hat sich eine etwas kühlere (T850 zwischen 7 Grad im
Norden und 15 Grad in Donaunähe) Luftmasse durchgesetzt, wobei es insbesondere
in der Mitte immer noch hochsommerlich warm ist. Dort herrscht auch leichtes
Absinken vor, so dass vielfach die Sonne scheint. In den Norden fließt dagegen
eine deutlich feuchtere Luft, die im Vorfeld der Kaltfront auch leicht gehoben
wird, so dass es von Nord- und Ostsee bis in die Norddeutsche Tiefebene hinein
zu leichten Regenfällen kommt. Dort ist es auch meist bewölkt, so dass nur
Höchstwerte um 20 Grad erwartet werden, während im Süden und in der Mitte
verbreitet 23 bis 31 Grad zu erwarten sind. Zuletzt noch ein Wort zu Wind: Der
Gradient ist vor allem nach Norden zu etwas stärker, so dass dort sowie im
Bergland die Böen aus westlicher Richtung um 50 km/h erreichen sollten. Damit
werden die Warnschwellen allenfalls knapp erreicht. Mit erhöhter
Wahrscheinlichkeit treten Böen an den Küsten sowie im Norden Schleswig-Holsteins
auf, Cosmo-DE zeigt zudem ein Maximum über Nordbayern. Für allzu flächenhafte
Windwarnungen reichen aber die Signale nicht, so dass heute wohl eher
kurzfristig und kleinräumig gewarnt werden muss. Auf dem Brocken wird wohl Bft 9
knapp erreicht.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das hochreichende Tief bis vor die Küste
Norwegens. Damit wird bei uns die Höhenströmung zyklonaler und leichte PVA
erreicht den Norden Deutschlands, wo die Kaltfront schleifend liegt. In ihrem
Bereich soll aber weiterhin nur leichter Regen fallen, die hochaufgelösten
Modelle (Euro4, Cosmo-DE, aber auch ICON-EU) lassen im Schleifbereich aber auch
stärkere Regenfälle zu. Cosmo-DE simuliert sogar Gewitter, was aber angesichts
der recht stabilen Schichtung unwahrscheinlich erscheint und auch sonst von
keinem Modell so gesehen wird. Wahrscheinlicher ist wohl, dass es zu einzelnen
schauerartigen Verstärkungen kommt, die lokal mal um 10 l/qm Regen bringen und
somit auch nicht warnwürdig sind. Etwas warnwürdiger ist dagegen der Süden. Da
von Frankreich ein Kurzwellentrog Richtung Schweiz zieht, kommt im Alpenbereich
etwas Hebung auf. Zudem dreht der Wind wieder etwas auf Südwest, so dass die
feuchte und sehr warme Luftmasse wieder etwas nach Norden ins Alpenvorland
hinein vorankommt. Zunehmend Richtungs- und auch Geschwindigkeitsscherung lassen
organisierte Konvektion zu, so dass die Gewittertätigkeit von den Alpen und der
Nordschweiz ausgehen bis ins Alpenvorland hinein die ganze Nacht über andauern
kann. Mit tagesgangsbedingt allmählich abnehmender Labilität und nennenswerten
Zuggeschwindigkeiten, sollten aber keine Unwetterkriterien erreicht werden. Von
der Donau bis in die Mitte des Landes herrscht weiterhin leichtes Absinken und
der Himmel zeigt sich überwiegend klar. Der Wind sollte tagesgangsbedingt
landesweit etwas abnehmen, so dass in der Nacht keine Warnungen mehr nötig sind.
Allenfalls auf dem Brocken kann der Wind in der zweiten Nachthälfte mit
Annäherung der Kaltfront etwas zunehmen, so dass dort Böen Bft 9 erreicht
werden.

Sonntag... verlagert sich das Zentrum des hochreichenden Tiefs ins mittlere
Skandinavien. Dabei wird die Strömung in der Höhe immer zyklonaler und am Abend
erreicht ein Randtrog den Nordwesten Deutschlands. Im Süden läuft der Randtrog
tagsüber über unser Land hinweg und erreicht am Abend Oberösterreich. Die
Kaltfront kommt wieder etwas schneller nach Süden voran und könnte zum Abend in
etwa die nördlichen Mittelgebirge erreichen. In ihrem Umfeld kommt es bis in die
Mitte Deutschlands hinein zu Schauern und schauerartigen Regenfällen. Dabei ist
der Himmel im Norden und der Mitte oft wolkig bis stark bewölkt und die
Sonnenanteile entsprechend gering. Ganz im Süden, vornehmlich in den Alpen und
im höheren Vorland liegen noch Reste der feuchten und sehr warmen Luftmasse.
Allerdings kann sich am Sonntag keine so große Labilität mehr aufbauen. Durch
den Trog angetrieben kommt es aber in diesem Bereich zu schauerartigen
Regenfällen und Gewittern. Ockerwarnungen werden dann vor allem wegen
Starkregens noch möglich sein. Cosmo-LEPS bringt sogar sehr schwache Signale für
über 25 l/qm in 12 Stunden im Berchtesgadener Land. Der Schwerpunkt der
Gewitterentwicklung wird aber über Kärnten und Slowenien erwartet. Zwischen
Donau und Main bleibt es niederschlagsfrei und es stellt sich freundliches
Wetter ein. Dort werden auch wieder sommerliche Höchstwerte zwischen 25 und 28
Grad erwartet, während es nach Norden zu deutlich kühler bleibt und auch an den
Alpen unter Wolken etwas kühler ist. Der Druckgradient ändert sich kaum, er
verstärkt sich sogar ganz im Norden noch etwas. Somit sind in einzelnen freien
Lagen wieder Böen um 50 km/h aus Südwest bis West zu erwarten (also wieder knapp
an der Schwelle). An den Küsten sowie auf höheren Bergen sollten dann verbreitet
Böen Bft 7 bis 8 auftreten, in einzelnen exponierten Lagen (z.B. Brocken) auch
Bft 9).

In der Nacht zum Montag zieht der Trog im Süden ab. Die Höhenströmung verbleibt
weiterhin leicht zyklonal. Die Kaltfront, deren genaue Lage schwer auszumachen
ist, verbleibt irgendwo im Bereich der Norddeutschen Tiefebene. Dort kann es
weiterhin leicht regnen. Generell ist es im Norden vielfach bewölkt, während der
Himmel im Süden vorwiegend klar ist. Der Wind schwächt sich im Verlauf der Nacht
etwas ab, allerdings kann es an einigen Küstenabschnitten weiterhin zu Böen Bft
7 bis 8 kommen, ebenso wie im höheren Bergland. Auf dem Brocken kann es noch zu
Bft 9 reichen.

Montag... verlagert sich das Tief Richtung Finnland. Von Frankreich her nähert
sich ein schwacher Rücken. Im Bodendruckfeld gelangt unser Land in den Bereich
eines flachen Hochs, das sich von Südosteuropa bis nach Island erstreckt. Tröge
über der Iberischen Halbinsel haben dagegen im Südwesten Europas für Druckfall
gesorgt, so dass die Verbindung zum Azorenhoch gekappt wurde. Da sich in der
unteren Troposphäre teils schon wieder eine südwestliche Höhenströmung
einstellt, kommt Warmluft zurück. Am Mittag liegen in 850 hPa die Temperaturen
zwischen 16 Grad ganz im Süden und 5 Grad im Norden. Über dem Norden oder der
nördlichen Mitte schleifen dann auch die Reste der Kaltfront entlang, die aber
zunehmend unter Absinken gerät, so dass die leichten Regenfälle nachlassen. In
der Nordhälfte stellt sich somit ein zunehmend trockener, aber noch wolkiger Tag
mit Höchstwerten zwischen 17 Grad an der Nordsee und 24 Grad im Bereich der
nördlichen Mittelgebirge. Der Nordosten verbleibt noch im Bereich eines
stärkeren Gradienten, so dass an der Ostsee noch einzelne Böen der Stärke 7 bis
8 auftreten können. Ob es im nordöstlichen Flachland noch zu warnwürdigen Böen
reicht, ist fraglich. Im Süden gibt es dagegen wieder einen sonnigen Tag mit
Höchstwerten zwischen 25 und 31 Grad. Über den Alpen und dem angrenzenden
Vorland reichen zunehmende Labilität und die Feuchte für etwas CAPE, allerdings
sind die Auslösetemperaturen hoch und Hebungsantriebe schwach, so dass die
Auslöse fraglich bleibt.

In der Nacht zum Dienstag erreicht der kurzwellige Rücken die Mitte
Deutschlands, während ein flacher Trog nach Norditalien zieht. Dieser könnte
durchaus dazu führen, dass Schauer und Gewitter auf den Südwesten Deutschlands
oder das Alpenvorland übergreifen. Zumindest haben die Modelle leichte
Niederschlagssignale im Programm. Im übrigen Land stellt sich dagegen eine
ruhige Nacht ein. Da sich auch im Norden die Wolken unter leichtem Absinken
auflösen, wird es vielfach klar. Der Wind an der Ostsee fällt unter die
Warnschwellen, ansonsten ist es sowieso schwachwindig.

Modellvergleich und -einschätzung
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Auf synoptischer Skala unterscheiden sich die vorliegenden Modelle nur
unwesentlich. Auch bei der Entscheidung pro oder contra flächendeckende
Windwarnungen hilft der Modellvergleich nicht weiter. Wie oben schon
angesprochen sind einige hochaufgelöste Modelle etwas forscher bezüglich der
Schauer/Gewitter im Umfeld der Kaltfront kommende Nacht und am Sonntag. Da aber
die prognostizierten Temps nicht allzu labil sind, ist wohl eher mit Schauern
oder schauerartigem Regen und allenfalls vereinzelten Blitzen zu rechnen. Auch
das Starkregenkriterium wird wohl kaum erreicht, auch wenn einzelne Modelle das
andeuten. Eher besteht die Gefahr am Sonntag im Süden in der deutlich wärmeren
und feuchteren Luftmasse.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann